See-Spital Horgen: Der Präsident tritt zurück

Die Spitalleitung räumt jetzt offiziell ein, dass falsch abgerechnet wurde – und steht nun in Vergleichs-Verhandlungen mit betroffenen Krankenkassen.

, 2. Oktober 2015 um 09:11
image
  • seespital
  • zürich
  • spital
  • gesundheitskosten
Die Leitung des See-Spitals Horgen räumt ein, dass ein ehemaliger Angestellter falsch abgerechnet und Leistungen ungenügend dokumentiert hat. Der Leiter der Schmerzklinik habe Originalpräparate verrechnet und Generika abgegeben, sowie den Einsatz eines Instrumentes verrechnet, dieses aber nicht in jeder Behandlung angewendet. 
Dies meldet die «Neue Zürcher Zeitung» unter Verweis auf einen Kurzbericht des Spitals in Horgen. Danach laufen nun auch Vergleichsverhandlungen zwischen verschiedenen Krankenkassen und dem Spital. Mit der Visana gebe es schon einen Vergleich, eine Teil-Rückzahlung wurde geleistet. Eine Regresszahlung in Höhe von 70'000 Franken ging auch im Jahr 2012 an die CSS, nachdem die Krankenkasse ihre Ansprüche 2010 geltend gemacht hatte.

Nicht nahe genug angebunden

Zugleich wird ein Abgang an der Spitze vermeldet: Stiftungsrats-Präsident Walter Bosshard tritt per sofort von seinem Amt zurück. Er übernehme die Verantwortung dafür, dass die Schmerzklinik nicht nahe genug am Spital angebunden gewesen sei, sagte er vor den Medien (siehe hierhierhier, hier und hier). Für die mangelhafte Patientendokumentation und mangelhafte Leistungsabrechnung – die ebenfalls festgestellt wurden – könne er nicht die Verantwortung übernehmen, dafür sei er nicht Fachmann, sagte er zur «Zürichsee-Zeitung».
Der Stiftungsrat nimmt den Rücktritt von Walter Bosshard «mit grossem Bedauern zur Kenntnis», so eine Mitteilung. Man werde in den nächsten Tagen über die interimistische Leitung des Stiftungsrates entscheiden. 
Die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich meldete gestern, dass sie ein aufsichtsrechtliches Verfahren eingeleitet habe und vom See-Spital einen detaillierten Bericht verlangt hatte. Es geht um die teils massiven Vorwürfe, laut denen ein ehemaliger Angestellter – der erwähnte Schmerzarzt – falsch abgerechnet habe und die Spitalleitung ihn danach noch gedeckt habe; diesen letzten Punkt weist die Direktion aber zurück. 

Schmerzklinik unter neuer Aufsicht

Zum Teil würden die erhobenen Vorwürfe vom See-Spital anerkannt, meldete die Gesundheitsdirektion. Erste aufsichtsrechtliche Schritte seien schon getroffen worden, und nach Abschluss der Untersuchung «wird die Gesundheitsdirektion allenfalls erforderliche weitere aufsichtsrechtliche Sanktionen gegen den Arzt D. und die verantwortlichen Organe des Spitals verhängen.» Es sei denkbar, dass der Arzt seine Zulassung verliere, sagte der Zürcher Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger auf Radio SRF.
Das Spital habe verschiedene Massnahmen beschlossen, damit sich solche Fehler in Zukunft nicht wiederholen, so heute die Mitteilung. Laut NZZ wurde unter anderem die Schmerzklinik unter Aufsicht eines Chefarztes gestellt – und sie muss halbjährlich einen Bericht an den Stiftungsrat abliefern.
Anfang Woche hatte auch das das Bundesamt für Gesundheit interveniert und eine Strafanzeige gegen den Neurochirurgen eingereicht. 
«Es besteht ein ausreichend grosser Verdacht, dass in der Schmerzklinik unrechtmässig abgerechnet wurde», begründete BAG-Vizedirektor Oliver Peters die Strafanzeige, die bei der Staatsanwaltschaft Limmattal/Albis eingereicht wurde. Es sei im Interesse des BAG, dass die Vorgänge am See-Spital untersucht und gegebenenfalls auch mit Sanktionen belegt würden.
Bild: PD
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

So wird KI fit für die klinische Routine

Vivantes integriert mit clinalytix KI in die täglichen Behandlungsprozesse

image

GZO Spital Wetzikon: Definitive Nachlassstundung bewilligt

Damit wird dem Spital Wetzikon die benötigte Zeit eingeräumt, um das Sanierungskonzept anzugehen.

image

Das MediData-Netz: Damit alle profitieren

Die Digitalisierung im Gesundheitssystem ist dringend und bringt Vorteile für Health Professionals und Patient:innen. Die Standardisierung des Forums Datenaustauschs ermöglicht eine sichere Vernetzung und effiziente Prozesse. Das MediData-Netz ermöglicht die schnelle Implementierung neuer Lösungen.

image

Gesundheitsfördernde Materialien gesucht?

Die Wahl passender Materialien ist bei Neu- und Umbauten eine grosse Herausforderung – auch im Gesundheitsbereich. Denn diese müssen unterschiedlichen und hohen Anforderungen gerecht werden. Nicht immer ist das jahrelang Eingesetzte die beste Wahl und neue Alternativen haben es schwer.

image

Spitäler Schaffhausen: Gesamterneuerung teurer, Kosten bei 330 Millionen Franken

Dabei soll der Kanton insgesamt 130 Millionen Franken beitragen.

image

Spital Thusis: Zwischen Status Quo und Leistungsabbau

Soll das Spital Thusis in der heutigen Form erhalten bleiben – oder sich auf Kernbereiche beschränken? Dies die vorliegenden Szenarien. Ein Entscheid soll bis Mai 2025 fallen.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.