So reagieren die Universitäten auf Numerus-Clausus-Aus

Weil der Numerus Clausus abgeschafft wird, müssen sich die Universitäten Alternativen überlegen. 2025 findet der Eignungstest aber noch wie geplant statt.

, 9. Oktober 2024 um 13:33
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Mehr Medzinstudenten: Das will das Parlament mit der Abschaffung des Numerus Clausus erreichen.| Bild: Lucas Vasques auf Unsplash
Das Parlament hat beschlossen, den Numerus Clausus abzuschaffen. Das heisst aber nicht, dass schon nächstes Jahr in der Schweiz plötzlich alle Studienwillige das Fach Medizin wählen können.

2025 wie bisher ein Eignungstest nötig

Die Schweizer Universitäten haben bereits vorsorglich gemeldet, dass der Numerus clausus auch 2025 angewendet werde, sofern die Anmeldezahlen deutlich höher seien als die Studienplatz-Kapazitäten. Der Eignungstest für das Medizinstudium (EMS) werde am 4. Juli 2025 wie geplant stattfinden.
Gleichwohl müssen sich die Universitäten nun mit Alternativen zum Numerus Clausus beschäftigen. Sie wollen die Studienplätze in der Medizin deutlich ausbauen.

Engpass nicht im Hörsaal, sonderen in Spitälern

Allerdings sei es allein damit nicht getan, sagte der Mediensprecher der Universität Basel, Matthias Geering, gegenüber dem «Regionaljournal Basel von SRF».
«Den Engpass gibt es nicht während der ersten drei Jahre im Hörsaal», sagte Geering. «Sondern später in den Spitälern.» Dort könnten nicht plötzlich dreimal mehr Personen ausgebildet werden.

Realistischere Prüfung oder Praktikum

Es brauche deshalb weiterhin eine Triage, sagte er, allerdings sollte es eine andere Art von Prüfung sein.
Bisher arbeiteten zu viele ausgebildete Ärzte und Ärztinnen nicht im Beruf, stellt Geering fest. Mit einer Aufnahmeprüfung, die näher an der Praxis sei, könnten künftig vermehrt jene Studierenden ausgewählt werden, die dann tatsächlich Ärzte und Ärztinnen werden, hofft Geering. Unter Umständen wäre auch ein Praktikum eine gute Voraussetzung.

Exklusive Studienplätze für Haus- und Kinderärzte

Die Basler SP-Nationalrätin Sarah Wyss könnte sich gemäss dem Basler Online-Portal «Bajour» auch vorstellen, zusätzliche Studienplätze explizit für Grundversorgende und Kindermediziner zu schaffen.
Das bedeute zwar eine Einschränkung, weil die Studierenden sich schon früh für die Fachrichtung entscheiden müssten. Es sei aber grundsätzlich richtig. Denn schliesslich sei es nicht sinnvoll, dass 100 zusätzliche Urologen ausgebildet würden, wenn es eigentlich in der Grundversorgung mehr Personal bräuchte.

In der Westschweiz kein Numerus Clausus

Die Universitäten könnten künftig auch auf jede Zugangsbeschränkung verzichten - so wie das die Universitäten Genf, Lausanne und Neuenburg schon bisher machen. Dort findet dafür in den ersten Studienjahren eine stärkere Selektion durch die Prüfungen statt. Das findet Wyss allerdings «nicht zielführend».

Abschaffung des Numerus Clausus: Die Hintergründe

Mit der Abschaffung der Zugangsbeschränkung, dem so genannten Numerus Clausus, will das Parlament den Ärztemangel und die Abhängigkeit von ausländischen Medizinern vermindern. Die Aufnahmeprüfung fürs Medizinstudium ist eine hohe Hürde. Zwei von drei Interessenten scheitern.
Um mehr Humanmediziner in der Schweiz auszubilden, hat der Bund bereits 2016 ein Sonderprogramm veranlasst. Mit einer Investition von 100 Millionen Schweizer Franken möchte er die Zahl der Humanmedizin-Diplome bis 2025 auf 1300 steigern. Derzeit liegt diese Zahl bei knapp 1200.
Die knappe Zahl an Studienplätzen ist auch eine Folge davon, dass das Humanmedizin-Studium deutlich mehr – nämlich im Schnitt über 100'000 Franken – kostet als etwa ein Jus- oder Wirtschaftswissenschaftsstudium (10'000 bis 20'000 Franken).

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