Spitäler stellen sich gegen die Pflege-Initiative

Die Schweizer Spitäler weibeln für den Gegenvorschlag zur Pflege-Initiative. Und zwar mit dem Argument, die Initiative ändere zu wenig.

, 6. Oktober 2021 um 10:02
image
Die Pflegeinitiative verzögere die Behebung des Fachkräftemangels: Aus diesem Grund wirbt der Spitalverband Hplus für ein Nein. Würde die Initiative angenommen, drohe «ein jahrlanger Prozess mit ungewissem Ausgang». Der Bundesrat müsste eine Botschaft erarbeiten, und die Beratungen im Parlament würden wieder bei null beginnen.

Ist der Gegenvorschlag besser als nichts?

Die Spitäler schlagen dafür umso beherzter eine Bresche für den indirekten Gegenvorschlag, dem das Parlament im März zugestimmt hat. Hplus bezeichnet ihn als «sofortige, substanzielle und verbindliche Alternative, um dem drohenden Fachkräftemangel in der Pflege zu begegnen.»
Der indirekte Gegenvorschlag sei sofort umsetzbar. Bereits ab nächstem Jahr gebe es dann Ausbildungsbeiträge und mehr Kompetenzen für das Pflegefachpersonals.

Initianten trauen Gegenvorschlag nicht

Dieser indirekte Gegenvorschlag befriedigt allerdings die Urheber der Pflege-Initiative nicht. Sie bemängeln: Bundesbeiträge für die Pflege-Ausbildung gibt es nur dann, wenn die Kantonsparlamente die gleiche Summe beitragen. «In allen Kantonen, die das Budget einmalig oder jährlich wiederkehrend ablehnen, bleibt das Bundesgesetz toter Buchstabe», sagt Yvonne Ribi, die Geschäftsführerin des Pflegefachverbands SBK-ASI und Mitglied des Initiativkomitees, in einer Mitteilung.
Auch in anderen Punkten geht dem Initiativkomitee der indirekte Gegenvorschlag zu wenig weit. Es fehlen Vorschriften für bessere Arbeitsbedingungen: Etwa die frühzeitige und verbindliche Bekanntgabe der Dienstpläne, berufliche Entwicklungsmöglichkeiten, familienfreundliche Strukturen und Möglichkeiten zu Lohnerhöhungen. Ausserdem wollen die Initianten maximale Patientenzahlen pro Pflegefachpersonen festlegen.

Spitäler regeln lieber kantonal oder verbandsintern

Die Spitäler ihrerseits finden, dass solche Forderungen nicht mit gesamtschweizerischen Vorschriften erfüllt werden können. «Sie sind auf kantonaler Ebene und im bewährten sozialpartnerschaftlichen Dialog anzugehen», schreiben die Verbände der Spitäler, der Langzeitpflege-Institutionen (Senesuisse) und der privaten Spitexorganisationen (ASPS) in einer gemeinsamen Mitteilung.

Initiative und Gegenvorschlag in Kürze:

Der Gegenvorschlag sieht vor:
  • Ausbildungsoffensive: Der Bund spricht Ausbildungsbeiträge von einer Milliarde Franken über acht Jahre.
  •  Neue Kompetenzen: Pflegefachleute dürfen bestimmte Pflegeleistungen ohne ärztlichen Auftrag erbringen und selbstständig abrechnen.
Die Initiative sieht zusätzlich vor:
  • Pflegefachleute im Beruf halten: Mit besseren und familienverträglichen Arbeitsbedingungen.
  • Sicherung der Pflegequalität: Mehr Personal pro Schicht.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Wenn ethische Hacker ins Spital einbrechen

Zunehmend lassen sich Schweizer Spitäler legal hacken. Mit teils beunruhigenden Ergebnissen, wie der Cybersecurity-Spezialist Sandro Nafzger im Interview zeigt.

image

SBK Aargau-Solothurn: Farah Rumy gibt Co-Präsidium auf

Die SP-Nationalrätin erklärt dies mit «unterschiedlichen Visionen zur künftigen Ausrichtung».

image

«Es ist unglaublich. Parallelen zum Fall der CS sind offensichtlich»

Die Insel Gruppe meldete zuletzt viele Verbesserungen. Aber für den Berner Gesundheitsökonomen Heinz Locher ist die Krise sehr fundamental: Er spricht von «multiplem Organversagen». Das Interview.

image

Kantonsspital Baden: Petition für Teuerungsausgleich

Gute ein Drittel des Personals unterschrieb die Forderung nach Nachbesserungen in der Lohnrunde.

image

Insel Gruppe: Christian Leumann bleibt bis Ende 2025

Die Suche nach einem neuen CEO stockt. Interims-Direktor Leumann will dazu beitragen, dass kein Zeitdruck entsteht.

image

Nachhaltiger Neubau in Arlesheim: Fast alles aus Holz

Der Neubau der Klinik Arlesheim setzt auf nachhaltigen Holzbau. Mit modernster Architektur und ökologischen Materialien entsteht ein einzigartiges Gebäude, das Gesundheit und Umwelt vereint. Ein Projekt, das für die Zukunft der medizinischen Versorgung steht.

Vom gleichen Autor

image

«Hausarzt ist kein Beruf, den man subventionieren muss»

Ein Arzt macht vor, wie eine Berggemeinde zu medizinischer Versorgung kommt. Und er kritisiert Kollegen, die einfach ihre Praxis schliessen.

image

Pflegefachleute verschreiben so sachkundig wie Ärzte

Das dürfte das Pflegepersonal freuen: Es stellt laut einer US-Studie genauso kompetent Arzneimittel-Rezepte aus wie Ärzte.

image

Temporär-Arbeit in der Pflege: Ein Angebot mit Haken

Es gibt gute Gründe für Pflegefachleute, sich nur noch temporär anstellen zu lassen. Aber es gibt auch ein paar gute Argumente dagegen.