EFAS: Die Gesundheitsbranche macht Druck

Was verbindet die Spitzenorganisationen von Krankenkassen, Ärzten, Pharma oder Patienten? Sie fordern nun gemeinsam einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen.

, 11. September 2018 um 19:20
image
  • efas
  • ambulant vor stationär
  • praxis
  • santésuisse
  • politik
«Wir wollen eine einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen»: In einem gemeinsamen Aufruf machen Spitzenverbände des Schweizer Gesundheitswesens Druck auf die Politik. Die Kassenverbände Curafutura und Santésuisse, die Ärzteorganisationen FMH und FMCH, die Apotheker von Pharmasuisse, die Pharmaindustrie-Organisationen Interpharma und Vips, ferner Interessenorganisationen wie Geliko, Forum Gesundheit Schweiz, Konsumentenforum kf, SBV und SPO: Sie alle begrüssen die Vernehmlassungsvorlage zur einheitlichen Finanzierung ambulanter und stationärer Leistungen EFAS.
Die nationalrätliche Kommission habe «einen pragmatisch ausgearbeiteten Vorschlag vorgelegt», schreiben die Organisationen in einem gemeinsamen Statement: «Die EFAS-Partner stehen einer konstruktiven Diskussion im Sinne einer gemeinsamen Lösungssuche und einer angemessenen Berücksichtigung der Anliegen der Kantone offen gegenüber.»

25,5 Kantonsprozent für alle

Konkret sieht der Plan der Kommission unter anderem vor, dass die Krankenkassen alle ambulanten und stationären Behandlungen – mit Ausnahme der Langzeitpflege – vergüten. An die Kosten, die ihnen nach Abzug von Franchise und Selbstbehalt der Versicherten verbleiben, sollen die Kantone einen Beitrag von mindestens 25,5 Prozent leisten. 
Heute werden Spital-Leistungen bekanntlich zu mindestens 55 Prozent von den Kantonen und zu höchstens 45 Prozent von den Versicherern bezahlt – eine Regelung die laut vielen Experten Fehlanreize fördert.
Widerstand gegen die neue Rollenverteilung kommt aus den Kantonen. Die vereinigten Gesundheits-Player gestehen in ihrem Communiqué zu, dass der Wechsel  «unter angemessener Berücksichtigung der Anliegen der Kantone erfolgen soll»: Das Anliegen der Kantone, mehr Steuerung im ambulanten Bereich zu erhalten, sei nachvollziehbar. 
Dass die Kantone im ambulanten Bereich via Zulassungen die Kosten steuern können, setze aber auch voraus, dass dass die Kantone im ambulanten Bereich ebenfalls finanzielle Mitverantwortung übernehmen. 

Pflegefinanzierung: Ein Thema, aber kein Block

Die erwähnten Verbände – die sich nun auch «EFAS-Partner» nennen –, wollen zudem mit den Kantonen konstruktiv über die Pflegefinanzierung diskutieren. Diese könne aktuell zur EFAS-Reform geführt werden, um zu den diversen Fragestellungen rund um die Langzeitpflege rasch eine Auslegeordnung zu haben – doch sie solle auch abgekoppelt bleiben. 
Denn: «Eine Vermischung von EFAS mit den Fragestellungen der Pflegefinanzierung würde das Fuder politisch überladen und die Beseitigung eines bedeutenden Fehlanreizes um Jahre verzögern oder aufgrund der Komplexität beider Dossiers sogar verunmöglichen. Das muss zwingend vermieden werden.»
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Swiss Medical Network weiter auf Einkaufstour

Letzte Woche das Spital Zofingen, diese Woche drei neue Hausarztpraxen: Swiss Medical Network wächst weiter.

image

Zusatzversicherungen: SVV warnt vor Leistungskürzungen

Bis Ende 2024 dürften drei Viertel der Zusatzversicherungsverträge den neuen Transparenzanforderungen genügen. In der Genferseeregion bleibt der Weg steinig.

image

Notfall-Pauschalen: Swiss MediKids findet einen Ausweg

Nach dem Bundesgerichts-Urteil sichert sich die Praxisgruppe die Zukunft dank Abkommen mit grossen Kassen: Diese decken 70 Prozent der ausfallenden Notfallpauschalen.

image

Und noch ein Notfall steht auf der Kippe

Im Hausarzt-Notfall Seeland haben über ein Viertel der Ärzte gekündigt – «aus Frustration».

image

«Von einem System zu sprechen, entbehrt jeglicher Grundlage»

Zweigen Spitäler und Praxen Rabatte für sich selber ab? Medienberichte stellten diesen Verdacht in den Raum. Nun antwortet der Spitalverband H+.

image

Notfallpauschalen: Politiker machen Druck auf Versicherer

Im Ständerat fordert eine erste Motion höhere Tarife für Notfalleinsätze und Permanencen.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.