Tarpsy: Psychiatrie-Kliniken unterlaufen die Einführung

Bald müsste das neue Tagespauschalen-System in der stationären Psychiatrie starten. Nur: Tarifsuisse kriegt die nötigen Daten nicht.

, 15. September 2017 um 13:00
image
  • psychiatrie
  • tarmed
  • spital
  • versicherer
Einerseits hatte man sich geeinigt: Im Juli segneten Curafutura, Santésuisse sowie H+ einen Tarifstrukturvertrag für die stationäre Psychiatrie ab. Damit war der Weg frei, um das Tagespauschalen-System Tarpsy im Januar 2018 einzuführen.
Andererseits ist bekannt, dass Tarpsy in den psychiatrischen Kliniken unbeliebt ist; viele Fachärzte sind der Ansicht, dass das System mit Tagespauschalen, die nach 22 Gruppen abgestuft sind, immer noch zu starr ist und der Realität in der Psychiatrie niemals gerecht wird (mehr).
Und wie es scheint, setzen sie jetzt auf eine Art passiven Widerstand. Dies lässt sich jedenfalls aus einer Mitteilung von Santésuisse schliessen. Danach verzögern die Psychiatrie-Kliniken die Einführung des neuen Tarifsystems.

Weniger als 10 Prozent eingegangen

Das Problem: Die Kliniken müssten die Tarpsy-Daten rechtzeitig an Tarifsuisse liefern, damit das System im Januar eingeführt werden kann. Bis heute sind aber weniger als zehn Prozent der erforderlichen Daten bei der Santésuisse-Einkaufsfirma eingegangen.
Tarifsuisse habe bereits im April Tarpsy-Daten angefordert, damit ein reibungsloser Übergang zum neuen System möglich werde, so die Mitteilung von Santésuisse. Angesichts der aktuellen Informationsmängel sei nun aber die gesetzlich vorgeschriebene Effizienzprüfung der Tarife nicht möglich. Also kann Tarifsuisse keine Preisverhandlungen führen.
Santésuisse fordert die Kliniken daher nochmals auf, korrekte Daten zu liefern – insbesondere Pflegetage und entsprechendes Leistungsvolumen.
In der Erwachsenenpsychiatrie ist die Verhandlung von Tarpsy-Tarifen ab 2018 Pflicht, in der Kinder- und Jugendpsychiatrie wird die Umstellung 2019 erfolgen.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image
Gastbeitrag von André Plass

Eine unabhängige Anlaufstelle garantiert mehr Qualität

Unabhängige Qualitätskontroll- und Meldezentren fürs Gesundheitswesen könnten die Patientenversorgung stark verbessern.

image

Die Effizienz-Liste: So unterscheidet sich der Verwaltungs-Aufwand der Krankenkassen

Die Kosten für die Kassen-Administration stiegen innert fünf Jahren um 20 Prozent – und innert zwei Jahrzehnten haben sie sich fast verdoppelt.

image

KSA: Weiterer Abgang in der Geschäftsleitung

Sergio Baumann ist nicht länger beim Kantonsspital Aarau tätig: Der Betriebsleiter, der zeitweise als interimistischer CEO fungierte, hat sein Büro bereits geräumt.

image

Jede Notfall-Konsultation kostet 460 Franken

Notfallstationen werden immer öfter besucht. Eine Obsan-Studie bietet neue Zahlen dazu. Zum Beispiel: 777'000 Personen begaben sich dreimal in einem Jahr auf den Spital-Notfall.

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.