Schweizer Antibiotika-Strategie wird ausgebaut

Die Überwachung des Antibiotikaverbrauchs und der Resistenzraten zeigt Wirkung: Es werden weniger Antibiotika verschrieben.

, 26. Juni 2024 um 13:38
image
In der Schweiz werden im Vergleich zum Ausland weniger Antibiotika verbraucht. Der Bundesrat will aber seine Strategie trotzdem noch verbessern. | Roberto Sorin auf Unsplash
Der Bundesrat will Antibiotikaresistenzen besser bekämpfen. Zum Beispiel sollen Reisende, die im Ausland medizinisch behandelt worden sind, systematisch überwacht werden, wenn sie in der Schweiz ins Spital kommen. So sollen Antibiotika-Resistenzen frühzeitig erkannt und Übertragungsketten unterbrochen werden.

Aktionsplan gegen Resistenzen

Das ist eine von sechs Massnahmen, die im neuen One-Health-Aktionsplan 2024–2027 stehen und die der Bundesrat im Rahmen seiner Strategie Antibiotikaresistenzen Schweiz (StAR) bewilligt hat.
Mit dieser Strategie verfolgt der Bundesrat seit 2016 das Ziel, die Wirksamkeit von Antibiotika für Mensch und Tier langfristig zu gewährleisten. Acht Jahre später hat die Umsetzung zahlreicher Massnahmen zu einer Reduzierung des Antibiotikaverbrauchs geführt.

Weniger problematische Antibiotika

Die offiziellen Zahlen von Anresis, dem Schweizerische Zentrum für Antibiotikaresistenzen, zeigen: In der Schweiz wurden 2022 gut 4,4 Millionen Packungen Antibiotika verkauft. Das entspricht einem Gesamtverbrauch von 10,1 Tagesdosen pro 1000 Einwohner und Tag.
Der Verbrauch der problematischen «Watch»-Antibiotika nahm zwischen 2015 und 2022 um 30 Prozent ab.

Die drei Antibiotika-Arten

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ein Klassifizierungssystem für Antibiotika entwickelt:
Antibiotika der Kategorie «Access» sollten bevorzugt werden. Sie sind wirksam und tragen im Vergleich zu anderen Antibiotika nur mässig zur Resistenzentwicklung bei.
Die Kategorie «Watch» umfasst Antibiotika, die nur bei einer begrenzten Anzahl von Infektionen indiziert sind und bei denen die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass sie zur Entwicklung einer Antibiotikaresistenz beitragen.
«Reserve»-Antibiotika sollten nur als letztes Mittel eingesetzt werden.

Die Resistenzraten sind derzeit stabil. Weil aber international die Raten deutlich höher sind, rechnen Fachleute mit einer Verschärfung der Lage. Deshalb brauche es die Strategie zur Prävention und Bekämpfung von Resistenzen auch in der Schweiz.
Der Antibiotikaverbrauch im ambulanten Sektor macht etwa 85 Prozent des Gesamtverbrauchs aus. In der Schweiz unterscheidet sich der Antibiotikaverbrauch im ambulanten Bereich zwischen den Sprachregionen: In den französisch- und italienischsprachigen Regionen ist er höher als in der Deutschschweiz.

image
Im Vergleich zu diesen europäischen Ländern ist der Gesamtverbrauch von Antibiotika in der Schweiz gering. Quelle: Anresis.
,
  • medikamente
  • Antibiotika
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Auch Roche meldet Erfolg mit «Abnehm-Spritze»

Der Wirkstoff CT-388 zeigt in einer ersten Studie eine raschere Wirkung als ähnliche Produkte – und einen starken Einfluss auf die Blutzucker-Regulation.

image

Auch im Wallis sollen Apotheker freier Medikamente abgeben können

Dabei geht es nicht nur um tiefere Kosten – sondern auch um die Versorgung in Gegenden mit geringer Ärztedichte.

image

Was Verena Nold wirklich sagte

Die Santésuisse-Präsidentin teilt gegen die Politiker aus und unterstützt die Kostenbremse-Initiative.

image

Weniger Originalpräparate, mehr Biosimilars

Der Anteil an Biosimilars liegt bei 50 Prozent. Zu wenig - weshalb nun verschiedene Massnahmen in Kraft treten.

image
Gastbeitrag von Enea Martinelli

Wir verlieren wichtige Medikamente – für immer

Dass es bei Heilmitteln zu Lieferengpässen kommt, ist bekannt. Doch das Problem ist viel ernster. Zwei Beispiele.

image

Bristol Myers Squibb: Neue Medizinische Direktorin

Carmen Lilla folgt auf Eveline Trachsel, die in die Geschäftsleitung von Swissmedic wechselte.

Vom gleichen Autor

image

Efas: Abgestimmt wird am 24. November

Nun hat der Bundesrat festgelegt, wann das Volk über die einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen entscheidet.

image

«Notfalldienst für pensionierte Ärzte muss abgeschafft werden»

Dem Kanton Schwyz drohen Ärztinnen und Ärzte davonzulaufen – wegen der strengen Pflicht zum Notfalldienst.

image

Corona kostete den Bund 29 Milliarden

Die Kosten der Corona-Pandemie seien so einmalig gewesen, dass sie keine Vorlage für künftige Krisen seien. Das stellt der Bundesrat fest.