Am Dienstagvormittag wurde bekannt, dass die beiden führenden Schweizer Privatklinikgruppen Swiss Medical Network (SMN) und Hirslanden
in Verhandlungen stehen: SMN interessiert sich für die Übernahme der von der Schliessung bedrohten Schaffhauser Hirslanden-Klinik Belair.
Exakt zur gleichen Zeit hatte SMN-CEO Dino Cauzza in Zürich einen Auftritt am «Finanzforum für Spitäler 2019», das von der Beratungsgesellschaft PwC veranstaltet wurde. Am Rande der Konferenz bekräftigte Cauzza das Interesse seiner Spitalgruppe an der Klinik Belair, wollte zu den Verhandlungen aber keine näheren Angaben machen.
Hingegen machte er deutlich, dass der Akquisitionshunger von SMN selbst bei einer Übernahme von Belair noch lange nicht gestillt ist. «25 Spitäler wären eine ideale Grösse für unsere Gruppe», so Cauzza. Derzeit umfasst die SMN-Gruppe 17 Spitäler. Zum Vergleich: Die Hirslanden-Gruppe zählt 18 Kliniken.
«Pay for performance» anstatt «pay for service»
Anfragen erhalte er mehr als genug, sagt Cauzza. In der aktuellen Grosswetterlage mit dramatisch sinkenden Margen muss er sich nicht aktiv um Übernahmeobjekte bemühen. Die meisten Angebote seien denn auch nicht sonderlich interessant.
Cauzza kommt von den Zahlen her, er studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität St. Gallen und ist diplomierter Wirtschaftsprüfer. Früher arbeitete er unter anderem als Finanzchef des Tessiner Spitalverbunds (EOC).
Ein Ziel ist es, die Abdeckung von SMN durch zusätzliche Spitalstandorte zu vergrössern und möglichst auf die ganze Schweiz auszudehnen. «Je grösser wir sind, desto eher können wir das System verändern», sagt Cauzza. Er will weg von den Tarifdiskussionen und hin zu einer Qualitätskultur und zur «Angemessenheit der Leistungen». «Pay for performance» soll «pay for service» ablösen.
«Neue Anreize setzen»
Das gehe nur mit einem neuen Bonussystem. «Wenn wir die Wende möchten, müssen wir neue, richtige Anreize setzen», sagt Cauzza, «bei Tarifen und Finanzierung fehlt der Bonus- oder Start-up-Gedanke». Als Beispiel nennt er ein neues Versicherungsprodukt, dass SMN mit der Krankenversicherung CSS für ambulante Eingriffe lancierte: Dabei kann der Patient den Tag in einem Privatzimmer verbringen.
Ein wichtiger Faktor für mehr Qualität ist auch die Verbesserung von Prozessen und Infrastruktur, um die Ambulantisierung voranzutreiben. SMN machte es in ihrer Genfer Klinik vor: Cauzza erklärte, wie durch bauliche Massnahmen - ein neuer Eingang, neue OP-Blöcke - im Operationstrakt die Grenzen zwischen dem ambulanten und dem stationären Bereich aufgehoben wurden. «Alles fliesst ineinander über», so Cauzza.
«Weniger reden, mehr machen», fordert er am Ende die Gesundheitsprofis auf, auch kleine Lösungen seien gefragt.