Das Kantonsspital Baden (KSB) geht neue digitale Wege. Es beteiligt sich am Winterthurer Start-up heyPatient, das einen «digitalen Gesundheitsbegleiter» entwickelt hat. Die App soll die vielen Interaktionen zwischen dem Spital und den Patienten vereinfachen. KSB-CEO Adrian Schmitter sagt: «Wir sind überzeugt, dass heyPatient als digitale und integrierte Lösung das Potenzial hat, im Gesundheitswesen neue Massstäbe zu setzen.»
Das KSB arbeitet bereits heute mit dem Digital Health Start-up zusammen. Und zwar im Rahmen eines Pilotprojektes: Patientinnen der Frauenklinik können sich für einen Termin digital anmelden und werden für diesen dann auch digital aufgeboten. Das Projekt ist auf grossen Anklang gestossen, was das KSB dazu bewogen hat, sich am jungen Unternehmen finanziell zu beteiligen. Solche Kooperationen sind auch Ziel des Health Innovation Hub, den das KSB im Sommer 2018 gegründet hat.
Keinen Papierkram mehr
«Mit der App, die in 14 Sprachen anwendbar ist, lassen sich die vielen Interaktionen zwischen Ärzten, Pflege, Administration und Patienten vereinfachen», sagt Matthias Spühler, der heyPatient mit seiner Frau und mit zwei weiteren Co-Gründern ins Leben gerufen hat. Allerhand Papierkram und reichlich Aufwand: Dem möchte Spühler mit seiner Gesundheits-App entgegenwirken. Terminbestätigungen müssten nicht mehr extra per Post, sondern könnten bequem per App verschickt werden. Spitäler, welche nicht mehr alles manuell auf Papier, sondern digital erfassten, würden nicht nur Zeit, sondern auch Kosten sparen, sagt er.
Nutzerinnen und Nutzer können sich bei heyPatient-Gesundheitspartnern, etwa bei Spitälern oder Kliniken, digital anmelden und erhalten die Termine dann direkt auf die Timeline – integriert in den mobilen Kalender. Zudem werden von den Leistungserbringern wichtige Informationen bereitgestellt, etwa zum bevorstehenden Termin, zu Vorbereitung, Behandlung und Nachsorge.
So funktioniert die Interaktion zwischen den Leistungserbringern und den Patienten. (zvg)
«Die richtigen Informationen zum richtigen Zeitpunkt»
«Die App unterstützt nicht nur Patienten im Spital, sondern agiert als digitaler Gesundheitsbegleiter im Alltag für alle Menschen, ob krank oder gesund», sagt Spühler. Wichtig dabei sei, dass die App auch den einzelnen Bedürfnissen der Nutzer gerecht werde. So fordert diese zum Beispiel Schwangere zu Vorsorgeuntersuchungen auf und liefert Wissenswertes (z.B. Videos) rund um die Schwangerschaft. Spühler macht auf eine weitere Funktion aufmerksam: «Vor dem Check-up erhalten schwangere Frauen kurze Mitteilungen, deren Nutzen nicht selten unterschätzt werden, die aber sehr hilfreich sein können.» So werden künftige Mütter, die sich einer Ultraschalluntersuchung unterziehen, etwa frühzeitig gebeten, ihren Bauch nicht mit Körperlotion einzucremen – «die App liefert die richtigen Informationen zum richtigen Zeitpunkt», so der Gründer von heyPatient.
Die eigenen Kontakt- und Versicherungsdaten können bereits vor einem Arzt- oder Spitaltermin mit den zuständigen Fachpersonen ausgetauscht und Gesundheitstermine mit Familienmitgliedern geteilt werden. Mit Letzterem soll die Unterstützung und Versorgung durch Angehörige vereinfacht werden. Gerade ältere Personen könnten von der heyFamily-Funktion profitieren. Die Nutzer entscheiden jederzeit selbst, mit wem sie welche Daten teilen.
Weitere Funktionen geplant
Spühler möchte seine Gesundheits-App weiter ausbauen. Bereits geplant sind ein Check-in vor Ort sowie eine Video- und Chatberatung.
Der heyPatient-Gründer kann sich auch eine Anbindung an das geplante Elektronische Patientendossier vorstellen. Zudem schwebt ihm vor, die App mit Wearables, etwa der Apple Watch, welche die Vitaldaten des Patienten aufzeigt, zu verknüpfen. Spühler nutzt persönlich ebenfalls ein solches Wearable: Er trägt einen Oura Ring, der seine Vitaldaten misst und überwacht.