Medizinstudenten gegen allzu spitalzentrierte Ausbildung

In einem offenen Brief fordern die Nachwuchs-Mediziner der Universität Lausanne mehr Ausbildungs- und Praktikumsplätze. Und sie haben einen Lösungsvorschlag.

, 12. November 2024 um 05:17
image
Bibliotheksgebäude der Universität Lausanne  |  Bild: Fabrice Ducrest / UNIL @ Facebook
Die Medizinstudenten der Universität Lausanne wenden sich einem offenen Brief ans Rektorat: Die Lage sei düster – und es fehle an Lösungen. Dabei geht es den Studenten primär darum, dass die Schweiz (und konkret die Universität Lausanne)  deutlich mehr Studienplätze für Mediziner benötigt. Dabei mangle es insbesondere mehr Ausbildungsmöglichkeiten für Ärzte in der Grundversorgung.
«Angesichts des offensichtlichen Fehlens von Lösungsvorschlägen seitens der verschiedenen zuständigen Behörden ist dies ein echter Hilferuf für unsere Zukunft und die unserer Patienten», schreibt die Association des étudiants en médecine de Lausanne (AEML).
Vor allem die Zahl der Studenten, die das erste Studienjahr überstehen und ins zweite Jahr des Bachelor-Studiums gelangen können, sei zu tief. Grundsätzlich stehen für dieses Folgejahr 245 Studienplätze zur Verfügung – wobei knapp 10 Prozent von Studenten aus der Universität Neuenburg beansprucht werden.
Das Anliegen werde im Rektorat zwar diskutiert, «aber wir haben den Eindruck, dass dabei nichts Konkretes herauskommt», bemerkte Simon Golay von der AEML gegenüber «24heures».
In der Tat liege das Problem bei den klinischen Praktikumsplätzen, erläuterte der Prodekan der Fakultät für Biologie und Medizin in Lausanne, Patrick Bodenmann, in der Zeitung.
Der interessante Widerspruch von der AEML besagt nun: Die Medizin-Ausbildung sei allzu spital-orientiert. Man benötige vielmehr einen Ausbau der Praktikumsplätze in Privatkliniken, Fach- und Hausarztpraxen. Die Akutklinik-Grundausbildung sei zwar eine logische Fortsetzung der Ausbildung an der Universität, so Simon Golay, «aber es ist ein unlogischer Weg, denn dort mangelt es nicht am meisten an der nächsten Generation.»
Allerdings müsste dann auch dort – in der ambulanten Versorgung – wieder Potential geschaffen werden, um diese Anforderungen zu kompensieren.
  • Es braucht mehr Ärzte, die vom Land kommen. Wie bringt man mehr Hausärzte in ländliche Regionen? Ganz einfach: Indem man Menschen zu Ärzten macht, die in einem Dorf aufgewachsen sind. Oder Menschen, die dort ein Praktikum absolvierten.

    Artikel teilen

    Loading

    Comment

    Mehr zum Thema

    image

    SoH: «Es lief alles korrekt», besagt ein erstes Gutachten

    Bei der Auflösung des Arbeitsverhältnisses mit CEO Martin Häusermann sei alles mit rechten Dingen zugegangen. Der Kanton Solothurn kündigt aber weitere Untersuchungen an.

    image

    US-Software für das USZ? Debatte um eine Beschaffung

    Vor dem Entscheid über ein neues Klinikinformationssystem beim Universitätsspital Zürich schalten sich Parlamentarier ein – aus allen Richtungen und mit einem klaren Wink.

    image

    In der Rehaklinik üben Patienten mit einer App

    Reha-Training mit dem Tablet: In der Klinik Tschugg analysiert der Computer unter anderem die Aussprache.

    image

    Gewerkschaft ist «entsetzt» über Nullrunde in Aargauer Spitälern

    «Keinerlei Bereitschaft für Wertschätzung der Mitarbeitenden»: So kritisiert die VPOD die Aargauer Kantonsspitäler.

    image

    Keine Lohnerhöhung in Aargauer Akutspitälern

    Die Angestellten der beiden Kantonsspitäler in Baden und Aarau müssen auf eine Lohnerhöhung verzichten.

    image

    Psychiater schreibt den «Berset-Code»

    Kein Krimi: In einer Woche erscheint ein Buch über den Ex-Gesundheitsminister Alain Berset. Der Psychiater Gregor Hasler hat es verfasst.

    Vom gleichen Autor

    image

    Service-Personal zu Pflege-Personal

    Die Helios-Kliniken in Deutschland haben eine neue Idee gegen den Fachkräftemangel: Sie entlassen externe Service-Angestellte. Und bieten ihnen dann eine Pflege-Ausbildung an.

    image

    Viva: Organisation zur nationalen Expansion

    Mit der Dachorganisation «VIVA Health Suisse» wollen Swiss Medical Network und Visana das Versorgungskonzept landesweit ausrollen. An der Spitze: Lebrecht Gerber und Esthelle Le Gallic de Kerizouët.

    image

    Viktor 2024: Nennen Sie uns Ihre Favoriten

    Helfen Sie mit, grossartige Leistungen im Schweizer Gesundheitswesen 2024 ins Rampenlicht zu bringen – und nominieren Sie gute Projekte oder starke Persönlichkeiten für den Preis der Branche.