«Die besten Antworten kamen von den Patienten»

Ein amerikanisches Universitätsspital zeigt, was dabei herauskommt, wenn Patienten und Personal gemeinsam ein Spital entwerfen - und die Ideen auch realisiert werden.

, 8. Dezember 2015 um 10:01
image
  • spital
  • design
  • patientenzufriedenheit
Das William P. Clements Jr. University Hospital wurde nicht von Architekten konzipiert, sondern von Patienten und deren Angehörigen, Ärzten und Pflegepersonal. Es gehört zum University of Texas Southwestern Medical Center, wurde vor einem Jahr neu eröffnet und inzwischen auch mehrfach ausgezeichnet. 
Für Planung und Ausführung setzte CEO John Warner auf einen neuen Ansatz. In einem Bericht im Magazin «Harvard Business Review» beschreibt er nun den Prozess. 

Kein vorgefasster Plan

Zuerst wurden 12 Planungsgruppen zusammengestellt, die nicht nur aus Ärzten und Pflegepersonal, sondern auch aus Patienten und deren Angehörigen bestanden. Sie trafen sich wöchentlich während drei Monaten. 
Anstatt auf Inputs von Architekten und Beratern zu warten, übernahmen die Mitglieder der Gruppen die Initiative und brachte Ideen und Wünsche ein. Die Architekten hörten anfänglich nur zu. So wurde sichergestellt, dass es keinen vorgefassten Plan gab.
«Niemand kennt die Stärken und Schwächen eines Spitals besser als die Patienten und ihre Familien», so Warner. Also wurden sie nach ihren speziellen Bedürfnissen und Verbesserungsmöglichkeiten gefragt. Die besten Antworten kamen laut Warner von Patienten. 

Die wichtigsten Ergebnisse


  • Patienten möchten das Spital nicht durch den Hauptausgang verlassen, da sie sich nach einem Spitalaufenthalt meistens unwohl fühlen. Es wurden darum spezielle Ausgänge mit Parkmöglichkeiten geschaffen, die nicht an öffentlichen Räumen vorbeiführen. 
  • Familienmitglieder möchten komfortable Möbel in den Patientenzimmern, damit sie sich während der Besuche entspannen können. Die Spitalleitung organisierte dazu ein Auswahlverfahren mit einer Modellkollektion. 
  • Patienten und Besucher kritisierten die mangelnde Digitalisierung in den Patientenzimmern. Darauf wurde in jedem Raum ein grosser, interaktiver Flat Screen installiert. Über eine eigens entwickelte App können Patienten Videokonferenzen mit Familie, Freunden oder Ärzten halten. 
  • Die Planungsgruppen zogen auch externe Spezialisten bei. Und zwar nicht nur von anderen Spitälern, sondern auch von Ausstattern von Hotels, Airlinelounges oder Einkaufszentren. Sie führten zur Entwicklung von funktionellen Warteräumen und nachhaltigem Mobiliar. 
  • Aufzüge und lange Gänge sind für Krankenhausbesucher ein Stressfaktor. Man fürchtet, sich zu verlaufen, auch sind sie ein Zeitfresser. Am William P. Clements Jr. University Hospital öffnet nun jeder Gästelift zu der Strasse hin, von der aus die Besucher eintreten und sich auch die Parkgarage befindet. Dies erleichtert die Orientierung. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Kantonsspital Baden: Petition für Teuerungsausgleich

Gute ein Drittel des Personals unterschrieb die Forderung nach Nachbesserungen in der Lohnrunde.

image

Insel Gruppe: Christian Leumann bleibt bis Ende 2025

Die Suche nach einem neuen CEO stockt. Interims-Direktor Leumann will dazu beitragen, dass kein Zeitdruck entsteht.

image

Nachhaltiger Neubau in Arlesheim: Fast alles aus Holz

Der Neubau der Klinik Arlesheim setzt auf nachhaltigen Holzbau. Mit modernster Architektur und ökologischen Materialien entsteht ein einzigartiges Gebäude, das Gesundheit und Umwelt vereint. Ein Projekt, das für die Zukunft der medizinischen Versorgung steht.

image

Spital Wallis: 30 zusätzliche Stellen für die Pflege

Der Kanton bewilligt 6,6 Millionen Franken, mit denen nächstes Jahr die Arbeitsbedingungen im Spital Wallis verbessert werden können.

image

Zürich: Kein Teuerungsausgleich in den kantonalen Spitälern

Seit 2023 wuchsen die Lohnsummen bei KSW, PUK, IPW und USZ deutlich schwächer als in der übrigen Kantonsverwaltung.

image

Hoch Health Ostschweiz: Die Geschäftsleitung steht

Neben Simon Wildermuth im Amt des CEO übernehmen weitere Geschäftsleitungsmitglieder Interims-Funktionen.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.