Peter Wirth weiss, wie Mediziner Geld anlegen. Denn er arbeitet bei der
Deutschen Apotheker- und Ärztebank, einer Genossenschaftsbank, die sich explizit an Menschen aus Medizinberufen, an deren Angehörige sowie an die Standesorganisationen der Heilberufe richtet.
Unlängst gab der Asset-Management-Spezialist also
«Medscape Deutschland» ein Interview zur Frage, wie dieses Publikum mit seinem Geld umgeht. Tatsächlich gibt es diverse Aspekte, welche die Anleger aus dem Gesundheitswesen verbindet: Sie haben einerseits stabile Verhältnisse – ihr Einkommen schwankt nicht sehr mit der Konjunktur.
Auf der anderen Seite, so Wirth, seien Ärzte aber auch sehr anspruchsvolle Kunden. Dies zum einen wegen ihrer akademischen Bildung, «zum anderen weil sie bei anderen Banken auch als besondere Kunden gelten.»
Was auch heissen könnte: Sie sind umworben, folglich recht verwöhnt.
Grundsätzlich seien die Kunden in diesem Segment «zuerst einmal risikoscheu». Viele hätten noch vor Augen, was sich in früheren Jahren an den Kapitalmärkten ereignet hat und seien daher gewarnt.
Das Interview:
«Ärzte als Anleger: Risikoscheu trotz soliden Einkommens», in: «Medscape Deutschland»
Speziell an seiner Kundschaft, so Wirth weiter, sei zudem, dass ihr oft sehr daran gelegen ist, in den medizinischen Bereich zu investieren: Hier kennen sie sich aus, hier können sie selber auch die Lage gut einschätzen.
Banker Wirth: «Der Gesundheitsmarkt zeigt ausserdem ein starkes Wachstum bereits über einen langen Zeitraum. Die demografischen Trends deuten darauf hin, dass diese Entwicklung bestehen bleibt. Schliesslich unterliegt die Branche keinen starken Konjunkturschwankungen, genau wie unsere Kunden selbst.»
Grundsätzlich, so eine Erkenntnis des Finanzspezialisten, machten sich Ärzte oft nicht bewusst, dass sie ihr Geld eigentlich für einen längeren Zeitraum für Anlagen zur Verfügung haben.
Das heisst: Vielfach wählen sie wieder und wieder kürzere Anlagen, teilweise über 20 Jahre hinweg, wobei die Altersvorsorge und die Ausbildung der Kinder als wichtigste Sparziele darstellten.
Stabiles Einkommen, ferne Sparziele
Kurz: Es liegt also ein stabiles Einkommen vor – auf der anderen Seite liegen die Sparziele in einer recht fernen Zukunft. Und folglich «steht das Geld realistisch gesehen zwischenzeitlich auch für Aktienanlagen zur Verfügung», so Wirth. Denn die Aktie ist bekanntlich die Anlageform, in die man jenes Geld investiert, das man notfalls auch zehn Jahre lang nicht benötigen würde.
Eine Konsequenz ist also: Wenn das Geld allerdings zu einem festen Zeitpunkt in der näheren Zukunft ausgegeben werden soll, wäre es fatal, sich auf Aktien zu konzentrieren, die den Anleger unter Umständen mit Verlusten zurücklassen.