«System wird Politik um die Ohren fliegen»

Enea Martinelli warnt vor Medikamenten-Engpässen. Schuld daran sei die Politik, so der Spitalapotheker.

, 28. August 2020 um 07:39
image
  • medikamente
  • enea martinelli
  • spital
  • politik
Die Sparpolitik des Bundes im Gesundheitswesen fördert Engpässe bei Medikamenten. Dies sagt Enea Martinelli gegenüber der Nachrichtenplattform Nau.ch
«Letztendlich wird das System der Politik um die Ohren fliegen», glaubt der Chefapotheker am Spital Interlaken.
Die Schweiz handle nach der Devise «wir tun was und schauen danach, ob es entgegen aller Warnungen das Richtige war». Anders Deutschland, Frankreich oder die EU, welche die heimische Produktion fördern. 

Billigstprinzip sei noch schlimmer als das Referenzpreissystem

Die Schweiz wolle vor allem eins: Die Gesundheitskosten senken. Der Bundesrat will bei Medikamenten ein Referenzpreissystem. Noch schlimmer sei aber das «Billigstprinzip», sagt Martinelli dem Nachrichtenportal weiter. Dieses schlägt die Gesundheitskommission des Nationalrats vor.
Genau dieses Prinzip führe zu den Lieferengpässen, warnt Martinelli. «Mit der Zeit gibt es wohl nur noch ein Produkt, nämlich jenes, das jeden Preisschritt unterbietet.» 

Hersteller werden vertrieben

Die teureren Konkurrenten würden sich vom Markt zurückziehen. Das ist billiger, aber bei einem Ausfall des einzig verbliebenen Produkts wäre dann keine Alternative vorhanden.
«Die Lösung ist also weder durchdacht noch wirklich gut.» Wenn man Preise diskutiere, müsse man auch die Versorgung diskutieren: «Sonst geht das nicht», sagt Martinelli.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Studie: Weniger Narkosegas, mehr Umweltschutz

Das Institut für Anästhesiologie des USZ verwendet weniger Narkosegas, dafür mehr intravenöse Narkosemittel - und konnte damit die Emissionen um 81 Prozent senken.

image

Hirnschlag erst spät behandelt – Spital nicht schuldig

Ein Genfer Spital hat bei einer Notfall-Patientin erst nach 12 Stunden einen Hirnschlag diagnostiziert. Trotzdem ist es keinen Schadenersatz schuldig.

image

Klinik Pyramide am See zügelt in die Privatklinik Bethanien

Die beiden Zürcher Kliniken von Swiss Medical Network spannen ab Oktober zusammen.

image

«Mit einem so hohen Verlust haben wir nicht gerechnet»

Das sagt Bernhard Pulver, Verwaltungsratspräsident der Insel Gruppe, zum 69-Millionen-Defizit im ersten Halbjahr.

image

Spital STS: Neuer CEO kommt vom Inselspital

David Roten tritt seine neue Funktion im Januar 2025 an.

image

Spital Affoltern: Arzt weg, Zentrum geschlossen

Das Schmerzzentrum des Spitals Affoltern muss schliessen - weil ihm der einzige Belegarzt, Michael Heesen, abhanden gekommen ist.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.