Schweiz-Premiere: Löhne werden der Inflation angepasst – also gesenkt

Die Genfer Privatspitäler passen die Löhne der Teuerungsrate an. Klingt normal? Heute heisst das: Künftige Mitarbeitende müssen tiefere Einkommen in Kauf nehmen.

, 14. April 2016 um 13:00
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Die acht Privatspitäler in Genf, zu denen die Kliniken Grangettes, Générale-Beaulieu oder Hirslanden La Colline gehören, haben sich entschieden, die Löhne im laufenden Jahr nach unten zu korrigieren. Dies berichtet die Zeitung «Tribune de Genève» sowie das Westschweizer Fernsehen RTS. Die acht Häuser beschäftigen zusammen knapp 2'000 Personen. 
1,4 Prozent soll die Indexierung nach unten sein. Betroffen von der Sparmassnahme sind alle künftigen Mitarbeitende und solche, die ab Januar 2016 angestellt wurden. 

So lautet die Begründung

Der Verband begründet diesen Schritt mit der negativen Inflation – fallendes Preisniveau – und befürchteten Defiziten. Die Rate von Minus 1,4 Prozent ergibt sich aus der offizellen Schweizer Inflationsrate des Jahres 2015.
Die Spitäler könnten sich Defizite nicht leisten, sagte Gilles Rufenacht, Präsident der Genfer Privatspitälervereinigung, gegenüber RTS. Sonst müssten sie schliessen. 
Zudem gelte es, den Tarifdruck aufzufangen. Da ein Stellenabbau nicht auf der Tagesordnung stehe, sei der Lohnabbau eine Möglichkeit.

Bricht hier ein Damm?

Die konkreten Auswirkungen in Genf sind zwar recht begrenzt: Wer zum Beispiel seit weniger als zehn Jahren in einer der Kliniken arbeitet, erhält weiterhin dienstaltersabhängige Lohnerhöhungen – nur werden diese um 1,4 Prozent gesenkt. Unberührt bleibt auch der Minimallohn von 4000 Franken.
Brisant ist die Sache dennoch. Der Fall sei für die Schweiz eine Premiere und einmalig, analysierte bereits «RTS Info», die Westschweizer «Tagesschau», den Genfer Lohnschnitt – und tatsächlich: Lohnkürzungen beziehungsweise längere Arbeitszeiten waren bislang allenfalls ein Thema im Gefolge der Frankenstärke. Aber dass sich auch die deflationären Tendenzen auf die Lohnverhandlungen auswirken werden, war etwas, das sich höchstens vage am Horizont der wirtschaftspolitischen Diskussionen abzeichnete. 

Was Alain Berset damit zu tun hat 

Und speziell bemerkenswert an der Sache ist ja, dass dieser Schritt ausgerechnet im Gesundheitswesen geschieht – in einer Branche, die notorisch unter Personalmangel leidet. Ob dies ein Indiz ist, dass hier bald ein Damm bricht?
Die Verantwortlichen der Genfer Privatkliniken erklärten ihre «Negativ-Inflation» andererseits stark mit der spezifischen gesundheitspolitischen Lage: «Wir sind nicht stolz auf diese Massnahme», sagte Gilles Rufenacht, der Direktor der Klinik Grangettes, im Fernsehen, «aber sie ist eine Folge der Gesundheitspolitik in der Romandie und jetzt auch in der Bundespolitik durch Alain Berset. Der Druck auf die Spezialmedizin ist sehr stark.» 
Betroffen sind Mitarbeitende dieser Privatkliniken in Genf:

  • Clinique Belmont,
  • Clinique de Carouge,
  • Clinique Générale-Beaulieu,
  • Clinique des Grangettes,
  • Hirslanden Clinique La Colline,
  • Hôpital de La Tour,
  • Clinique de la Plaine,
  • Nouvelle Clinique Vert-Pré.

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