Basler Ärzte fühlen sich beim Impfen übergangen

Sie möchten mehr Einfluss aufs Impfen haben: Deshalb beklagen sich die Basler Ärzte nun öffentlich beim Gesundheitsdepartement über die Geringschätzung.

, 21. April 2021 um 19:10
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Die Basler Haus- und Kinderärzte fühlen sich bei der Impfstrategie des Kantons übergangen. Deshalb fordern sie nun in einem Brief ans Gesundheitsdepartement: «Nehmen Sie die Anliegen der Haus- und Kinderärzte endlich ernst!»

Erste Forderung: Direkte Linie ins Impfzentrum

Das Schreiben richtet sich an Regierungsrat Lukas Engelberger, an den Kantonsarzt Thomas Steffen und an die Kantonsapothekerin Esther Ammann. «Weshalb erhalten wir keine direkte Kommunikationslinie mit dem Impfzentrum?», fragt die medizinische Gesellschaft Basel (Medges), der Berufsverband der im Kanton Basel-Stadt tätigen oder wohnhaften Ärztinnen und Ärzte.
Schon seit Wochen würden die Haus- und Kinderärztinnen  eine direkte Mail- oder Telefonlinie ins Impfzentrum für gewisse Sprechstundenzeiten fordern. Diese sei nötig, um Impftermine für ältere oder kranke Patienten zu vereinbaren oder zu ändern.

Zweite Forderung: Die Praxen sofort impfen lassen

Die Medges und deren Präsident Felix Eymann fragen ausserdem: «Weshalb werden die Impfungen in den Praxen nicht mehr gepuscht?» 116 Praxen in der Stadt Basel wären bereit zu impfen. Doch das Gesundheitsdepartement plane vorerst nur ein Pilotprojekt mit fünf Praxen.
Zusätzlich weist die Medges darauf hin, dass die 24.50 Franken für die Impfung «absolut nicht kostendeckend» sei. Ein kostendeckender Betrag müsste bei mindestens 50 Franken liegen. In etlichen anderen Kantonen werde die Differenz durch den Kanton übernommen, Basel-Stadt habe aber offenbar nicht vor, etwas zu zahlen, bemängeln die Ärzte.

Dritte Forderung: Schnelle Information der Ärzte

Als drittes fragen sich die Basler Ärzte, warum die direkte Kommunikation zwischen dem Gesundheitsdepartement und den Haus- und Kinderärzten nicht funktioniere. Neue Entscheide des Kantons müssten die Ärztinnen Ärztinnen jeweils aus den Medien entnehmen.
Oft würden sie von Patienten darauf angesprochen, bevor sie selber überhaupt Kenntnis davon erhalten hätten - etwa bei den neuen Testvorgaben für Schülerinnen und ihre Eltern. «Die Kinderärztinnen wurden mit Anfragen überhäuft und mit verunsicherten Eltern konfrontiert ohne weitere Informationen dazu erhalten zu haben», klagt die Medges.
Die Basler Haus- und Kinderärztinnen seien beruflich äusserst stark belastet, deshalb sei es höchste Zeit, dass das Gesundheitsdepartement deren Anliegen endlich ernst nehme, findet die Medges.
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