MS: Hoffnung durch Nasen-Therapie für das Gehirn

Laut Berner Forschern eröffnet der Weg über die Nase ins Gehirn neue Chancen im Kampf gegen Multiple Sklerose.

, 6. Oktober 2023 um 05:33
letzte Aktualisierung: 19. Februar 2024 um 07:51
image
Multiple Sklerose Therapie: Durch die Nase ins Gehirn. | zvg
Die Behandlung von Patienten mit Multipler Sklerose (MS) könnte schon bald revolutioniert werden. Forschende des Inselspitals und der Universität Bern haben eine neue Methode entwickelt, um Wirkstoffe über die Nasenschleimhaut direkt ins Gehirn zu transportieren.
Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems, an der in Europa rund eine Million Menschen leiden. Sie führt zu Nervenschäden und neurologischen Symptomen wie Muskelschwäche, Seh- und Gefühlsstörungen.
Eine der Hauptursachen ist eine Entzündung, welche die Myelinscheide, die Schutzhülle der Nervenfasern in Gehirn und Rückenmark, schädigt. Dadurch wird die Reizübertragung gestört.

Herausforderung: Blut-Hirn-Schranke

Ein vielversprechender Ansatz zur Behandlung der Multiplen Sklerose ist das Protein Nogo-A, das die Regeneration geschädigter Nervenfasern hemmt. Studien an Tiermodellen haben gezeigt, dass spezifische Antikörper das Nogo-A-Protein hemmen und die Regeneration der Nervenfasern ermöglichen können.
Die Herausforderung besteht jedoch darin, diese Antikörper effektiv in das zentrale Nervensystem zu bringen, da die Blut-Hirn-Schranke den Zugang vieler medizinischer Wirkstoffe blockiert.
Die Berner Forscher nutzen eine neue Verabreichungsmethode, bei der die Antikörper direkt auf die Riechschleimhaut in der Nase aufgetragen werden. Von dort gelangen sie über den Riechnerv direkt ins Gehirn.

Im Tierversuch bewährt

Die Wirksamkeit dieser Methode wurde in einer unlängst veröffentlichten Studie an Mäusen nachgewiesen. Die mit den Antikörpern behandelten Mäuse zeigten nach 25 Tagen eine signifikante Verbesserung ihrer motorischen Fähigkeiten im Vergleich zur Kontrollgruppe. Dies war auf einen geringeren Abbau der Myelinscheide zurückzuführen.
Die Ergebnisse eröffnen neue Möglichkeiten für die Entwicklung von Therapieansätzen bei Multipler Sklerose. Die nicht-invasive Verabreichung über die Nase könnte die Hürde für die Behandlung der Nervenregeneration bei dieser Krankheit überwinden.

Anwendung auf andere Krankheiten

Die Studie basiert auf Kooperationen im Rahmen des von der EU geförderten Forschungsprojekts «N2B-patch» und dessen Folgeprojekt «Bio2Brain», an dem auch das Unternehmen CSL Behring beteiligt ist. Die multidisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Forschung, Technologie und Unternehmertum gilt als entscheidend für die Lösung komplexer medizinischer Herausforderungen.
Als nächsten Schritt planen die Forscher, die Methode zur Verabreichung von Wirkstoffen auch bei anderen Erkrankungen des zentralen Nervensystems zu testen und weiterzuentwickeln, um noch mehr Patienten zu helfen.
  • Multiple Sklerose: ETH findet neue Methode zur Früherkennung und Überwachung. Ein neues MRT-Verfahren zeigt den Zustand der Myelinscheiden präziser.

  • Inselspital
  • Forschung
  • Multiple Sklerose
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Viszeralchirurgie: Empa zeichnet Operations-Sensor aus

Die Technologie meldet schnell, wenn Operationsnähte im Inneren undicht werden.

image

Schweizerin wird Präsidentin der Medizin-Hochschule Hannover

Wechsel von Marburg nach Hannover: Denise Hilfiker-Kleiner übernimmt die Leitung der MHH im Januar.

image

Robert-Bing-Preis an USZ- und EPFL-Neurowissenschaftler

Ausgezeichnet werden Susanne Wegener vom Universitätsspital Zürich sowie Alexander und Mackenzie W. Mathis von der EPFL.

image

Hohe Auszeichnung für CHUV-Forscher

George Coukos wurde in die U.S. National Academy of Medicine für Krebsforschung gewählt.

image

Swiss Bridge Award: Eine halbe Million Franken für zwei Forschungsprojekte

Wissenschafter aus Zürich und Tübingen erhalten je 250'000 Franken für Frühphasen-Studien zur Immuntherapie.

image

Blutdruck: Wie die Armhaltung das Resultat prägt

Viele Patienten erhalten heikle Diagnosen, weil der Arm bei der Blutdruckmessung nicht korrekt liegt. Bei Risikogruppen führen solche Fehler zu besonders deutlichen Abweichungen.

Vom gleichen Autor

image

Kantonsspital Glarus verliert GL-Mitglied

Thomas Kühnis, Chef der Finanzen, Informatik und Betriebe, verlässt nach neun Jahren die Geschäftsleitung des Kantonsspitals Glarus.

image

Neue Ärzte-Tarife auf dem Weg zur Genehmigung

Die Tarifpartner beantragen wie geplant die Genehmigung eines Tarifsystems aus ambulanten Pauschalen und Tardoc.

image

Schatten über dem Verkauf des Spitals Flawil

Wurden beim Verkauf des Spitals Flawil die Vertragspartner getäuscht? Mehrere Kantonsparlamentarier verlangen Antworten von der St.Galler Regierung.