Die Pille: Knapp 50 Embolie-Verdachtsfälle pro Jahr

In den letzten Jahren stiegen die Verdachtsmeldungen zu unerwünschten Nebenwirkungen bei hormonalen Verhütungsmitteln.

, 8. Februar 2016 um 09:35
image
  • swissmedic
  • medikamente
  • yasmin
Die Heilmittelbehörde Swissmedic hat die Spontanmeldungen zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen bei hormonalen Kontrazeptiva aufbereitet. Das Thema ist bekanntlich recht belastet, da – Stichwort «Fall Céline» – der Verdacht im öffentlichen Raum steht, dass mit der Verwendung der Pille ein höheres Thromboserisiko einher geht. 
Insgesamt erfasste Swissmedic zwischen 1990 und 2015 knapp 3'300 Meldungen über unerwünschte Nebenwirkungen von hormonalen Verhütungsmitteln (etwa Kombinationspräparate, orale Gestagenmonopräparate, systemisch wirkende Pflaster, Implantate, Vaginalring, intrauterine Pessare).

Mehr Debatte, mehr Meldungen

436 Verdachtsmeldungen betrafen in jenem Vierteljahrhundert venöse Thromboembolien, 268 zielten auf Lungenembolien und 168 drehten sich um tiefe Venenthrombosen ohne Lungenembolie.
Swissmedic stellt dabei eine erhöhte Meldehäufigkeit seit 2013 fest – also parallel zur anlaufenden öffentlichen Debatte um die Thrombose-Risiken der Verhütungsmittel.

  • Im letzten Jahr, also 2015, liefen in Bern 368 Spontanmeldungen ein, die Nebenwirkungen anzeigten; wobei in 25 Fällen von Thrombose die Rede war.
  • In den drei Jahren davor war diese Zahl deutlich höher gewesen. Seit 2009 – dem Jahr der letzten Messung – meldete im Schnitt etwa 50mal pro Jahr ein Schweizer Arzt den Verdacht, dass sich eine Thrombose als Nebenwirkung eines Kontrazeptivums eingestellt haben könnte. 



Die Aussagen könnten in der Debatte um die Pillensicherheit sowie im laufenden Rechtsfall «Céline» womöglich eine Rolle spielen. Swissmedic weist allerdings darauf hin, dass die Aussagekraft der Meldungen begrenzt sei: «Das Spontanmeldesystem erlaubt keine systematische Erfassung von UAW (unerwünschten Arzneimittelwirkungen) und gestattet keine Aussagen über die Häufigkeit unerwünschter Wirkungen und auch keinen Vergleich zwischen verschiedenen Präparaten.»
Festgestellt wird aber, dass sich das Meldebewusstsein in den letzten Jahren deutlich verbessert habe. Es zeigt sich in einem deutlichen Anstieg der Meldefrequenz: «Vor allem werden zu neueren Präparaten und zu Präparaten, über die wegen möglicher Nebenwirkungen in der Presse berichtet wird, Meldungen eingereicht.»
Oder anders: Im Anstieg der Meldungen spiegelt sich eine erhöhte Sensibilisierung.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Bürokratie-Fiasko beim Zugang zu Medikamenten

Eine internationale Studie zeigt: Bürokratie ist in der Schweizer Gesundheitsversorgung ein grosses Problem. Gleichzeitig erschweren veraltete Prozesse den Zugang zu innovativen Medikamenten. Lösungen lägen auf dem Tisch – doch die Politik droht, die Situation noch zu verschlimmern.

image

EU gibt Novartis grünes Licht für Kisquali gegen Brustkrebs im Frühstadium

Der Wirkstoff Ribociclib soll insbesondere Patientinnen helfen, bei denen das Risiko besteht, dass sie einen Rückfall erleiden.

image

Antibiotika-Therapie: In Praxen und Kliniken immer noch suboptimal

In Baden-Württemberg erforschte man den Antibiotika-Einsatz in zehn Spitälern. Heraus kam ein halbes Dutzend heikler Punkte.

image

Mehr als die Hälfte der Medikamente war zu teuer

Nach der diesjährigen Arzneimittelüberprüfung des BAG sinken die Listenpreise von 300 Produkten.

image

Apothekerverband darf sich nicht über Santésuisse beschweren

Santésuisse darf behaupten, dass sich Apotheken mit Medikamenten-Teilpackungen «die Kassen füllen».

image

Swissmedic: Neues Mitglied im Expertengremium

Es ist Christian Kamm, Co-Chefarzt und Leiter der stationären Neurologie des Luzerner Kantonsspitals.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.