Die kranken Häuser von Deutschland

Bis 2023 könnte fast die Hälfte der deutschen Kliniken von der Pleite bedroht sein – so eine neue Studie.

, 5. Juli 2024 um 01:44
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Leuchtturm in Krisenregion: Die Berliner Charité, das bestbewertete Spital Deutschlands  |  Bild: hoch3media on Unsplash
Inzwischen ist es klar: In der Schweiz hat mehr als die Hälfte der Akutspitäler im vergangenen Jahr einen Verlust geschrieben. Und kein nennenswertes Haus erreichte eine Ebitda-Marge von 10 Prozent.
Einen Trost (wenn auch einen sehr schwachen) mag der Blick über den Rhein bieten: Er zeigt, dass dasselbe Problem in Deutschland herrscht – die Finanzierung ist zu dünn –, und mehr noch: Bereits 2022 schrieb ein Drittel der deutschen Kliniken rote Zahlen. Jedes zehnte Haus lag «im roten Bereich» mit erhöhter Insolvenzgefahr.
Dies besagt die neue Ausgabe des «Krankenhaus Rating Report 2024», der jährlich vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und dem Institute for Healthcare Business erarbeitet wird. Die Studie fusst primär auf den Daten von 921 Krankenhäusern.
Das durchschnittliche Jahresergebnis dieser Spitäler betrug im Jahr 2022 weniger als 1 Prozent der Erlöse. Dies, obwohl die Subventionen um rund 8 Prozent gestiegen waren.
Dies bedeutet, dass die deutschen Krankenhäuser ebenfalls kaum noch in der Lage sind, die nötigen Investitionen zu tätigen.
Im Rahmen der Studie wurden aber auch 47 Klinikinsolvenzen untersucht, die zwischen Juni 2022 und März 2024 stattgefunden hatten. Es zeigte sich, dass eher kleinere Häuser betroffen waren. Und dass vor allem Spitäler einbrachen, die von weltanschaulichen Vereinigungen getragen wurden (zu deutsch: «in freigemeinnütziger Trägerschaft»); ein Viertel der Pleiten entfielen auf Kliniken mit öffentlich-rechtlichen Trägern – und nur wenige auf kommerzielle Privatkliniken.
Die Autoren des Leibnitz-Instituts erwarten, dass der Anteil der insolvenzbedrohten Spitäler von 14 Prozent im Jahr 2023 auf 48 Prozent im Jahr 2030 steigen wird (sofern nicht gewisse politische Eingriffe geschehen).
Der Anteil der Kliniken mit einem Verlust könnte bereits 2024 den Wert von rund 70 Prozent erreichen – und bis zum Ende des Jahrzehnts bei etwa diesem hohen Niveau verharren.
Allerdings plant die Regierung in Berlin ein Massnahmenpaket (Name: «Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz»), das diverse Zuschläge und Investitions-Subventionen vorsieht. Dies könnte helfen – so die Studie weiter –, dass im Jahr 2030 «nur» noch 24 Prozent der Krankenhäuser im roten Rating-Bereich liegen (also insolvenzgefährdet sind) und dass 75 Prozent der Häuser wieder ein positives Jahresergebnis schreiben.
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