Geht es um Leben oder Tod, könnte es für Patienten ein Vorteil sein, von einer Ärztin anstatt einem Arzt behandelt zu werden. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie von Wissenschaftlern der
Harvard University, welche Daten von 1,5 Millionen Spitaleintritten auswerteten.
Danach haben ältere Spitalpatienten, welche von Ärztinnen behandelt werden, eine um 0,42 Prozentpunkten tiefere Mortalitätsrate (11,07 gegenüber 11,49 Prozent). Auch bei der Wiedereintrittsrate nach Komplikationen schneiden die Frauen besser ab: Ihre Rate liegt 0,55 Prozentpunkte tiefer als die der Männer (15,02 gegenüber 15,57 Prozent).
Die Differenz sieht auf den ersten Blick bescheiden aus, ist aber laut den Wissenschaftlern «klinisch signifikant», denn unter dem Strich ergibt sich eine Differenz von jährlich 32'000 weniger Todesfällen.
Yuske Tsugawa, Anupam B. Jena, Jose F. Figueroa et al: «Comparison of Hospital Mortality and Readmission Rates für Medicare Patients Treated by Male vs Female Physicians» - in: «Jama Internal Medicine», 19. Dezember 2016Überraschende Ergebnisse
Die Autorinnen zeigen sich erstaunt über die Ergebnisse, hüten sich aber, diese zu interpretieren. Aus früheren Studien war bekannt, dass Männer und Frauen unterschiedlich an eine Behandlung herangehen.
So legen Ärztinnen mehr Wert auf Kommunikation als Ärzte. Auch ist ihnen wichtiger, eine persönliche Beziehung zu den Patienten aufzubauen. Die Überraschung besteht darin, dass sich dies auch in Zahlen niederschlagen könnte.
Studie erfasst über 58'000 Ärzte
Analysiert wurden Daten von mehr als einer Million Patienten im Alter von 65 und mehr, welche zwischen 2011 und 2014 insgesamt 1,5 Millionen mal hospitalisiert und von 18'751 Ärztinnen und 39'593 Ärzten behandelt wurden. Ausgewertet wurden die Mortalitäts- und Wiedereintrittsraten innert 30 Tagen.
Ärztinnen schnitten vor allem in der Behandlung von herkömmlichen Krankheiten wie Infektionen der Atemwege, Blasenentzündungen oder Herzrythmusstörungen besser ab als ihre männlichen Kollegen.
«Potenziell bessere Arbeit»
In einem ergänzenden
Kommentar zur Studie schreiben die Medizinerinnen
Anna Parks und Rita Redberg von der
University of California, dass die Ergebnisse die Spitäler zum Denken und Handeln anregen sollten über Löhne und Karrieremöglichkeiten von Medizinerinnen. «Ärztinnen leisten gleichwertige oder potenziell sogar bessere Arbeit als ihre männlichen Kollegen», wird betont.
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