Notfallversorgung im Kanton Aargau: «Es brennt!»

Nach dem Aus der 'Mobilen Ärzte' schlägt der Aargauische Ärzteverband Alarm und spricht von einem Flächenbrand.

, 30. November 2023 um 11:00
image
Nach dem Konkurs der Mobilen Ärzte ist die Notfallversorgung im Kanton Aargau in Gefahr.
Wie es in einer Mitteilung des Aargauisches Ärzteverbandes heisst, steht die Notvallversorgung im Kanton nach dem Konkurs der Mobilen Ärzte massiv unter Druck. «Die Situation ist dramatisch, wir stehen vor einem Flächenbrand. In den ersten Bezirken beginnen die Strukturen bereits einzustürzen», sagt der Aargauer Ärzte-Präsiden Jürg Lareida gegenüber Medinside.
Vor gut zwei Wochen meldete die Mobile Ärzte AG Konkurs an; seither übernehmen frei praktizierende Ärzte den nächtlichen ambulanten Notfalldienst – neben dem normallaufenden Praxisalltag. Deshalb schlagen sie nun Alarm.
Die aktuelle Situation führe dazu, dass die niedergelassenen Ärzte teils 36 Stunden am Stück im Dienst sind, was aus Sicherheits- und Qualitätsaspekten weder für die dienstleistenden Mediziner noch für die betroffenen Patienten zumutbar sei. «Der Zustand ist inkzeptabel und die psychische Belastung bringt uns an die Grenzen», so Lareida. Nächtliche Hausbesuche könnten nicht mehr in den geforderten Zweierteams erfolgen; viele Ärztinnen hätten laut Lareida Angst, nachts alleine auszurücken.

Sofortmassnahmen gefordert

Die aktuellen Entwicklungen würden zu gefährlichen Spannungen in der Ärzteschaft führen, vor allem bei den so dringend benötigten Hausärzten. Gefordert sind daher Sofortmassnahmen. Dazu Lareida: «Es muss noch vor Weihnachten eine Lösung gefunden werden, sonst droht das System zu kollabieren.» Wie eine schnelle Lösung aussehen könnte, bleibt allerdings unklar.
An langfristigen Lösungen werde derzeit mit dem Kanton gearbeitet, hier seien positive Signale spürbar. Allerdings seien diese nicht von heute auf morgen umsetzbar und bräuchten Zeit: «Zeit, die wir nicht haben», betont Jürg Ladeira.
  • Aargau: Oseara ersetzt die 'Mobilen Ärzte'. Die Zürcher Unternehmung wird schrittweise die amtsärztlichen Funktionen der konkursiten Ärzte-Firma übernehmen.

  • ärzte
  • aargau
  • Notfälle
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Auch für 70 Zürcher Ärztinnen und Ärzte gilt neu «42+4»

Drei Stadtzürcher Gesundheitsinstitutionen wechseln das System und testen die 42-Stunden-Woche mit 4 Stunden Weiterbildung.

image

Die versteckte Krise: Ärztinnen sind suizidgefährdeter als Ärzte

Die Selbstmordraten bei Ärzten sinken weltweit. Aber Ärztinnen sind immer noch speziell gefährdet.

image

«Die Schweiz ist für viele deutsche Ärzte ein Traum»

Allerdings: Für Schweizer Assistenzärzte kann die Arbeit an einem deutschen Krankenhaus interessant sein. Die Nachfrage steige, sagt Martin Werner von DocsGoSwiss im Kurzinterview.

image

So könnten Ärzte körperliche und psychosoziale Schmerzen klarer trennen

Die ETH Zürich hat eine Methode gefunden, die Ärztinnen und Ärzten helfen soll, körperlichen und psychosozialen Schmerz besser zu unterscheiden.

image

Baselbieter Ärzte wollen keine Zulassungs-Grenze

Basel-Land stimmt darüber ab, ob es einen Zulassungs-Stopp für bestimmte Fachärzte geben soll. Ärzte und die FDP werben für ein Nein.

image

Deutsche Ärzte wollen schärfere Gesetze gegen Gewalt in Praxen

Weil sich Patienten in Arztpraxen zunehmend schlecht benehmen, fordert der deutsche Ärzte-Präsident eine härtere Gangart.

Vom gleichen Autor

image

Klinik Pyramide am See zügelt in die Privatklinik Bethanien

Die beiden Zürcher Kliniken von Swiss Medical Network spannen ab Oktober zusammen.

image

«Mit einem so hohen Verlust haben wir nicht gerechnet»

Das sagt Bernhard Pulver, Verwaltungsratspräsident der Insel Gruppe zum 69 Millionen Halbjahresverlust.

image

Halbjahr 2024: Insel Gruppe mit hohem Verlust

Die Schliessung der Spitäler Münsingen und Tiefenau, die Epic-Einführung und weniger Patienten haben bei der Insel Spuren hinterlassen.