Studie belegt Zusammenhang zwischen Finanzkrise und Krebs-Toten

Die globale Wirtschaftskrise von 2008 ist mit dem Krebstod von Hunderttausenden verbunden: Dies besagt eine Studie in «The Lancet».

, 26. Mai 2016 um 08:07
image
  • forschung
  • onkologie
  • wirtschaft
Forscher aus Harvard, Oxford, London und Bern haben einen Zusammenhang zwischen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise und der Todesrate von Krebskranken entdeckt: Die Krise habe zwischen 2008 und 2010 weltweit zum Tod von einer halben Million Menschen durch Krebs beigetragen, heisst es in einer im Fachmagazin «The Lancet» veröffentlichten Studie.
Viele Patienten hätten nicht mehr angemessen behandelt werden können. Entweder weil sie arbeitslos geworden seien oder aufgrund der Einschnitte im Gesundheitswesen, so die Begründung. Fatale Konsequenzen ergaben sich laut der Studie insbesondere bei den besser behandelbaren Krebsarten wie Brust-, Prostata- oder Darmkrebs. 
Mahiben Maruthappu et al. «Economic downturns, universal health coverage, and cancer mortality in high-income and middle-income countries, 1990–2010: a longitudinal analysis», in: «The Lancet», 25. Mai 2016
Konkret beobachteten die Wissenschaftler in ihrer Langzeitanalyse: 

  • Ein Prozent mehr Arbeitslosigkeit führte zu 0,37 zusätzlichen Krebstoten auf 100’000 Menschen.
  • Ein Prozent weniger öffentliche Gesundheitsausgaben führte zu 0,0053 zusätzlichen Krebstoten auf 100’000 Menschen.

160'000 mehr Tote allein in der EU

Die Forscher um Mahiben Maruthappu vom Imperial College London betonen allerdings, dass es sich um einen Zusammenhang handelt und somit nicht zwangsläufig eine Ursache-Wirkungs-Beziehung bestehen muss. 
Die Zahl der zusätzlichen Krebsopfer werde in den Mitgliedsländern der Organisation für Wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) auf 260’000 geschätzt. Allein in der EU seien 160’000 Menschen zusätzlich an Krebs gestorben.
Mehr: «Global economic crisis linked to over 260,000 additional cancer deaths.» Imperial College London. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Roche macht sich bei seltenen Krankheiten rar

Der Basler Pharmakonzern richtet seine Forschung neu aus: Er will sich auf fünf grosse Therapiegebiete konzentrieren.

image

Studie: Tageszeit könnte Krebstherapie beeinflussen

Am frühen Morgen seien Krebsmedikamente besonders wirksam, am frühen Nachmittag weniger. Spitäler richten sich bislang nicht danach.

image

Je weniger Pflege-Fachleute, desto längere Spitalaufenthalte

Mit Team-Nursing können Spitäler viel Geld sparen. Doch eine US-Studie zeigt, dass die Patienten unter diesem Modell leiden.

image

SAMW: Diese KSBL-Ärztin ist ein Vorbild

Magdalena Filipowicz Sinnreich gewinnt den diesjährigen Stern-Gattiker-Preis.

image

Ostschweizer Kispi und HSG: Gemeinsames Diabetes-Forschungsprojekt

Untersucht wird, wie sich Blutzuckerschwankungen auf die Nervengesundheit bei Kindern mit Diabetes Typ 1 auswirken - und welche Rolle Lebensstilfaktoren spielen.

image

Studie untermauert die heilende Wirkung der Spitalclowns

Bei Lungenentzündung führten sie in Kinderspitälern zu einer deutlich kürzeren Aufenthaltsdauer. Auch waren bestimmte Marker besser.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.