Es ist zwar nur ein kleiner Unterschied, aber immerhin: Ärzte und Ärztinnen in der Schweiz erlauben sich etwas kleinere Pensen als früher. In Zahlen heisst das: Vor zehn Jahren betrug ein durchschnittliches Ärzte-Pensum noch 49,3 Stunden. Letztes Jahr waren es noch durchschnittlich 47,7 Stunden pro Woche. Das zeigt die jüngste
Ärztestatistik des Berufsverbands FMH.
Mehr Frauen
Die jährliche Erhebung der FMH zeigt zudem: In der Schweiz haben letztes Jahr insgesamt 40’000 Ärztinnen und Ärzte gearbeitet - was ein neuer Rekord ist. Es sind 780 Personen oder zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Der Frauenanteil liegt mittlerweile bei 46 Prozent.
Interessant ist, wo die Ärztinnen und Ärzte tätig sind: 21'440 von ihnen arbeiten in einer Praxis. Im Spital sind es weniger, nämlich knapp 18’000. Eine Minderheit von 640 Berufsleuten arbeiten bei Versicherungen, für die öffentliche Verwaltung oder in der Industrie. Der Frauenanteil ist in Spitälern mit 49 Prozent eindeutig höher als in den Praxen, wo 44 Prozent arbeiten.
Drei Gründe zur Sorge
Die FMH sorgt sich allerdings aus drei Gründen um die Zukunft der medizinischen Versorgung:
- Jeder zweite berufstätige Arzt ist bereits 50 Jahre alt oder älter, jeder Vierte ist sogar 60 Jahre alt und älter. Es kommen also zunehmend mehr Berufstätige ins Pensionsalter.
- Zweitens ist die Hausarztdichte nach wie vor gering, und es gibt derzeit keine Aussicht auf eine Steigerung.
- Drittens hat die Schweiz – nach Israel – den zweithöchsten Ausländeranteil in der Ärzteschaft aller OECD-Länder.
40 Prozent aus dem Ausland
15’800 der Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz stammen aus dem Ausland oder besitzen ein ausländisches Diplom. Das entspricht fast 40 Prozent. Dieser Anteil ist immer noch am Steigen. Die FMH schreibt dazu: «Die attraktiven Rahmenbedingungen ziehen zwar viele Fachkräfte aus dem Ausland an, begünstigen jedoch die Mangellage in den Herkunftsländern.»
Ärztedichte wie in Deutschland
Die Schweiz hat eine Ärztedichte von 4,6 Ärztinnen und Ärzten pro 1000 Einwohner. Das ist vergleichbar mit den Nachbarländern Österreich (5,4), Deutschland (4,5), Italien (4,0) und Frankreich (3,2).
Allerdings relativiert die FMH diese Zahl. Denn nimmt man die Vollzeitstellen als Grundlage, sind es bei uns nur noch 3,9 Ärztinnen und Ärzte pro 1000 Einwohner. «Und gerade bei den ambulant tätigen Hausärztinnen und Hausärzten ergibt sich ein alarmierendes Bild: Die Dichte pro 1000 Einwohner und Einwohnerinnen liegt mit 0,8 seit Jahren unter dem empfohlenen Wert von 1.»
Versorgungssicherheit auf der Kippe?
Die FMH warnt deshalb: Weil die Arzt-Pensen sinken, brauche es pro Arzt, der in den Ruhestand geht, mehr als nur einen Nachfolger.