So funktioniert ein Gesundheitsbetrieb zweisprachig

Die Spitex Biel-Bienne Regio pflegt die konsequente Zweisprachigkeit. Und so sucht man das Personal halt teils im Elsass oder in Luxemburg. Der Umgang mit zwei Sprachkulturen kostet – aber bereitet auch bestens auf die Zukunft in der Branche vor.

, 6. November 2017 um 08:35
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«Alle Mitarbeitenden müssen beide Sprachen verstehen und auch lesen können», sagt Markus Irniger, der Geschäftsleiter der Spitex Biel-Bienne Regio. Denn es sei kaum möglich, dass die Disposition neben den fachlichen Anforderungen auch noch auf die Sprachkompetenzen Rücksicht nehmen könne. «Wir achten schon bei der Anstellung, ob alle beide Sprachen verstehen.
Kunden in der Stadt Biel erwarteten, dass sie in ihrer Muttersprache sprechen können. Als Dienstleisterin sei es Aufgabe der Spitex, diese Hürde zu meistern. In den Teams hat es Mitarbeitende mit Deutsch oder mit Französisch als Muttersprache. «Es kann sein, dass ein Verlaufsprotokoll Einträge in Deutsch hat, gefolgt von Einträgen in Französisch», so Markus Irniger.
Die Erwartung ist klar: Egal, in welcher Sprache die Beobachtungen formuliert wurden, sie müssen von der nachfolgenden Fachperson richtig verstanden werden. «Gerade bei unserer Arbeit ist das ganz wichtig. Und da geht es auch um Fachausdrücke, die man kennen muss.»

Von Berndeutsch zu Hochdeutsch und zurück

Die Spitex Biel-Bienne Regio ist zudem in den Gemeinden Evilard-Magglingen sowie in Pieterlen und Lengnau tätig. Im Team Evilard-Magglingen gibt es fast ausschliesslich welsche Mitarbeitenden. Dagegen dominiert im Team Pieterlen/Lengnau das Deutsche. «Bei uns spricht jede Person in ihrer Muttersprache.»
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Dieser Beitrag erschien zuerst im Spitex-Report 

Doch was ist beim Geschäftsleiter die Muttersprache, wenn er zum Beispiel an Team-Meetings teilnimmt: Mundart oder Deutsch? «Da frage ich jedes Mal», sagt Markus Irniger. Teilweise werde er besser in Berndeutsch verstanden, teilweise besser in Hochdeutsch.

Zweisprachigkeit kostet

Generell gilt, dass Besprechungen in zwei Sprachen länger dauern, als wenn nur in einer Sprache gesprochen wird. Auch sind beispielsweise PowerPoint-Slides zweisprachig. Nicht nur das: alle Flyer, Kunden- oder Ärztinneninformationen haben im gleichen Dokument immer beide Sprachen. «Das erleichtert die Logistik. Wir können keine Register führen, welche Person welche Sprache bevorzugt.»
Der Einsatz beider Sprachen braucht auch im Produktionsprozess mehr Zeit. Alles muss übersetzt werden. «Jährlich geben wir zwischen 50'000 bis 100'000 Franken alleine für Übersetzungen aus», sagt Markus Irniger.

Elsass, Luxemburg, Portugal

Wie findet die Spitex Biel-Bienne Regio ausreichend Fachkräfte? «Unsere Anforderung, Französisch und Deutsch zu können, macht die Situation nochmals sportlicher.» Bis jetzt sei es immer gelungen, genügend Fachkräfte zu finden, um den Versorgungsauftrag erfüllen zu können. Doch das kann ändern. Darum stellt sich die Spitex Biel-Bienne Regio mit Kreativität den Herausforderungen. «Unsere Situation ist besonders: wir können keine Personen beispielsweise aus dem Ostblock anstellen», sagt Geschäftsleiter Irniger. «Niemand spricht dort Französisch.»
So wurden auch schon Stelleninserate im Elsass und sogar in Luxemburg geschaltet, freilich mit bescheidenem Erfolg. Auch gibt es ein pfannenfertiges Konzept, notfalls Mitarbeitende in Portugal zu rekrutieren. Diese Pflegenden sprechen oft auch Französisch und könnten Deutsch in Kursen lernen. «Es haben erste Gespräche mit dem hiesigen Portugal-Verein stattgefunden», sagt Markus Irniger. Dabei ging es um Integration und Unterstützung.

Erfolgsfaktor Zweisprachigkeit

Natürlich ist auch die Führung eines zweisprachigen Unternehmens anspruchsvoller. «Wir haben Führungsleitsätze und -prinzipien, die für alle gelten.» Doch brauche es Raum, damit das Ergebnis mit den Eigenarten der jeweiligen Sprachkultur erreicht werden könne. «Wir Deutschschweizer segeln vielleicht härter am Wind. Doch Welsche erreichen ihr Ziel gleich gut und gleich schnell. Einfach anders.»
Markus Irniger ist überzeugt, dass die Eigenart der Zweisprachigkeit ein grosser Vorteil ist. Bald werden die Eltern der Secondos pflegebedürftig. «Der Umgang mit verschiedenen Sprachen und Kulturen ist bei uns Alltag. Wir sind in dieser Hinsicht also bestens vorbereitet für die Zukunft.» Er empfinde die Vielfalt der Kulturen als Bereicherung.
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Markus Irniger leitet die Spitex Biel-Bienne Regio seit 2011. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt rund 220 Personen. Die Spitex Biel-Bienne Regio unterstützt Kunden der Stadt Biel sowie der Gemeinden Evilard, Magglingen, Pieterlen und Lengnau. Zur Organisation gehören zudem noch die Kinderspitex sowie Kompetenzteams wie beispielsweise Psychiatrie, Palliative Care, Wundmanagement, Bedarfsabklärung, Nachtdienste et cetera.
Seit 2015 ist Markus Irniger im Vorstand des Spitex Verbandes Kanton Bern und dort zuständig für die Finanzen sowie Mitglied der Marketinggruppe. Zudem engagiert er sich im Vorstand des LTT Biel-Seeland als Vizepräsident und als Verwaltungsrat der Pensionskasse der Stadt Biel sowie als Verwaltungsrat bei der BelleVie AG, einer Tochterfirma mehrerer Spitex-Organisationen.
Bevor Markus Irniger zur Spitex stiess, war er in unterschiedlichen Führungsfunktionen bei verschiedenen Krankenversicherern tätig, zuletzt als Regionaldirektor bei der Swica in Bern.
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