Innovation: Spital Zollikerberg punktet mit neuem Angebot

Patienten des Akutspitals können demnächst in ihrem Zuhause behandelt werden. Der Verein Gesundheitsnetz 2025 hat das Angebot als innovativstes Projekt ausgezeichnet.

, 22. September 2021 um 12:47
image
Das Gesundheitsnetz 2025 (s. Kasten) hat bereits zum zehnten Mal innovative Projekte in der Zürcher Gesundheitsversorgung ausgezeichnet. Heuer wurden gleich zwei der insgesamt zwölf eingereichten Projekte prämiert:
> Das Projekt «Visit – Spital Zollikerberg Zuhause» 
> Das digitale Projekt «NoA Coach» der Suchtfachstelle Zürich
Der Spezialpreis «Digitalisierung» wurde dieses Jahr vergeben, da 2020 Corona-bedingt keine Preisverleihung stattfinden konnte.

Alternative zur herkömmlichen Hospitalisierung

Amubulant vor stationär – das neue Angebot des Spitals Zollikerberg geht noch einen Schritt weiter: Ab Spätherbst 2021 können Patienten in ihrer vertrauten Umgebung behandelt werden. Patienten melden sich aufgrund einer akuten Erkrankung auf der Notfallstation des Spitals Zollikerberg oder werden von ihrem Arzt zugewiesen. Auf der Notfallstation findet eine umfassende Diagnostik statt. Liegt eine Akutspitalbedürftigkeit vor, kann eine gleichwertige Spitalbehandlung beim Patienten daheim als Alternative zu einer herkömmlichen Hospitalisation angeboten werden.
Gemäss des Spitals Zollikerberg führen Ärzte und/oder Pflegefachpersonen bei den Patienten zuhause mehrmals pro Tag Visiten durch. Die Patienten werden zudem mithilfe eines telemedizinischen Monitorings überwacht. Folgende Vitalparameter werden kontrolliert: 
> Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung, Körpertemperatur und Atemfrequenz
> Mobilitätsmonitor
> Kontinuierliche 1-Kanal-EKG-Ableitung
> Blutdruck
Je nach Bedarf werden therapeutische Dienste (z.B. Physiotherapie) involviert. Ergänzend zur klinischen Beurteilung können vor Ort Blutentnahmen, Ultraschall sowie EKGs durchgeführt werden. Therapeutisch ist die intravenöse Gabe von Medikamenten möglich.

Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein?

Das Angebot kommt für Patienten infrage, die nicht allein leben, im Umkreis von 5 km vom Spital Zollikerberg wohnen und an einer der folgenden Krankheiten akut erkrankt sind: Pneumonie, Exazerbierte COPD, Herzinsuffizienz, Weichteilinfektionen, Dehydration, Harnwegsinfektion. 
Das Projekt wurde neben der Trägerstiftung des Spitals Zollikerberg von der Stiftung «Diakoniewerk Neumünster – Schweizerische Pflegerinnenschule» sowie vom Institut Neumünster in Auftrag gegeben.

Dieses Projekt konnte auch punkten: 

Der Spezialpreis «Digitalisierung» geht an die Entwickler von «NoA Coach», einer App für Menschen, die ihren Alkoholkonsum ändern wollen und bereits bei einer Fachstelle in ambulanter Suchtbehandlung sind.
Das Gemeinschaftsprojekt der Suchtfachstelle Zürich, der Stiftung Berner Gesundheit und des Blauen Kreuz Schweiz wurde wissenschaftlich begleitet durch das Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung.
Wesentliches Element der App ist ein Chatbot: Die Kommunikation basiert auf einem textbasierten Dialogsystem; die Nutzer können den virtuellen Beratern Nora oder André Fragen stellen. Diese erkundigen sich u.a. nach den persönlichen Versuchungssituationen sowie den (Belohnungs-)Strategien zum Umgang damit und erinnern an Termine mit der Beratungsperson der Suchtfachstelle.
Derzeit wird die Pilotphase evaluiert; die Ergebnisse fliessen laufend in den «NoA Coach» ein. 
«Gesundheitsnetz 2025» vereint über 30 Akteure aus dem Zürcher Gesundheitswesen, um die patientenorientierte, integrierte Gesundheitsversorgung in der Region zu stärken. Der Verein wurde vor rund zwölf Jahren gegründet. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

H+: Vorstand ist wieder komplett

Monika Jänicke, David Bosshard, Susanne Rodewald und Guido Speck sind neu im Vorstand des Spitalverbandes.

image

CHUV: Gericht schiebt IT-Beschaffung auf die lange Bank

Bevorzugen Schweizer Spitäler bei ihren Ausschreibungen für ein neues Klinikinformations-System den US-Anbieter Epic? Die Frage wird auch in der Romandie akut.

image

Unispitäler häuften 210 Millionen Franken Verlust an

«Wir sind hart vor der finanziellen Kante»: So der Befund von Werner Kübler, dem Direktor des Universitätsspitals Basel.

image

Auch Graubünden will Spitäler mit 100 Millionen stützen

Das Geld würde aber nicht direkt an die Betriebe gehen. Zudem sollen Spitäler leichter in Gesundheitszentren verwandelt werden können.

image

Spitalverbundsinterne Lösung: Nicole Ruhe wird CEO in Uznach und Wil

Die heutige CEO des Spitals Linth wird mit dem Zusammenschluss der St.Galler Spitalverbunde zu «HOCH Health Ostschweiz» eine Doppelfunktion übernehmen.

image

SoH: «Es lief alles korrekt», besagt ein erstes Gutachten

Bei der Auflösung des Arbeitsverhältnisses mit CEO Martin Häusermann sei alles mit rechten Dingen zugegangen. Der Kanton Solothurn kündigt aber weitere Untersuchungen an.

Vom gleichen Autor

image

«Ich brauchte nach der Pause mindestens drei Jahre»

Daniela Fürer arbeitete rund eineinhalb Jahre als Intensivpflegefachfrau, dann wurde sie Mutter und machte eine lange Pause – bis zum Wiedereinstieg.

image

Quereinstieg Pflege: Hunger auf beruflichen Neubeginn

Der Rucksack von Annette Gallmann und Peter Kienzle ist gefüllt mit allerhand Arbeits- und Lebenserfahrung. Die 47-jährige Gastronomin und der 52-jährige Art Director machen die Ausbildung HF Pflege.

image

Hat das Stethoskop auf Arztfotos seine Berechtigung?

Ärztinnen und Ärzte werden fast immer mit einem Stethoskop um den Hals abgelichtet. Braucht’s das? Und: Ist das medizinische Diagnoseinstrument überhaupt noch zeitgemäss?