Der Chirurgenverband denkt über Auflösung nach

Finanzierungssorgen, Austritte und Kritik von Mitgliedern: Der Chirurgenverband FMCH steckt tief in der Krise.

, 14. Januar 2020 um 09:30
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Das Jahr 2020 sei ein Jahr der Entscheidungen für den Verband der invasiv und chirurgisch tätigen Ärztinnen und Ärzte (FMCH). Dies schreibt Präsident Josef E. Brandenberg in einem Rundschreiben an die Mitglieder. Denn der FMCH befinde sich in einer «veritablen Krise».
Trotz Struktur-Reformen, Sparmassnahmen und Verlegung der Geschäftsstelle in ein günstigeres Domizil ist die Berufsvereinigung laut eigenen Angaben seit Ende 2017 «chronisch unterfinanziert». Im September lehnte die Plenarversammlung eine Erhöhung der Mitgliederbeiträge ab - verbunden mit weiteren Austritts-Drohungen.

Weitere Gesellschaften treten aus

Bereits seit Sommer 2019 muss die Foederatio Medicorum Chirurgicorum Helvetica auf Mitgliederbeiträge verzichten. So haben die Plastischen Chirurgen (SGPRÄG) die FMCH verlassen. Und auch die Schweizerische Gesellschaft für Ophthalmologie (SOG) und die Schweizerische Gesellschaft für Neuroradiologie (SGNR) werden Ende Juni 2020 austreten.
Die finanzielle angespannte Situation hat nun auch Auswirkungen auf die laufenden Projekte, wie aus dem Rundschreiben weiter hervorgeht. Für das Projekt «ambulante Pauschalen» gewährten die Verantwortlichen einen einmaligen Sonderbeitrag von 20 Franken pro Mitglied. Zur Deckung der Kosten wären aber 40 Franken notwendig.

Personal springt ab

Der Dachverband von 16 chirurgisch und invasiv tätigen Fachgesellschaften hat nicht nur mit finanziellen Sorgen und Austritten zu kämpfen, sondern auch mit personellen Problemen. Eine Findungskommission gab nach mehrmonatiger erfolgloser Suche nach einem neuen Präsidenten das Mandat zurück. Chirurg Josef E. Brandenberg (1950) steht altershalber nicht mehr zur Wiederwahl. Zudem stellen sich drei langjährige Vorstandsmitglieder nicht mehr zur Verfügung.
Auch die operative Geschäftsstelle des Chirurgenverbands muss neues Personal suchen: Der langjährige Generalsekretär Markus Trutmann und die Geschäftsführerin Angeles Navarro haben gekündigt. Trutmann wechselt zum Spitalverband H+ und Navarro wird künftig im Stab des Präsidiums beim Apothekerverband Pharmasuisse tätig sein.

Strategie-Prozess eingeleitet

Die Vereinigung der invasiv und chirurgisch tätigen Ärztinnen und Ärzte muss auch immer wieder Kritik von ihren 9 000 Einzelmitgliedern einstecken. Doch den Vorwurf, die FMCH mache nichts oder zu wenig, weist Präsident Brandenberg dezidiert zurück. Man habe sich zum Beispiel stark in den Tarifverhandlungen Tardoc engagiert, schreibt er. Der Chirurg erwähnt aber auch den Pauschalen-Tarif mit dem Versichererverband Santésuisse, den Schweizer Ärzte-Eid oder den Code of Behaviour der Chirurgen.
Wie geht es nun weiter? Derzeit laufe ein Strategie-Prozess, um die Aufgaben des Verbands neu zu definieren. Und vor allem, um das Budget den zur Verfügung stehenden Mitteln anzupassen. Ende Januar sollen die Vertreter der Fachgesellschaften dann in einem Workshop über die zukünftige Ausrichtung beraten. Zur Diskussion steht dabei auch eine Auflösung, wie FMCH-Präsident Brandenberg schreibt.
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