Telefone, Fernseher, Waschmaschinen: Wer
Samsung hört, denkt automatisch an Elektronik. Aber der südkoreanische Konzern, der fast eine halbe Million Menschen beschäftigt, hat weit mehr im Angebot. Zum Beispiel Medikamente in wachsender Zahl.
Samsung setzt alles daran, bis 2020 zum weltweit grössten Zulieferer von Biopharmazeutika zu werden - modernen, in einer lebenden Zelle hergestellte Substanzen. Diese sind hochwirksam und können gegen eine Vielzahl von Krankheiten wie Krebs oder Arthritis eingesetzt werden. Sie sind aber auch sehr teuer und darum umstritten.
Börsengang soll drei Milliarden Dollar bringen
Um dem Ziel näher zu kommen, bringt Samsung diesen Herbst die Tochterfirma
Samsung Biologics an die koreanische Börse. Ihr Wert wird von Finanzanalysten auf rund 10 Milliarden Dollar geschätzt. Der Börsengang dürfte zwischen zwei und drei Milliarden Dollar in die Kasse spülen - Geld, das in die Entwicklung der neuen Arzneien gesteckt werden soll.
Bereits jetzt läuft im Unternehmen ein riesiges Investitionsprogramm. Mit 740 Millionen Dollar wird in der Nähe von Seoul die weltweit grösste Produktionsanlage für Biopharmazeutika gebaut. Sie soll 2017 fertiggestellt und 2018 ihren Betrieb aufnehmen.
Auch Roche setzt auf Biopharmazeutika
Mit dem Ausbau wird der Ausstoss an Biopharmazeutika und Biosimilars auf 360'000 Liter verdoppelt, womit Samsung zum weltweit grössten Hersteller der biologischen Substanzen würde, gemäss «Wall Street Journal» vor der Roche-Tochter
Genentech und
Lonza, einem der weltgrössten Hersteller von pharmazeutischen Wirkstoffen.
Noch ist Samsung Biologics weit davon entfernt. Das Unternehmen erzielte 2015 einen Umsatz von 83 Millionen Dollar und einen Reingewinn von weniger als einer Million. Zu den bereits eingeführten Produkten gehört ein Generikum des Arhritis-Mittels Enbrel des US-Biotechologiekonzerns Amgen.
Gemäss einer Studie von Evaluate Pharma, die Samsung verbreitet, werden die Verkäufe mit Biopharmazeutika bis 2020 um jährlich 8 Prozent auf 278 Milliarden Dollar wachsen. Auch
Roche setzt auf Biopharmazeutika: Die Hälfte aller Wirkstoffe in der Pipeline entfallen auf diese Kategorie.
Synergien zwischen Medikamenten und Smartphones
Der forcierte Ausbau des Geschäfts in der Biotechnologie ist kein Zufall. Lee Jay-young, der 48jährige Samsung-Erbe, möchte die Erfolgsgeschichte, die sein Vater mit Halbleitern geschrieben hat, in der Biotechnologie wiederholen.
Am Ende sind die Geschäftsfelder Elektronik und Pharma gar nicht so weit voneinander entfernt: Samsung sieht für sich gute Chancen, die Biosubstanzen mit den Funktionen von Smartphones oder Smartwatches zu kombinieren, welche mehr und mehr die Überwachung von Körperfunktionen übernehmen.