Die Genfer Privatklinik Générale-Beaulieu ist seit November 2011 ein Listenspital des Kantons Genf. Mit «Rückblick auf die fünfjährige Erfahrung» hat der Verwaltungsrat nun beschlossen, das Haus wieder von der Spitalliste streichen zu lassen. Die Générale-Beaulieu will keine grundversicherten Patienten mehr stationär aufnehmen. Dies gilt vorerst bis Ende 2017.
Mit dem Schritt soll eine neue Gesprächsbasis mit dem Kanton geschaffen werden, so die
Mitteilung des Mutterkonzerns Swiss Medical Network. Man erhoffe sich, dass die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsdepartement wie auch die Synergien mit den Genfer Universitätskliniken HUG jetzt neu ausgelotet werden können – mit dem Ziel, spezifische Bedürfnisse aufzunehmen oder
public-private partnerships zu prüfen.
Ambulant für alle, stationär nicht
«Indem wir die Autonomie wählen, hoffen wir, eine gesunde Diskussionsbasis mit dem Kanton zu schaffen und eine konstruktive Zusammenarbeit mit den HUG entwickeln zu können», sagt Verwaltungsratspräsident Raymond Loretan.
Konkret steht nun also ein Modell zum Test an, bei dem die Générale-Beaulieu eine Privatklinik ist, die allen Patienten für ambulante Behandlungen offensteht – aber im stationären Bereich ist sie für Privat- und Privatpatienten reserviert. Das Problem war bislang, dass die Anforderungen des Kantons an ein Listenspital diese Differenzierung nicht erlaubten. Auf der anderen Seite, so argumentiert das Unternehmen weiter, erreichte die Klinik gewisse von den Ärztegesellschaften geforderte Fallzahlen nicht.
«Wir klären die Positionen, um diese wichtige Debatte für die Zukunft der Spitallandschaft Schweiz und in Genf zu vertiefen»
Raymond Loretan, SMN, Präsident Générale-Beaulieu
Im Hintergrund steht auch, dass die Klinik erst im Herbst letzten Jahres
von Swiss Medical Network übernommen wurde. Die Clinique Générale-Beaulieu, gegründet 1899, ist ein Privatspital mit den Spezialgebieten Orthopädie, allgemeine Chirurgie, Urologie, Gynäkologie und Maternité. Sie verfügt über ein Radiologie-Zentrum, ein Institut für Nuklearmedizin sowie ein Zentrum für Physiotherapie und Rehabilitation. Jährlich werden dort rund 5'700 Krankenhausaufenthalte gezählt. Das Unternehmen beschäftigt rund 450 Mitarbeitende und arbeitet mit rund 600 Belegärzten zusammen.
«Alle bezahlen Steuern…»
Der politische Hintergrund ist ein anderer: Es geht auch darum, ob die Kantone sich in jedem Fall an den Basiskosten von Privat- und Halbprivat-Stationärpatienten beteiligen sollen. Der Kanton Genf ist hier nach Einschätzung von Swiss Medical Network sehr restriktiv, das heisst: Er berappt seinen 55-Prozent-Anteil nur in öffentlichen Spitälern und ganz begrenzt in gewissen Privathäusern.
Swiss Medical Network verteidige auch auf nationaler Ebene das Prinzip der Gleichbehandlung für alle Patienten – so nun die Erklärung im Zusammenhang mit dem Ausstieg: «Alle bezahlen Steuern, alle bezahlen ihre Grundversicherung und einzelne erweitern ihre Deckung mit einer Zusatzversicherung.» Indem die Générale-Beaulieu nun die Spitalliste verlässt, «klären wir die Positionen, um diese wichtige Debatte für die Zukunft der Spitallandschaft Schweiz und in Genf zu vertiefen», sagt Raymond Loretan.