Schweizer Spitäler haben im Kampf gegen Corona die Armee um kostenlose Unterstützung angefragt. Gleichzeitig wurde das eigene Pflegepersonal nach Hause geschickt oder auf Kurzarbeit gesetzt. Verteidigungsministerin Viola Amherd bestätigt nun solche missbräuchlichen Soldaten-Einsätze
gegenüber der «Rundschau» von SRF.Die Armee habe jeweils das Gespräch mit den Spital-Verantwortlichen gesucht. «Ihr habt Leute in der Kurzarbeit. Nehmt diese Leute zurück», heisst es dann. Die Armee habe darum auch bereits Spital- und Sanitätssoldaten aus Spitälern abgezogen. Solche Missbräuche vorgängig zu vermeiden sei aber schwierig. Auf konkrete Fälle ging Viola Amherd nicht ein.
Mehr als 350 Gesuche eingegangen
Ein Soldat im Spital Thurgau vermutete bereits vergangene Woche einen Fehlanreiz hinter dem Assistenzdienst der Armee: «Sie setzen uns nun ein und schicken ihre Pflegenden nach Hause, um Überstunden und Ferien abzubauen»,
sagte er gegenüber der WOZ. Auch Gewerkschaften haben Spitäler für dieses Vorgehen kritisiert.
Seit Anfang März sind mehr als 350 Gesuche für sanitäts- und betreuungsdienstliche Leistungen eingegangen. Von diesen hat die Armee mittlerweile 150 erfüllt, über 110 befinden sich aktuell in der Umsetzung, rund 15 Gesuche werden derzeit geprüft und gegen 40 wurden zurückgezogen. Insgesamt sind 3'800 Armeeangehörige der Sanitätstruppen für rund 50 Spitäler in der ganzen Schweiz eingerückt. Inzwischen wurden 300 bis 400 Soldaten der Sanitätstruppen
wieder aus dem Assistenzdienst entlassen.