Steht der Numerus Clausus vor dem Aus?

Eine entsprechende Motion wurde Mitte März deutlich angenommen. Studienplätze sollen erhöht und Ärzte wieder vermehrt in der Schweiz ausgebildet werden.

, 28. März 2024 um 09:12
image
65 Prozent der Schweizer, die gerne Medizin studieren würden, erhalten keinen Studienplatz. Das soll ändern. | Freepik
Wie sinnvoll der Numerus Clausus ist, wird seit Jahren diskutiert. Versuche, den Eignungstest abzuschaffen, sind in der Vergangenheit stets am Widerstand der Politik gescheitert.
Nun scheint sich die Abschaffung des NC zu konkretisieren. Der Nationalrat hatte am 11. März eine entsprechende Motion von Mitte-Nationalrat Benjamin Roduit (VS) deutlich angenommen (mit 144 zu 43 Stimmen). Demnach soll der Bund gemeinsam mit den Kantonen für mehr Studien- und Praktikumsplätze für angehende Ärzte sorgen. Das letzte Wort hat nun der Ständerat.
Wirtschaftsminister Guy Parmelin beantragte erfolglos die Ablehnung der Motion - er sieht die Zuständigkeit bei den Kantonen.
Wie brisant die aktuelle Debatte ist, zeigen die Zahlen: Rund 40 Prozent der in der Schweiz arbeitenden Ärzte haben ihr Studium nicht in der Schweiz absolviert. 65 Prozent der Schweizer, die gerne Medizin studieren würden, erhalten keinen Studienplatz – manche von ihnen weichen für das Medizinstudium nach Osteuropa aus.

Mehr (Master)Studienplätze

Die FMH positionierte sich bereits vor sieben Jahren gegen den Numerus clausus. Dieser prüfe zwar die kognitiven Leistungen, würde allerdings keine Aussagen über die später im Beruf wichtigen Fähigkeiten wie Sozialkompetenz und emotionale Intelligenz treffen - und greife deshalb zu kurz, so FMH-Präsidentin Yvonne Gilli gegenüber Medinside.
Die FMH setze sich deshalb für ein zweistufiges Verfahren ein, bei dem ergänzend zum Numerus clausus situational Judgement Tests oder Multiple Mini-Interviews eingeführt werden.
Gilli betont allerdings auch, dass die Hauptursache für den Hausärztemangel nicht der Numerus clausus sei, sondern die zu geringe Zahl an Master-Studienplätzen für zukünftige Mediziner. Die FMH fordert deshalb, dass die Studienplätze deutlich erhöht und Ärzte zukünftig wieder vermehrt in der Schweiz ausgebildet werden. «Alle Selektionsverfahren, mit oder ohne Numerus clausus, richten sich daran aus, wie viele Studienplätze für das Masterstudium zur Verfügung stehen», so die FMH Präsidentin.
Artikel teilen
  • Share
  • Tweet
  • Linkedin
  • Whatsapp
  • Telegram
Kommentar

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Was ist Ihr Beruf?

Wo arbeiten Sie?*

undefined
undefined

*Diese Angaben sind freiwillig. Sie bleiben im Übrigen anonym.
Warum bitten wir Sie darum? Medinside bietet Ihnen die Informationen und Beiträge kostenlos. Das bedeutet, dass wir auf Werbung angewiesen sind. Umgekehrt bedeutet es idealerweise auch, dass Ihnen auf Medinside möglichst nur Werbung gezeigt wird, die zu Ihnen passt und die Sie interessant finden könnten.
Wenn wir durch solche Erhebungen Angaben über das allgemeine Profil des Medinside-Publikums gewinnen, nützt dies allen: Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, uns und unseren Kunden. Vielen Dank!


Mehr zum Thema

image

Überraschende Rechnung: Medizinstudium soll viermal günstiger sein

Hat die Politik bislang mit falschen Zahlen gerechnet? Eine Analyse des Verbandes der Schweizer Medizinstudierenden Swimsa deutet darauf hin.

image

Ein Test soll sagen, ob jemand das Talent zum Arzt hat

Die Universität Heidelberg will vor Studienbeginn sicherstellen, dass angehende Ärzte auch sozial kompetent sind.

image

Johns Hopkins Medical School: Keine Studiengebühren mehr

Mit einer Milliardenspende will der Milliardär Michael Bloomberg helfen, dass mehr Ärzte und Pflegepersonal in der Grundversorgung tätig werden – und nicht in lukrative Fachbereiche abwandern.

image

St. Gallen will weiterhin Medizin-Master ausbilden

Nach dem überraschenden Abbruch des Joint-Medical-Master-Projekt von HSG und Uni Zürich sucht der Kanton neue Partner. Zum Beispiel in der ETH.

image

Auch mit Leseschwäche zum Medizinstudium

Ein wegweisendes Urteil: Wer unter Dyslexie leidet, soll im Eignungstest mehr Zeit für Prüfungsaufgaben erhalten.

image

USA: Milliardärin befreit Medizinstudenten von Studiengebühren

Am Albert Einstein College of Medicine in New York lernen die Medizinstudenten ab sofort gratis. Dank einer Milliardenspende.

Vom gleichen Autor

image

Auch Unispital Zürich mit besserem Jahresergebnis

2024 behandelte das USZ stationär wie ambulant mehr Patienten. Damit konnte der Verlust gesenkt werden.

image

Neue HR-Leiterin am Sanatorium Kilchberg

Corinne von Gunten wird damit auch Mitglied der Geschäftsleitung. Sie war zuletzt im Spital Bülach tätig.

image

Physiotherapeuten bekommen endlich einen neuen Tarif

Ab Juli 2025 gilt ein neuer Zeitleistungstarif, der den bisherigen Pauschaltarif ablöst. Darauf haben sich die Tarifpartner Physioswiss, H+ und die Medizinaltarif-Kommission geeinigt.