Bis 2033 braucht die Schweiz über 2300 neue Allgemeininternistinnen und -internisten. Denn in den nächsten zehn Jahren wird 44 Prozent dieses Potentials verschwinden. Das zeigt eine
Workforce-Studie der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGAIM).
Die Hauptursachen sind bevorstehende Pensionierungen und eine Reduktion von Arbeitspensen.
«Wir sind bereits heute mit einem Mangel an Fachkräften konfrontiert. Dieser wird sich in den nächsten zehn Jahren deutlich zuspitzen», sagt Studienautor Sven Streit in Hinblick auf die 10-Millionen-Schweiz. Und weiter: «Wir können uns nicht zurücklehnen und glauben, dass wir allein aus dem Ausland unseren Bedarf decken können.»
Das durchschnittliche Arbeitspensum im Jahr 2023 betrug 78 Prozent für Frauen und 87 Prozent für Männer.
- Bis 2033 werden davon 1935 Vollzeitäquivalente (FTE ) bzw. 37 Prozent in den Ruhestand gehen
- 502 FTE (10 Prozent) wollen ihre Arbeitsbelastung reduzieren
- 116 FTE (2 Prozent) wollen ihr Arbeitspensum erhöhen.
- 2800 FTE (53 Prozent) werden mit demselben Pensum wie 2023 im Beruf bleiben.
Aus Sicht der Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin braucht es daher Massnahmen auf mehreren Ebenen, um eine Versorgungslücke zu verhindern:
- Die Schweiz muss die Universitäten darauf ausrichten, neben Spitzenmedizin die Grundversorgung zu lehren. Entscheidend ist, die Zahl der Studienplätze in der Humanmedizin zu erhöhen – auch wenn sie in den letzten Jahren bereits ausgebaut wurden. Diese Massnahme hilft auch gegen den Mangel an Kinderärztinnen und Kinderärzten sowie Psychiaterinnen und Psychiatern.
- Um die in der Bundesverfassung verankerte medizinische Grundversorgung von hoher Qualität zu gewährleisten, braucht es auf politischer Ebene einen Masterplan von Bund und Kantonen.
- Zentral ist ein fairer, zeitgemässer Arzttarif sowie der Stopp von sinnlosen Zulassungsbeschränkungen für Fachärzte Allgemeine Innere Medizin wie dies zurzeit im Kanton Bern vorgesehen ist.
- Neben genügend Studien- und Weiterbildungsplätzen braucht es auch ein Arbeitsumfeld, in dem sie sich Mediziner ideal auf ihre bevorstehende Tätigkeit als Generalisten im Spital oder in der Praxis vorbereiten können.
Die Erhebung:
Die wissenschaftliche Leitung oblag Sven Streit, dem Präsidenten der SGAIM-Nachwuchsförderungskommission. Er ist ausserordentlicher Professor für Grundversorgung Medizin an der Universität Bern und Mitglied des Management Boards des Berner Instituts für Hausarztmedizin (BIHAM).
Die Befragten wurden nach ihrer aktuellen durchschnittlichen Arbeitsbelastung im Jahr 2023 und nach ihrem geplanten Arbeitspensum im Jahr 2033 gefragt. Basierend darauf berechnete Sven Streit die Vollzeitäquivalente (FTE) der aktuellen Fachärztinnen und Fachärzten für AIM und extrapolierte die FTE auf alle aktiven SGAIM-Mitglieder.
Von den 6232 aktiven SGAIM-Mitgliedern nahmen 2030 (33 Prozent) an der Umfrage teil. 46 Prozent der Teilnehmenden waren weiblich, die grösste Altersgruppe bildeten die 56- bis 65-Jährigen (25 Prozent). 19 Prozent befanden sich noch in der Weiterbildung zum Facharzt bzw. zur Fachärztin.