Die Spitäler in der Schweiz können die Coronavirus-Fälle in der derzeitigen Ausnahmesituationen bis anhin (noch) gut bewältigen. Dies zeigen Gespräche mit der Branche. Ein Blick in das Nachbarland Italien zeigt aber: Dies könnte sich schnell ändern, wenn die Zahl der Infizierten in die Höhe schiesst. Dort kämpfen Spitäler mit zu wenig Betten, schlechter Ausrüstung und überlastetem Personal.
Um möglichst viel Handlungsfreiheit für Schweizer Kliniken zu gewähren und auch Kapazitäten auszuweiten, sind immer mehr Spitäler auf pensioniertes medizinisches Personal angewiesen. Der Kanton Bern hat zum Beispiel ein Callcenter eingerichtet, von wo aus medizinisches Fachpersonal den Spuren der Viruserkrankten nachgeht. Das Kantonsarztamt setzt dabei auch auf pensionierte Ärzte und freiwillige Fachleute.
Das Unispital Basel sucht qualifizierte Senioren. | Screenshot Seniors at Work
Auch prominente Ärzte helfen
Auch das Luzerner Kantonsspital, das Unispital Lausanne oder das Universitätsspital Basel (USB) setzt auf pensioniertes Personal. Seit Montag können sich Verdachtsfälle in der umfunktionierten Predigerkirche testen lassen. Bis zu 360 Personen pro Tag. Dauer: 15 Minuten. Es hätten sich bereits «Ärzte mit allen möglichen Titeln» gemeldet, sagt USB-Sprecher Nicolas Drechsler
der Tageszeitung «bz Basel». Auch Guy Morin, ehemaliger Basler Regierungspräsident und Arzt ist in Basel im Einsatz. «Ich arbeite ja nur 60 Prozent als Hausarzt», sagt er der Zeitung. Darum wolle er hier helfen. «Morgens überweise ich Patienten hierher, nachmittags untersuche ich sie, das passt doch.»
Armeeangehörige halten sich bereit
Sollten die Spitäler in der Schweiz trotzdem früher oder später an die Grenzen ihrer Kapazitäten stossen, stehen Ressourcen zur Verfügung. Im Kanton Aargau wäre etwa die Kaserne in Aarau eine mögliche Alternative für die leichteren Fälle.
Auch Entlastung für das Spitalpersonal steht bereit: Mehrere Kompanien Sanitäts- und Spitalsoldaten warten derzeit, um den zivilen Einrichtungen bei der Bewältigung der Corona-Epidemie zu helfen. Die Armeeangehörigen leisten personelle Unterstützung in der allgemeinen Pflege. Hinzu kommen logistische Leistungen wie Sterilisation von medizinischen Instrumenten oder der Einsatz von Truppenköchen.