Das Universitätsspital Basel hat in diesen Tagen
einen Versuch gestartet: Es lädt dazu ein, die EKG-Daten von seinen Smartwatches und anderen
Wearables bei der «Basel Wearble Clinic» hochzuladen. Das Angebot richtet sich zum Beispiel an Menschen, die unter Herzstolpern, Palpitationen oder einem unregelmässigen Puls leiden.
Ein USB-Team erarbeitet dann einen schriftlichen Befund mit einer ärztlichen Interpretation des EKG sowie einer Empfehlung für das weitere Prozedere. Die Patienten können sich so Zeit und Arztbesuche sparen – und das Unispital kommt womöglich zu interessanten kardiologischen Daten.
Doch machen die Menschen mit? Eine neue Studie der Sanitas Krankenversicherung ging der Frage nach, wie es Herr und Frau Schweizer mit ihren digitalen Gesundheitswerten so halten.
It's a game
Eine erste Antwort lautet: grundsätzlich positiv. Zumindest probiert man die Messungen von Fitbit & Co. gern aus. Auch sind die Menschen gern bereit, ihre Gesundheitsdaten während einer medizinischen Behandlung beobachten zu lassen.
Aber: Die Menschen sind nicht sehr motiviert, digitales Gesundheitstracking langfristig zu Präventionszwecken zu nutzen. Und im Alltag ist man auch nicht sehr bereit, seine Daten aufzuzeichnen und damit einen Beitrag zur Forschung zu leisten. Dann melden sich die Datenschutzbedenken – oder man scheut einfach den Aufwand.
Kurz: Man testet das digitale Gesundheitsmonitoring zwar ganz gern; aber nur wenige bleiben nachhaltig dabei.
Basis der Aussagen sind qualitative Befragungen, die das Marktforschungsinstitut GIM im Auftrag von Sanitas durchführte. «Daten aufzuzeichnen und zu teilen hat ein eher schlechtes Image und die intrinsische Motivation für Gesundheitstracking entsteht erst dann, wenn sie aufgrund von Krankheit der Beobachtung und Begleitung der persönlichen Behandlung dient», so ein Fazit: «Zudem ist die Sorge um die Datensicherheit gross.»
Etwas für Selbstzentrierte
Anders gesagt: Der Blick auf die Gesundheitsdaten ist zwar eine durchaus beliebte Spielerei, doch man verfolgt selten ein Ziel damit. Offenbar denken viele Menschen sogar, dass Gesundheitsmonitoring etwas für selbstzentrierte Menschen ist, die ihre Erfolge auf Social Media teilen möchten. Und bezweifeln – wohl durchaus berechtigte –, dass sie sich nach dem Aufzeichnen von Körper- und Aktivitätsdaten tatsächlich gesünder verhalten würde.
«Gesundheitsmonitoring nachhaltig zu betreiben, scheint eine sehr hohe intrinsische Motivation zu bedingen, die oftmals erst bei Eintritt einer Krankheit entsteht», kommentiert die Krankenversicherung. «Dann aber wären viele bereit, Daten zeitlich begrenzt aufzuzeichnen und mit dem Arzt zu teilen.»
Zu bemerken ist, dass die qualitative Befragung recht ein kleines Sample umfasste: Dabei wurden 24 Personen im Alter zwischen 28 und 55 Jahren in 90-minütigen Video-Paarinterviews zu ihrer Einstellung zum digitalem Gesundheitsmonitoring befragt.