Schweizer Ärzte gönnen sich kleinere Pensen

Statt wie vor zehn Jahren über 49 Stunden pro Woche, arbeiten Ärzte «nur» noch etwas weniger als 48 Stunden pro Woche.

, 22. März 2023 um 12:10
image
Bild: Unsplash
Es ist zwar nur ein kleiner Unterschied, aber immerhin: Ärzte und Ärztinnen in der Schweiz erlauben sich etwas kleinere Pensen als früher. In Zahlen heisst das: Vor zehn Jahren betrug ein durchschnittliches Ärzte-Pensum noch 49,3 Stunden. Letztes Jahr waren es noch durchschnittlich 47,7 Stunden pro Woche. Das zeigt die jüngste Ärztestatistik des Berufsverbands FMH.

Mehr Frauen

Die jährliche Erhebung der FMH zeigt zudem: In der Schweiz haben letztes Jahr insgesamt 40’000 Ärztinnen und Ärzte gearbeitet - was ein neuer Rekord ist. Es sind 780 Personen oder zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Der Frauenanteil liegt mittlerweile bei 46 Prozent.
Interessant ist, wo die Ärztinnen und Ärzte tätig sind: 21'440 von ihnen arbeiten in einer Praxis. Im Spital sind es weniger, nämlich knapp 18’000. Eine Minderheit von 640 Berufsleuten arbeiten bei Versicherungen, für die öffentliche Verwaltung oder in der Industrie. Der Frauenanteil ist in Spitälern mit 49 Prozent eindeutig höher als in den Praxen, wo 44 Prozent arbeiten.

Drei Gründe zur Sorge

Die FMH sorgt sich allerdings aus drei Gründen um die Zukunft der medizinischen Versorgung:
  • Jeder zweite berufstätige Arzt ist bereits 50 Jahre alt oder älter, jeder Vierte ist sogar 60 Jahre alt und älter. Es kommen also zunehmend mehr Berufstätige ins Pensionsalter.
  • Zweitens ist die Hausarztdichte nach wie vor gering, und es gibt derzeit keine Aussicht auf eine Steigerung.
  • Drittens hat die Schweiz – nach Israel – den zweithöchsten Ausländeranteil in der Ärzteschaft aller OECD-Länder.

40 Prozent aus dem Ausland

15’800 der Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz stammen aus dem Ausland oder besitzen ein ausländisches Diplom. Das entspricht fast 40 Prozent. Dieser Anteil ist immer noch am Steigen. Die FMH schreibt dazu: «Die attraktiven Rahmenbedingungen ziehen zwar viele Fachkräfte aus dem Ausland an, begünstigen jedoch die Mangellage in den Herkunftsländern.»

Ärztedichte wie in Deutschland

Die Schweiz hat eine Ärztedichte von 4,6 Ärztinnen und Ärzten pro 1000 Einwohner. Das ist vergleichbar mit den Nachbarländern Österreich (5,4), Deutschland (4,5), Italien (4,0) und Frankreich (3,2).
Allerdings relativiert die FMH diese Zahl. Denn nimmt man die Vollzeitstellen als Grundlage, sind es bei uns nur noch 3,9 Ärztinnen und Ärzte pro 1000 Einwohner. «Und gerade bei den ambulant tätigen Hausärztinnen und Hausärzten ergibt sich ein alarmierendes Bild: Die Dichte pro 1000 Einwohner und Einwohnerinnen liegt mit 0,8 seit Jahren unter dem empfohlenen Wert von 1.»

Versorgungssicherheit auf der Kippe?

Die FMH warnt deshalb: Weil die Arzt-Pensen sinken, brauche es pro Arzt, der in den Ruhestand geht, mehr als nur einen Nachfolger.
  • ärzte
  • fmh
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Bundesrat regelt das militärische Gesundheitswesen

Bisher fehlten in der Schweiz spezielle Regeln für das militärische Gesundheitswesen. Nun will der Bundesrat diese Lücke füllen.

image

Hohe Auszeichnung für CHUV-Forscher

George Coukos wurde in die U.S. National Academy of Medicine für Krebsforschung gewählt.

image

Ex-BAG-Vizedirektor rügt hohe Kosten der Spezialärzte

Die Schweiz sei ein Paradies für Spezialarzt-Behandlungen, sagt der ehemalige BAG-Vize Oliver Peters. Weil es keine Kostenkontrolle gebe.

image

Chefarzt tritt nach 16 Jahren zurück

Das Kantonsspital Obwalden ist auf der Suche nach einem neuen Chefarzt für die Innere Medizin. Thomas Kaeslin will kürzertreten.

image

Aargau: Ärzteverbands-Präsident im Parlament

Bei den kantonalen Wahlen wurde Thomas Ernst als Vertreter der FDP in den Grossen Rat gewählt.

image

Ophtalmologen: «Werbung von Betterview ist unseriös»

Die Augenarzt-Gesellschaft wehrt sich gegen das Nicht-Verbands-Mitglied Betterview. Die Augenlaser-Kette mache unseriöse Werbung.

Vom gleichen Autor

image

Temporär-Arbeit in der Pflege: Ein Angebot mit Haken

Es gibt gute Gründe für Pflegefachleute, sich nur noch temporär anstellen zu lassen. Aber es gibt auch ein paar gute Argumente dagegen.

image

Medikamente: Diese fünf Irrtümer müssen alle kennen

Epinephrin statt Ephedrin? Solche Verwechslungen können tödliche Folgen haben. Gut zu wissen, wo die grössten Gefahren lauern.

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.