Abgeschlagen, nutzlos, ohne Ziel: Solche Gefühle kennen etliche Ärzte, Ärztinnen und Pflegefachpersonen. Mit solchen Gefühlen steigt das
Risiko für ein Burn-Out.Schnelle Lösungen nützlicher
Als Lösung dagegen wird oft genannt: Mehr Lohn, weniger Arbeitszeit und mehr Hilfe von Kollegen. Das Problem ist: Das ist oft Wunschdenken und ganz bestimmt keine Sofort-Lösung.
Nützlicher sind Strategien, die schnell helfen. Die deutsche Gesundheitsplattform
Medscape schreibt, dass es am wichtigsten sei, überhaupt zu bemerken, dass man Symptome eines Burn-Outs habe.
Oft zu wenig auf sich geschaut
Eine Psychiaterin schildert zum Beispiel: «Ich kämpfte mit ständiger Müdigkeit und schlief jeden Tag sofort ein, wenn ich von der Arbeit nach Hause kam, aber ich dachte, eine B12-Spritze würde alle meine Probleme lösen.»
Wichtig zu wissen: Arzt- und Pflegepersonal verbringt viel Zeit damit, sich auf andere Menschen zu konzentrieren, so dass diese Personen oft lange nicht bemerken, wie es ihnen selber geht.
Schnelle Hilfe können diese fünf Strategien bieten:
1: Sich rasch aus belastenden Situationen befreien
Gehen Sie in Momenten mit viel Stress kurz weg: Gehen Sie auf die Toilette. Oder sagen Sie einem Patienten, dass Sie im Nebenzimmer etwas überprüfen müssen, damit Sie Zeit haben, um Luft zu holen. So können Sie belastende Situationen zuerst einmal schnell beenden. Danach sollten Sie Dinge tun, die Ihnen helfen, sich besser zu fühlen: Tief durchatmen oder einen Mitmenschen nach einem schönen Ausflug oder einem glücklichen Ereignis fragen.
2: Den Körper beherrschen – mit Körperpsychotherapie
Konzentrieren Sie sich darauf, wie sich Emotionen im Körper äussern. Das kann besonders Menschen in medizinischen Berufen helfen, sich mit ihrem Nervensystem «anzufreunden». Zu den Therapieübungen gehören unter anderem die bewusste Atmung, die Erdung des Körpergewichts durch Lösen von Spannungen in den Füssen, die Dehnung des gesamten Körpers oder das Lösen von Schulter- und Nackenverspannungen durch bewusstes Entspannen dieser Muskelgruppen.
3: Wohlbefinden wieder herstellen.
«Three Good Things» - drei gute Dinge, heisst ein
Programm, das in den USA erfolgreich ist. Es fordert dazu auf, täglich ein SMS mit 3 positiven Ereignissen des Tages zu schreiben. Das Programm dauert 15 Tage, und Teilnehmer haben auch Zugang zu den Antworten ihrer Kollegen. Das Programm soll die Lebenszufriedenheit signifikant verbessern.
Es gehe dabei nicht darum, zu sagen, dass es nur Positives gibt; es gehe darum, dass man erkenne, dass es mehr als nur das Negative gebe.
Auch andere solche Kurz-Programme können Freude, Humor, Ehrfurcht, Engagement und Selbstliebe, stärken und helfen, sich von Burnout-Symptomen zu erholen.
4: Kognitive Umstrukturierung
Etwas schwieriger und komplizierter ist es, neue Wege der Interpretation und Reaktion auf andere Menschen und Situationen erlernen. Dazu braucht es eine Therapie. Und ausserdem sind solche Verhaltensänderungen mit Vorsicht einzusetzen. Denn sie sollen den Betroffenen nicht vorgaukeln, dass mit ihnen etwas nicht stimme und dass sie sich nicht genügend an die Verhältnisse im Gesundheitswesen angepasst hätten.
5: Kleine Dinge im Arbeitsumfeld verändern
Ärzte und Pflegepersonal können die Zustände im Gesundheitssystem kaum verändern, und schon gar nicht von heute auf morgen. Besser ist es deshalb, kleine – aber dennoch störende – Dinge in der eigenen Umgebung anzugehen. Hilfreich ist eine entsprechende Liste, die man dann mit Kollegen und Vorgesetzten diskutieren und allenfalls verbessern kann. Dazu zählen etwa auch Probleme mit dem Computer.
«Ärzte neigen dazu, extrem hart zu arbeiten, um ein System zusammenzuhalten, das oft von Natur aus nicht tragfähig ist.»
Eran Magan
Der US-Psychologe Eran Magan gibt zu bedenken: «Ärzte neigen dazu, extrem hart zu arbeiten, um ein System zusammenzuhalten, das oft von Natur aus nicht tragfähig ist, wie die Faszien eines Körpers, der unter enormer Belastung steht. Manchmal ist es mutig, sich zu weigern, weiterhin der Dreh- und Angelpunkt zu sein und die Dinge kaputt gehen zu lassen, damit das System anfangen muss, sich selbst zu verbessern, anstatt Menschen immer mehr abzuverlangen.»