Wie misst man die Qualität eines Spitals? Und welche Daten sind wirklich relevant für die Beurteilung hier? Der Dauerfrage nahmen sich für einmal keine Spital- oder Medizinprofis an, sondern drei Ökonomen: Joseph Doyle, John Graves und Jonathan Gruber vom MIT stellten sich primär der Frage, dass es zwar verschiedenste Qualitätsmassstäbe gibt – etwa Mortalitäts-, Infektions- oder Rückfallraten; dass aber zugleich deren Aussage durch allerlei Faktoren überlagert wird.
Weist also beispielsweise ein Spital tiefe Mortalitätsraten bei einem bestimmten Eingriff aus, so kann dies tatsächlich mit der Qualität des Hauses und seiner Abläufe zu tun haben. Oder aber es liegt an der Zusammensetzung der Patienten. Oder an den Fallzahlen einzelner Operateure. Oder an den Spezialisierungen: Gewisse Kliniken wagen riskantere Eingriffe – was sich statistisch dann ungünstig auswirkt. Und so weiter.
Doyle, Graves und Gruber versuchten nun, all diese Faktoren herauszuarbeiten. Dazu verwendeten sie die Daten von über 2’100 Spitälern in den USA; auf der anderen Seite konzentrierten sie sich ausschliesslich auf die Ergebnisse von Notfallpatienten, welche von Ambulanzen eingeliefert worden waren. Der Grund: Das US-Ambulanzsystem führt oft dazu, dass die Patienten quasi nach einem Zufallssystem in die diversen Krankenhäuser eingeliefert werden – und dabei zum Beispiel auch von ärmeren Gegenden in Spitäler, die in reicheren Quartieren liegen. Oder mit einfacheren Befunden in Kliniken für hochspezialisierte Medizin.
«Das hat mich selber erstaunt»
Tatsächlich fanden die Ökonomen eine enge Korrelation zu wichtigen Qualitäts-Masstäben – und zwar mit der Patientenzufriedenheit.
Statistisch ausgedrückt: Wenn ein Spital einen Zufriedenheitswert hat, der um 10 Prozentpunkte höher liegt als der Schnitt, so ist seine Sterberate um 2,8 Prozentpunkte tiefer. Die Rückfallquote (30-day readmission rate) liegt um 1,9 Punkte tiefer.
«Wir fanden heraus, dass die Zufriedenheitswerte der Patienten nützliche Signale für die Qualität sind», sagte
Joseph Doyle zur «New York Times». «Das hat mich selber erstaunt».
Patientenzufriedenheit gleich Patientensicherheit
Allerdings: Bereits letztes Jahr deutete eine
andere US-Studie an, dass es seine Korrelation gibt zwischen den medizinischen Qualitätsmassstäben eines Spitals und den Noten, welche ihm das Publikum auf «Yelp» gibt – also einer Bewertungsplattform für jedermann.
Patientenzufriedenheit meets Patientensicherheit. Natürlich sind die tieferen Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge damit noch keineswegs geklärt – wir haben eine Black Box. Eine naheliegende Erklärung wäre, dass eine grundlegende Qualitätskultur sich an beiden Orten gleichzeitig ausdrückt und niederschlägt: bei den objektiven medizinischen Ergebnissen – aber auch in der persönlichen Erfahrung der Patienten.
Die entscheidende Aussage ist aber ganz einfach: Wer wissen will, ob ein Spital medizinisch erstklassig ist, soll auch auf die Werte der Patientenzufriedenheit achten. Die Chancen stehen gut, dass er dann eine richtige Wahl trifft.