Neue teure Medikamente, deren Nutzen noch nicht bewiesen ist, wollen die Krankenkassen nicht mehr widerspruchslos bezahlen. Zu Beginn der Behandlung – so die Idee des Kassenverbands Curafutura – erhalten die Anbieter nur gerade 30 Prozent des Preises. Der Rest folgt in zehn jährlichen Raten, und zwar nur dann, wenn der Patient noch lebt.
Nur bei teuren Therapien
«Pay for Performance» heisst das, oder auf Deutsch: Bezahlung bei Erfolg. Das tönt einfach, ist aber nur bei sehr teuren Medikamenten-Therapien möglich, die eine Heilung versprechen. Zum Beispiel bei den neuen teuren Krebstherapien oder beim 850 000 Franken teuren Medikament Luxturna, eine Gentherapie gegen frühkindliche Erblindung. «Bei Blutdrucksenkern lässt sich hingegen kaum objektiv ein Heilungserfolg feststellen», dämpfte der Studienautor Kurt Müller an einer Pressekonferenz von Curafutura allzu hohe Erwartungen an das Modell.
Je mehr Umsatz, umso mehr Rabatt
Doch bei umsatzstarken Arzneimitteln wie Blutdrucksenkern will Curafutura ein anderes Preissystem zum Zug kommen lassen: Mengenabhängige Preise. Oder vereinfacht gesagt: Je mehr Umsatz eine Firma mit einem Medikament macht, umso mehr Rabatte muss sie gewähren.
Warum kommt Curafutura auf dieses Modell? Weil sich folgendes zeigt: Für die 20 Medikamente mit den höchsten Umsätzen mussten die Kassen letztes Jahr 20 Prozent ihrer Medikamenten-Rückerstattungen zahlen. Doch genau diese Medikamente waren auch für einen massiven Kostenanstieg in den letzten vier Jahren verantwortlich: Der gesamte Medikamentenmarkt wurde rund 14 Prozent teurer, die 20 umsatzstärksten jedoch fast 50 Prozent.
240 Millionen Franken Einsparungen
Solche massiven Preissteigerungen will Curafutura künftig verhindern. Sobald ein Medikament mehr als 20 Millionen Franken Umsatz macht, müssten die Hersteller Mengenrabatte geben.
Das hätte zum Beispiel letztes Jahr diese Folgen gehabt: 13 der 20 Top-Medikamente wären billiger geworden, und zwar um durchschnittlich 23 Prozent. Das hätte 240 Millionen Franken weniger gekostet.
Gesamtkosten: Sieben Milliarden Franken
Angesichts des gesamten Betrags, den die Krankenversicherer für Medikamente ist das nur ein Bruchteil. Medikamente kosten die obligatorischen Krankenversicherungen nämlich pro Jahr fast sieben Milliarden Franken.
Doch, so hofft Curafutura, dass dieses Modell den künftigen Kostenanstieg zumindest dämpfen könnte. Denn jede Mengenausweitung führt automatisch zu entsprechenden Rabatten.
Medikamente so teuer wie Ärzte oder Spitalaufenthalte
Insgesamt machen die Medikamente in der obligatorischen Krankenversicherung etwas weniger als einen Fünftel der Kosten von 32 Milliarden Franken aus. Ähnlich viel kosten die Spitalaufenthalte pro Jahr. Den grössten Kostenblock machen die Arztkonsultationen aus mit siebenhalb Milliarden Franken.
Der Bundesrat ist offen für Änderungen bei der Festlegung der Medikamentenpreise. Er hat einen entsprechenden Vorstoss des Urner FDP-Ständerats Josef Dittli angenommen, der gleichzeitig auch Präsident von Curafutura ist.
Santésuisse unterstützt System mit Referenzpreisen
Dem Verband Curafutura gehören die vier grossen Kassen CSS, Helsana, Sanitas und KPT an. Die übrigen 48 obligatorischen Krankenversicherer sind bei Santésuisse zusammengeschlossen. Dieser Verband kennt die Vorschläge von Curafutura noch nicht, wie Sprecher Manuel Ackermann auf Anfrage von Medinside sagt.
Santésuisse ist überzeugt, dass das Referenzpreissystem, wie es das Parlament bereits diskutiert, den Prämienzahlern am meisten bringe. Dabei würden die Behörden für alle Arzneimittel ohne Patentschutz eine Preisobergrenze festlegen. Der Bundesrat ortet damit bei den Generika Sparmöglichkeiten von rund 400 Millionen Franken pro Jahr.