Swissmedic gibt grünes Licht für die erste Covid-19-Prophylaxe

Das Schweizerische Heilmittelinstitut erteilt die Zulassung für die Antikörperkombination von Astrazeneca. Es ist die schweizweit erste medikamentöse Prophylaxe für Covid-19.

, 15. September 2022 um 18:23
image
Die Therapie ist indiziert zur Prä-Expositionspro­phy­laxe von Covid-19 bei Erwachsenen und Jugendlichen ohne angemessene Im­mun­antwort. | Unsplash Glsun Mall
Die Schweizerische Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Arzneimittel und Medizinprodukte (Swissmedic) hat die Antikörperkombination Tixagevimab und Cilgavimab beschleunigt und befristet zugelassen. Dies teilt das Unternehmen Astrazeneca mit, das die Therapie lizenziert hat. Es ist die schweizweit erste medikamentöse Prophylaxe für Covid-19.
Die Prophylaxe ist bestimmt für Risikopatienten, die trotz mehrmaliger Impfungen keine genügende Immunabwehr gegen Covid-19 aufbauen können. Betroffen sind im speziellen immunsupprimierte Personen mit Krebs, Transplantationen oder rheumatoider Arthritis. Die Behandlung konnte bislang nur «ausnahmsweise» verschrieben werden.

Rund 200'000 immun-geschwächte Patienten

Diese immunsuprimierte Menschen haben im Gegensatz zur allge­meinen Bevölkerung ein bis zu dreimal so hohes Risiko einer Spitaleinweisung und ein doppelt so hohes Sterberisiko. In der Schweiz gibt es rund 200'000 immun-geschwächte Patienten und Patientinnen. Experten schätzen zudem, dass es schweizweit rund 10'000 Hochrisikopatienten gibt.
Der Bund hat bisher gut 5’000 Dosen der Antikörperkombination Tixagevimab und Cilga­vimab bestellt. Die Voraus­setz­ungen für die Abgabe und Kostenübernahme wurden von der Schweiz­er­isch­en Gesell­schaft für Infektiologie (SSI) festgelegt. Die Antikörperkombination wird unter Auflagen vom Bund beziehungsweise der Krankenversicherung vergütet.
Die Antikörperkombination
Die Antikörperbehandlung (AZD7442) ist eine Kombination aus zwei langanhaltenden Antikörpern (sog. «LAABs», Long-acting antibodies) – Tixagevimab (AZD8895) und Cilgavimab (AZD1061) –, ursprünglich gewonnen aus B-Zellen von rekonvaleszenten Patienten nach einer Sars-Cov-2-Infektion. Die humanen monoklonalen Antikörper wurden vom Vanderbilt University Medical Center entdeckt und im Juni 2020 an das Unternehmen Astrazeneca lizenziert.
Die Antikörper verbinden sich mit verschiedenen Stellen des Sars-Cov-2-Spike-Proteins und konnten von Astrazeneca optimiert werden, so dass sie eine längere Halbwertszeit und eine geringere Bindung an den Fc-Rezeptor und das Komplement C1q haben. Aufgrund der längeren Halbwertszeit wird die Dauer der Wirkung im Vergleich zu herkömmlichen Antikörpern verlängert. Die reduzierte Bindung an den Fc-Rezeptor soll das Risiko einer antikörperabhängigen Verschlechterung der Erkrankung minimieren − ein Vorgang, bei dem virusspezifische Antikörper die Infektion und/oder die Krankheit fördern, anstatt sie zu hemmen. AZD7442 wird als eine intramuskuläre Injektion verabreicht.
AZD7442 wird auch als potenzielle Therapie für stationär behandelte Covid-19-Patienten in der Activ-3-Studie des National Institute of Health untersucht, sowie in einer weiteren Studie von Kooperationspartnern. Neue Anträge befinden sich zudem derzeit in Prüfung, bei Behandlung nach einer Covid-Exposition sowie Dosierungsanpassungen bei der prophylaktischen Anwendung.

  • forschung
  • coronavirus
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Bundesrat zieht Lehren aus der Pandemie – zumal für Pflegeheime

Bei Epidemien sollen alte Menschen künftig stärker selber entscheiden können. Aber auch Jugendliche sollen psychisch besser betreut werden.

image

Arzt vor Gericht wegen angeblich gefälschten Covid-Zertifikaten

Einem 78-jährigen Arzt wird vorgeworfen, dass er rund 50 Impf- und 400 Genesenenzertifikate unrechtmässig ausgestellt habe.

image

Studie: Tageszeit könnte Krebstherapie beeinflussen

Am frühen Morgen seien Krebsmedikamente besonders wirksam, am frühen Nachmittag weniger. Spitäler richten sich bislang nicht danach.

image

Je weniger Pflege-Fachleute, desto längere Spitalaufenthalte

Mit Team-Nursing können Spitäler viel Geld sparen. Doch eine US-Studie zeigt, dass die Patienten unter diesem Modell leiden.

image

SAMW: Diese KSBL-Ärztin ist ein Vorbild

Magdalena Filipowicz Sinnreich gewinnt den diesjährigen Stern-Gattiker-Preis.

image

Ostschweizer Kispi und HSG: Gemeinsames Diabetes-Forschungsprojekt

Untersucht wird, wie sich Blutzuckerschwankungen auf die Nervengesundheit bei Kindern mit Diabetes Typ 1 auswirken - und welche Rolle Lebensstilfaktoren spielen.

Vom gleichen Autor

image

Kantonsspital Glarus verliert GL-Mitglied

Thomas Kühnis, Chef der Finanzen, Informatik und Betriebe, verlässt nach neun Jahren die Geschäftsleitung des Kantonsspitals Glarus.

image

Neue Ärzte-Tarife auf dem Weg zur Genehmigung

Die Tarifpartner beantragen wie geplant die Genehmigung eines Tarifsystems aus ambulanten Pauschalen und Tardoc.

image

Schatten über dem Verkauf des Spitals Flawil

Wurden beim Verkauf des Spitals Flawil die Vertragspartner getäuscht? Mehrere Kantonsparlamentarier verlangen Antworten von der St.Galler Regierung.