Fiktive Medizinergesellschaft lädt zu Ärzte-Kongress ein

Eine Gesellschaft für Medizin lud Dutzende Ärztinnen und Ärzte zu einem grossen Mediziner-Kongress ein. Doch die Mediziner aus der ganzen Welt sind umsonst nach Wien gereist.

, 7. März 2022 um 08:00
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Im vergangenen Jahr hätte ein grosser Ärzte-Kongress in Wien stattfinden sollen. Die Mediziner hatten die Teilnahmegebühren und das Hotel bereits bezahlt und sich im Luxus-Hotel «Hilton Danube Waterfront» getroffen. Doch dort erschien niemand, um die Gäste zu begrüssen, wie das Magazin «Spiegel» nun berichtet. 
Die Epidemiologin Monika Wahi sei extra aus den USA angereist. Andere, sagt sie, seien aus Indien, Südafrika oder China nach Wien gekommen. Unter den rund 50 angereisten Medizinern waren gemäss Magazin offenbar auch renommierte Wissenschaftler der Universität Harvard anzutreffen. 

Hauptredner vor Monaten verstorben

Monika Wahi schien es anfangs nur eine dieser miserabel organisierten Konferenzen zu sein. «Aber als wir hörten, als Eröffnungsredner sei der berühmte Professor Kazuo Murakami vorgesehen, bekamen wir doch gewisse Zweifel», sagt sie dem «Spiegel» weiter. Denn der japanische Genetiker war ein halbes Jahr zuvor verstorben. 
Und überhaupt: eine Europäische Gesellschaft für Medizin gibt es so nicht. Weder bei der deutschen noch der österreichischen Ärztekammer kennt man den Veranstalter «European Society of Medicine» (Esmed). Letztlich sei ein unscheinbar, schüchterner Typ dann noch aufgetaucht und räumte ein, dass «nicht alles perfekt gelaufen sei». Einige Teilnehmer, die zum Teil 1 500 Dollar für die Veranstaltung bezahlten, fühlten sich betrogen und zeigten den Kongressveranstalter in der Zwischenzeit an. 

Nächster Kongress im August

Die Gesellschaft mit Adresse in Genf in der Schweiz hat bereits den nächsten Kongress angekündigt: Dieser soll im August 2022 online stattfinden. Als Referenten der «Esmed General Assembly» sind unter anderem Michael Beck von der Universität Mainz oder David Celermajer von der Universität Sidney angekündigt. Es bleibt offen, ob diese von ihrer Teilnahme an der Veranstaltung überhaupt Kenntnis haben. Denn die auf der Website angeführten Mitglieder des «Editorial Board» hatten keine Ahnung davon. Auf eine Anfrage von Medinside hat die Organisation zudem nicht reagiert.
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