Endocannabinoide sind fettsäureähnliche Substanzen, die vom Körper produziert werden und entzündungshemmend oder schmerzstillend wirken. Da sie in den Zellen an den Stellen produziert werden, wo sie der Körper braucht, gibt es keine Gefahr von Überdosierung oder Nebenwirkungen wie etwa beim Cannabis, der einen ähnlichen Effekt zeigt.
Das Endocannabinoid-System ist darum ein vielversprechender Ausgangspunkt für die Entwicklung neuer Therapien etwa gegen Erkrankungen des Nervensystems. Einem Team um
Jürg Gertsch vom Institut für Biochemie und Molekulare Medizin der Universität Bern ist nun ein Durchbruch gelungen.
Die Wissenschaftler konnten erstmals im Gehirn von Mäusen den Transportweg von Endocannabioniden blockieren. Dies führte zu positivem Stressverhalten und Immunsystem der Mäuse: Es kam zu entzündungshemmenden, schmerzstillenden und angstlösenden Effekten.
Die Erkenntnisse wurden im Fachjournal «Proceedings of The National Acacemy of Sciences» (PNAS) publiziert.
Andrea Chicca et al.: «Chemical probes to potently and selectively inhibit endocannabinoid cellular reuptake» - in: «Proceedings of The National Academy of Sciences» (PNAS), 5. Juni 2017Jahrelang war vermutet worden, dass es in Nervenzellen und Immunzellen ein Endocannabinoid-Transportsystem gibt, nun konnte dieses erstmals wissenschaftlich nachgewiesen werden. «Ich bin überzeugt, dass neben der Verabreichung von körperfremden Cannabinoiden künftig für therapeutische Zwecke auch das Endocannabinoid-System gezielt aktiviert werden kann», wird Jürg Gertsch in einer
Mitteilung zitiert.
Andrea Chicca, Erstautor der Studie aus Gertschs Team, ist zuversichtlich, dass in den kommenden Jahren der molekulare Mechanismus des Endocannabinoid-Transporters entschlüsselt werden kann. «Der Entwicklung neuer Medikamente steht dann nichts mehr im Weg». Grosses Potenzial sieht er in der Therapie von stressbedingten Erkrankungen, weil Endocannabinoide wichtige Stresshormone regulieren.