ETH-Forscher entwickeln Ohrstöpsel, der Schlaganfall-Patienten helfen soll

Der smarte Knopf im Ohr von Paulius Viskaitis und Dane Donegan soll dabei unterstützen, nach einem Schlaganfall Bewegungen schneller wieder zu erlernen. Dadurch wird eine OP unnötig.

, 18. April 2023 um 11:54
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Paulius Viskaitis (links) und Dane Donegan haben ein neues Rehabilitationssystem für Schlaganfallpatientinnen und -patienten entwickelt. | ETH Zürich, Stefan Schneller
Bei einem Schlaganfall werden Regionen im Gehirn beschädigt, die Bewegungsabläufe – wie Gehen oder Nach-​etwas-Greifen – oft unmöglich machen. Eine wichtige Rolle bei der Rehabilitation der beschädigten Hirnregionen spielt die Stimulation des Vagusnervs.
Bis anhin ist dafür eine teure Operation unter Vollnarkose notwendig, wobei ein Impulsgeber unter die Haut implantiert wird. Dieser Eingriff kann meist erst ein Jahr nach dem Schlaganfall durchgeführt werden. Dadurch verlieren Patientinnen und Patienten wertvolle Zeit.
Nun haben die beiden ETH-​Wissenschaftler Paulius Viskaitis und Dane Donegan vom Rehabilitation Engineering Laboratory ein neues System ins Leben gerufen, mit dem die Stimulation des Vagusnervs in Zukunft viel einfacher und schneller möglich sein soll.
«Unser Ohrstöpsel aktiviert den Nerv in der Ohrmuschel mittels subtiler, elektrischer Reize. Ein operativer Eingriff ist nicht mehr notwendig», wird Viskaitis von der ETH zitiert.

Sensor kommuniziert mit Ohrstöpsel

So geht's: Der von den Forschern entwickelte Bewegungssensor gleicht einer Smartwatch. Den Sensor tragen Schlaganfallpatienten dort, wo ihre Motorik beeinträchtigt ist, zum Beispiel am Arm.
Mittels einer speziellen Software analysiert der Sensor die Bewegungen des Arms in Echtzeit und teilt dem Ohrstöpsel mit, wann der Patient diesen besonders gut bewegt hat.
Daraufhin wird der Vagusnerv stimuliert, und das Gehirn prägt sich den richtigen Bewegungsablauf schneller und wirksamer ein. Im Fachjargon wird dieser Ablauf Verstärkendes Lernen genannt.
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