Wie weiter mit dem Spital Walenstadt?

Sieben der acht Sarganserländer Gemeinden sind bereit, das Spital zu kaufen. Die Gemeinde Bad Ragaz ist zwar nicht grundsätzlich gegen die Pläne, stellt aber eine Bedingung.

, 12. Juli 2021 um 06:00
image
  • spital walenstadt
  • kantonsspital graubünden
  • spital
  • politik
Die Sarganserländer Gemeinden kaufen das unrentable Spital Walenstadt, betreiben soll es künftig das Kantonsspital Graubünden: So der Plan. Doch dieser ist ins Stocken geraten.
Zwar erklären sich die sieben Gemeinden Flums, Mels, Pfäffers, Quarten, Sargans, Vilters-Wangs und Walenstadt bereit, die Spitalimmobilie für acht Millionen Franken zu übernehmen, doch eine Gemeinde stellt sich quer: Bad Ragaz unterzeichnet die Absichtserklärung für den Kauf des Spitals nicht, wie das «St. Galler Tagblatt» gestern publik machte.

Bad Ragaz knüpft Beteiligung an Forderung  

Das Abseitsstehen von Bad Ragaz bringe das Ansinnen nicht zu Fall; Graubünden fordere nicht die Beteiligung des gesamten Sarganserlands, schreibt die Tageszeitung. Die Gemeinde Bad Ragaz habe die Türe zur Mithilfe beim Spitalkauf nicht ganz zugeschlagen, eine allfällige Beteiligung habe sie aber an eine klare Bedingung geknüpft.
Der Gemeindepräsident von Bad Ragaz Daniel Bühler sagte gegenüber der Zeitung: «Wir sind bereit, die Situation nochmals zu beurteilen, wenn die Gemeinden Quarten und Walenstadt bis Ende Oktober Absichtserklärungen abgeben, dem Zweckverband Pflegezentrum Sarganserland beizutreten.» Die Gemeindepräsidenten von Quarten und Walenstadt halten von solchen «öffentlichen Druckversuchen» wenig.

Solidarität sei zurzeit nicht gegeben

Bad Ragaz engagiere sich für eine regionale, gesamtheitliche Gesundheits- und Alterspolitik, äusserte sich der Gemeindepräsident gegenüber dem «St. Galler Tagblatt». Es müsse zukünftig eine integrierte Versorgung im Sarganserland angestrebt werden. Diese basiere auf gelebter Solidarität. Doch diese sei zurzeit nicht gegeben, sagte Bühler.
Der Gemeindepräsident von Bad Ragaz kritisiert auch, dass die Gemeinden ein hohes finanzielles Risiko trügen. Es seien Investitionen nötig, abhängig von den Leistungen, die künftig im Spital Walenstadt angeboten würden. Die Angebote dürften jedoch je nach Fallzahlen und medizinischer Entwicklung immer wieder angepasst werden – für die Gemeinden bedeute dies eine hohe Unsicherheit und ein hohes finanzielles Risiko.

Bad Ragaz kann sich bei der zweiten Projektphase nicht einbringen

Das Hauptrisiko liege beim Spitalbetreiber, sagte Christoph Guhl, Gemeindepräsident von Flums, gegenüber der Tageszeitung. Zu den notwendigen Investitionen sagte Guhl, dass die Sanierungskosten des Spitals über entsprechend höhere Pachtzinsen refinanziert würden. Denn mit dem Pachtvertrag, den die eingangs erwähnten sieben Sarganserländer Gemeinden mit dem Kantonsspital Graubünden abschliessen wollen, soll ein langfristiger Betrieb sichergestellt werden.
Im August, wenn die zweite Projektphase beginnt, sollen verschiedene Fragen bezüglich Organisation der Immobiliengesellschaft, Übernahmekonditionen und Pachtvertrag bearbeitet werden. Die Gemeinde Bad Ragaz kann sich jedoch nicht einbringen, da sie die Absichtserklärung ja (noch) nicht unterschrieben hat. 
Das Spital Walenstadt gehört ebenso wie die Spitäler in Altstätten und Grabs zur Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland. Die Spitalgruppe gab für das Geschäftsjahr 2020 ein Minus von 24,8 Millionen Franken bekannt. 2019 betrug das Defizit noch 4,2 Millionen Franken.
Lesen Sie auch: «Kaufen die Gemeinden das Spital Walenstadt?» 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

H+: Vorstand ist wieder komplett

Monika Jänicke, David Bosshard, Susanne Rodewald und Guido Speck sind neu im Vorstand des Spitalverbandes.

image

CHUV: Gericht schiebt IT-Beschaffung auf die lange Bank

Bevorzugen Schweizer Spitäler bei ihren Ausschreibungen für ein neues Klinikinformations-System den US-Anbieter Epic? Die Frage wird auch in der Romandie akut.

image

Unispitäler häuften 210 Millionen Franken Verlust an

«Wir sind hart vor der finanziellen Kante»: So der Befund von Werner Kübler, dem Direktor des Universitätsspitals Basel.

image

Auch Graubünden will Spitäler mit 100 Millionen stützen

Das Geld würde aber nicht direkt an die Betriebe gehen. Zudem sollen Spitäler leichter in Gesundheitszentren verwandelt werden können.

image

Spitalverbundsinterne Lösung: Nicole Ruhe wird CEO in Uznach und Wil

Die heutige CEO des Spitals Linth wird mit dem Zusammenschluss der St.Galler Spitalverbunde zu «HOCH Health Ostschweiz» eine Doppelfunktion übernehmen.

image

SoH: «Es lief alles korrekt», besagt ein erstes Gutachten

Bei der Auflösung des Arbeitsverhältnisses mit CEO Martin Häusermann sei alles mit rechten Dingen zugegangen. Der Kanton Solothurn kündigt aber weitere Untersuchungen an.

Vom gleichen Autor

image

«Ich brauchte nach der Pause mindestens drei Jahre»

Daniela Fürer arbeitete rund eineinhalb Jahre als Intensivpflegefachfrau, dann wurde sie Mutter und machte eine lange Pause – bis zum Wiedereinstieg.

image

Quereinstieg Pflege: Hunger auf beruflichen Neubeginn

Der Rucksack von Annette Gallmann und Peter Kienzle ist gefüllt mit allerhand Arbeits- und Lebenserfahrung. Die 47-jährige Gastronomin und der 52-jährige Art Director machen die Ausbildung HF Pflege.

image

Hat das Stethoskop auf Arztfotos seine Berechtigung?

Ärztinnen und Ärzte werden fast immer mit einem Stethoskop um den Hals abgelichtet. Braucht’s das? Und: Ist das medizinische Diagnoseinstrument überhaupt noch zeitgemäss?