Auf den ersten Blick scheinen die Unterschiede riesig: Im Gesundheitswesen verdienen Frauen über 30 Prozent weniger als Männer. Im Gastgewerbe beträgt die Differenz hingegen nur gut 7 Prozent, im Verkauf 17 Prozent. Einzig die Banken und Versicherungen weisen ebenfalls eine hohe Spanne zwischen Männer- und Frauenlöhnen auf, nämlich gut 24 Prozent.
Viele typische Frauenberufe
Die Zahlen muss man aber relativieren. Die hohe Lohndifferenz bedeutet nicht, dass die Unternehmen gleichwertige Arbeit bei Männern höher honorieren als bei Frauen. Vielmehr zeigen sie, ob es in einer Branche viele typische Frauenberufe oder viele typische Männerberufe gibt.
Denn auch wenn etwa in der Pflege Frauen und Männer genau gleich bezahlt werden, sind die Löhne in diesem Bereich doch grundsätzlich tiefer als in traditionellen Männerberufen.
Trotzdem gleicher Lohn für gleiche Arbeit
Erklärbare Unterschiede
Das heisst, dass die grossen Lohnunterschiede erklärbar sind. Zum Beispiel dadurch, dass Frauen eher auf tieferen Hierarchiestufen arbeiten oder weniger Berufserfahrung haben. Erst wenn diese Kriterien weggelassen werden, kommt man auf die so genannte unerklärbare Lohndifferenz.
Diese unerklärbare Lohndifferenz ist im Gesundheitswesen am tiefsten; sie beträgt nur 2,4 Prozent. Am höchsten ist sie in der Erziehung, im Sozial- und im Personalwesen. Dort ist ein Unterschied von 4,1 Prozent nicht erklärbar.
Weniger Benachteiligung im Gesundheitswesen
So gesehen könnte man schlussfolgern, dass zwar die Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau im Gesundheitswesen am grössten sind, dass aber gleichzeitig jene Unterschiede, die möglicherweise Frauen tatsächlich benachteiligen, am geringsten sind.
Gleichwohl fordert der Schweizer Arbeitgeberverband «weitere Anstrengungen», um die Lohndifferenzen zwischen den Geschlechtern zu verringern.
Unterschiede werden nicht kleiner
Das dürfte in der Tat nötig sein. Denn diese Unterschiede haben sich in den letzten Jahren nicht verringert haben. Schon vor fünf Jahren zeigte zum Beispiel eine Studie im Auftrag des Bundes, dass die Lohndifferenz in der Kategorie «Akademische und verwandte Gesundheitsberufe» knapp 30 Prozent beträgt.