Volksinitiativen erzielen häufig auch dann einen Teilerfolg, wenn sie vom Souverän abgelehnt oder von den Initianten zurückgezogen werden, weil das Bundesparlament einen indirekten Gegenvorschlag präsentiert.
Das gilt auch für die Initiative «Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub», mit welcher der Gewerkschaftsdachverband Travailsuisse einen Vaterschaftsurlaub von vier Wochen forderte, sein Anliegen aber zugunsten des indirekten Gegenvorschlags zur Einführung eines zweiwöchigen Vaterschaftsurlaubs zurückgezogen hat.
10 zusätzliche Arbeitstage geschenkt
Der gesetzliche zweiwöchige Vaterschaftsurlaub ist nun seit Anfang Jahr in Kraft. Doch Mitte Dezember verkündete der Krankenversicherer Swica in einer Medienmitteilung, seinen Mitarbeiten ab 2021 vier Wochen bezahlten Vaterschaftsurlaub zu gewähren – und zwar ohne Lohneinbusse. «Somit erhalten die Väter auf den Zeitpunkt der Einführung des gesetzlichen Anspruchs von zwei Wochen zehn zusätzliche Arbeitstage geschenkt, die sie ihrem Baby und der Familie widmen können», so der Winterthurer Krankenversicherer wörtlich.
Wie beim Mutterschaftsurlaub beträgt die Entschädigung 80 Prozent des durchschnittlichen Erwerbseinkommens vor der Geburt des Kindes, höchstens aber 196 Franken pro Tag. Für zwei Wochen Urlaub werden 14 Taggelder ausbezahlt. Das ergibt einen Höchstbetrag von 2744 Franken.
Die meisten gewähren drei Wochen
Auch andere Krankenversicherer gehen über die gesetzlichen Vorgaben hinaus: Vier Wochen bezahlten Vaterschaftsurlaub bei vollem Lohn gewährt auch die Berner KPT. Drei Wochen gibt’s bei Atupri, Concordia, CSS, Groupe Mutuel, Helsana und Sympany - bei allen ohne Lohneinbusse.
Wer bei der Concordia länger frei nehmen möchte, hat die Möglichkeit, 20 zusätzliche Urlaubstage bei einem Lohn von 80 Prozent zu beziehen.
Von den angefragten Krankenversicherern bieten nur Assura und Sanitas den gesetzlichen Anspruch von zwei Wochen – aber immerhin zu vollem Lohn. Bei Sanitas ist das bereits seit Anfang 2020 der Fall.
Atupri hat den höchsten Frauenanteil
Ketzerisch könnte man ins Feld führen, Krankenversicherer könnten im Unterschied zu Handwerksbetrieben wegen ihrem hohen Frauenanteil beziehungsweise geringeren Männeranteil gegenüber Vätern grosszügiger sein. In der Tat liegt der Frauenanteil bei allen angefragten Krankenversicherern bei über 50 Prozent. Am Höchsten ist er bei Atupri mit einem Frauenanteil von 72 Prozent.