Die Spielsucht in der Schweiz hat sich verdoppelt – nun handeln die Kantone

Eine neue eGames-Studie zum Online-Geldspielverhalten in der Schweizer Bevölkerung zeigt besorgniserregende Zahlen. Jetzt schalten sich die Kantone ein.

, 23. Februar 2023 um 11:13
image
Der Anteil der problematischen Spielerinnen und Spieler hat sich verdoppelt. | Symbolbild Unsplash
2018 führten Sucht Schweiz und das Groupement romand d'études des addiction, Grea, die erste Studie zum Online-Geldspielverhalten in der Schweiz durch.
2021 fand die zweite Studienwelle statt, um allfällige Veränderungen seit Inkrafttreten des neuen Geldspielgesetzes (BGS) 2019 und der Liberalisierung der Online-Casinos in der Schweiz zu dokumentieren.

Die Zahlen

Als erster Befund der quantitativen Analysen beider e-Games-Studien ergibt sich, dass die Häufigkeit des Online-Spiels zugenommen hat: Spielten 2018 noch ein Viertel der Befragten wöchentlich, waren es 2021 bereits 30 Prozent.
Die Ergebnisse zeigen insbesondere, dass sich der Anteil der problematischen Spielerinnen und Spieler mit einem Anstieg von 2,3 Prozent (2018) auf 5,2 Prozent (2021) verdoppelt hat.

18- bis 29-Jährige betroffen

Am stärksten betroffen sind die jungen Altersgruppen (18 bis 29 Jahre), bei denen 18,8 Prozent der Befragten von mässig risikoreichem oder von problematischem Spielverhalten betroffen sind.
Sie geben auch am meisten Geld für Online-Spiele aus: durchschnittlich 162 Schweizer Franken gegenüber 105 Franken für die Gesamtheit der Befragten.

Spiele rund um die Uhr

Im qualitativen Teil mit je zehn Interviews* aus der deutschen und französischen Schweiz wurde die Wirkung des neuen BGS und des besonderen, pandemiebedingten Umfelds auf das Online-Spielverhalten genauer untersucht.
Die Befragten gaben grossmehrheitlich an, dass sich die explosionsartige Vermehrung des Schweizer Online-Angebots zusammen mit der Coronapandemie und dem Teil-Lockdown stark auf ihr Verhalten ausgewirkt hat.
Die Vervielfachung des Angebots, das intensive Marketing, die unbegrenzte Verfügbarkeit der Spiele und die Bonus-Angebote stellten wichtige Faktoren für eine Intensivierung des Spielverhaltens dar.
image
Die Geldspielkampagne der Kantone. | zvg

Nationale Präventionskampagne

Angesichts der festgestellten Probleme im Zusammenhang mit den Online-Spielen, gerade unter einem jungen Publikum, schliessen sich erstmals alle Kantone zusammen, um eine nationale Präventionskampagne durchzuführen.
«Denn die Studie zeigt auch, dass ein Drittel der Spielenden die bestehenden Hilfs- und Betreuungsangebote gar nicht kennt», wie Sucht Schweiz am Donnerstag in einer Medienmitteilung schreibt.
Auf der entsprechenden Webseite, die in den drei Landessprachen vorliegt, können sich die Spielerinnen und Spieler mit den Gründen auseinandersetzen, die sie zum Spielen motivieren.
Zudem erhalten sie Ratschläge zur Risikoreduktion, sowie Informationen zu allen bestehenden Hilfs- und Betreuungsangeboten bekannt.
*Die Studie befasst sich auch mit der Wirkung der Coronapandemie auf das Online-Spiel. Sie besteht in je einem quantitativen (n = 1395 Spielende) und einem qualitativen Teil mit 20 vertiefenden Interviews.
  • politik
  • sucht schweiz
  • studie
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Abschaffung des NC? «Finden wir nicht gut»

Dass der Numerus Clausus abgeschafft wird, stösst bei Medizinstudenten auf wenig Begeisterung. Sie fürchten Qualitätseinbussen.

image

Luzern: Referendum gegen neues Spitalgesetz

Die Luzerner Grünliberalen sind gegen die Festlegung des Leistungsangebots der Spitäler im Gesetz.

image

«Kritiker der Komplementärmedizin haben eine zu einseitige Sicht»

SP-Ständerätin Franziska Roth kritisiert im Interview die Haltung von Gegnern der Komplementärmedizin. Sie verkennen den Wert der ärztlichen Expertise.

image

Überraschende Rechnung: Medizinstudium soll viermal günstiger sein

Hat die Politik bislang mit falschen Zahlen gerechnet? Eine Analyse des Verbandes der Schweizer Medizinstudierenden Swimsa deutet darauf hin.

image

Initiative fordert Stärkung der Medikamenten-Versorgung

Die Initiative «Ja zur medizinischen Versorgungssicherheit» wurde heute mit 131'500 Unterschriften eingereicht.

image

Bundesrat obsiegt gegen Tarifpartner - aber nur knapp

Die Laborkosten steigen und steigen. Das Problem ist nicht der Tarif. Es ist die Menge.

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.