Medizinische Hilfsmittel sollen billiger werden

Der Bund verspricht, dass er die Preise für Kompressen oder Einwegspritzen, Krücken oder Bandagen künftig genauer unter die Lupe nimmt.

, 2. März 2016 um 11:16
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Die so genannte MiGeL bot in den letzten Jahren immer wieder mal Medien-Stoff. Die Liste legt fest, welche Preise die Apotheken für medizinische Hilfsmittel berechnen können beziehungsweise was Krankenkassen dafür bezahlen müssen. 
Jetzt griffen der «Kassensturz» wie die Konsumenten-Radiosendung «Espresso» das Thema auf – inklusive heftiger Vorwürfe an das Bundesamt für Gesundheit. 
Gezeigt und genannt wurden Beispiele wie Kompressen, die im Einkauf 30 Rappen kosten, aber dank MigeL für 9,70 Franken abgerechnet werden müssen; oder Fussbandagen, für die im Endpreis 126 Franken berappt werden.

«Auf Deutsch gesagt eine Katastrophe»

Claus Hysek, der Präsident des Apothekenvereins Ifak, nennt die Zustände im «Kassensturz»-Beitrag «auf Deutsch gesagt eine Katastrophe»; und Preisüberwacher Stefan Meierhans mahnt, es sei doch zumindest zu erwarten und auch gesetzlich vorgesehen, «dass man regelmässig die Preise überprüft».
Genau dies passierte offenbar jahrelang nicht – doch jetzt soll es geschehen. Im Gespräch mit «Kassensturz»-Moderator Ueli Schmezer gestand BAG-Kommunikationschef Daniel Bach Versäumnisse ein. Bei den erwähnten Kompressen sei «aus Versehen» ein falscher Preis bewilligt worden. Und auf Schmezers Vorhaltung, der BAG-Chef habe seinen Job nicht gemacht, musste Bach konzedieren: «Er hat ihn nur teilweise gemacht.» 
Das Bundesamt habe die Erneuerung beziehungsweise Anpassung der MiGeL-Liste wegen anderer Anforderungen vernachlässigt, etwa bei den Medikamentenpreisen  – so die Erklärung.
Radio SRF, «Espresso»: «Überteuerte Medizinalgeräte: Amtlich bewilligte Fantasiepreise»
Daniel Bach kündigte an, dass die Sache nun in Angriff genommen wird – «bis Mitte/Ende nächstes Jahr» sei die Preisliste für die medizinischen Hilfsmittel überarbeitet.
Offen bleibt damit, wie viel die Krankenkassen dadurch am Ende einsparen können. Santésuisse-Direktorin Verena Nold schätzt, dass die übertriebenen Beträge etwa 100 Millionen Franken ausmachen; das BAG geht eher von 10 bis 20 Millionen aus. 
Entscheidend ist dabei, ab welchem Punkt das Problem eintritt, dass die MiGeL-Preise zu tief sind, so dass die Hersteller dennoch mehr erlangen – und am Ende die Patienten die Differenz aus eigener Tasche bezahlen müssen. 
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