Unrentabel: Kein Arzt will auf dem Land arbeiten

Die Patienten müssen ihre Akten bis Freitag abholen: Die Südland-Praxis in Rüschegg BE schliesst, weil dort niemand mehr Hausarzt sein will.

, 20. Dezember 2023 um 13:28
image
Im Wartezimmer der Praxis Südland in Rüschegg werden am 29. Dezember 2023 die letzten Patienten auf ihre Konsultation warten. Dann schliesst die Praxis. | zvg
Die Südland-Praxis in Rüschegg hat keine Ärztinnen und Ärzte mehr gefunden, die bereit waren, in dieser Region zu arbeiten. Nun geht sie zu, wie die «Berner Zeitung» schrieb.
Die betroffenen Gemeinden im Gantrischgebiet sorgen sich. Denn künftig ist eine Hausärztin oder ein Hausarzt für 3000 Menschen zuständig. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO wäre ein Arzt pro 1000 Menschen ausreichend.
Daniel Flach, der Geschäftsführer der Genossenschaft Südland, ist nicht verwundert über den Mangel. Es sei schlicht kaum möglich, eine Hausarztpraxis in Rüschegg rentabel zu betreiben. Denn dort werde mit den gleichen Taxpunktwerten wie in der Stadt Bern abgerechnet.

Höhere Taxpunktwerte fürs Land

Seiner Meinung nach müssten sie aber höher sein, damit zum Beispiel die langen Anfahrtswege zu Patienten entschädigt würden. «Um einen Arzt zu finden, der so abgelegen arbeitet, müssten mehr Anreize geschaffen werden», sagt Flach.
Er findet, dass die öffentliche Hand mehr finanzielle Unterstützung bieten sollte. Eine weitere Lösung sind für ihn Advanced Practice Nurses, also höher ausgebildete Pflegefachleute. In der Südland-Praxis in Bern kommen bereits solche Pflege-Experten und -Expertinnen zum Einsatz.

Sportliche Anreize

Eine etwas andere Sicht auf das Thema hat der erfahrene Gruppenpraxisleiter Adrian Wirthner. Er sagte kürzlich in einem Interview mit Medinside: «Hausarzt ist kein Beruf, den man subventionieren muss.»
Er baut derzeit im Goms VS eine Gruppenpraxis auf. Und er glaubt daran, genug Personal zu finden. «Ich gehe davon aus, dass sehr viele junge Ärztinnen und Ärzte ziemlich sportlich sind. Wenn sie hier Teilzeit arbeiten können, dann ist das schon sehr hohe Lebensqualität.»
  • ärzte
  • hausarzt
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Exit-Chefin will, dass Ärzte mehr über Sterbehilfe lernen

Marion Schafroth, die Präsidentin von Exit, fordert, dass Ärzte und Ärztinnen auch in Sterbehilfe ausgebildet werden. Die FMH findet: Das sind sie bereits.

image

Auch für 70 Zürcher Ärztinnen und Ärzte gilt neu «42+4»

Drei Stadtzürcher Gesundheitsinstitutionen wechseln das System und testen die 42-Stunden-Woche mit 4 Stunden Weiterbildung.

image

Die versteckte Krise: Ärztinnen sind suizidgefährdeter als Ärzte

Die Selbstmordraten bei Ärzten sinken weltweit. Aber Ärztinnen sind immer noch speziell gefährdet.

image

«Die Schweiz ist für viele deutsche Ärzte ein Traum»

Allerdings: Für Schweizer Assistenzärzte kann die Arbeit an einem deutschen Krankenhaus interessant sein. Die Nachfrage steige, sagt Martin Werner von DocsGoSwiss im Kurzinterview.

image

So könnten Ärzte körperliche und psychosoziale Schmerzen klarer trennen

Die ETH Zürich hat eine Methode gefunden, die Ärztinnen und Ärzten helfen soll, körperlichen und psychosozialen Schmerz besser zu unterscheiden.

image

Baselbieter Ärzte wollen keine Zulassungs-Grenze

Basel-Land stimmt darüber ab, ob es einen Zulassungs-Stopp für bestimmte Fachärzte geben soll. Ärzte und die FDP werben für ein Nein.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Notfall des See-Spitals war stark ausgelastet

Die Schliessung des Spitals in Kilchberg zeigt Wirkung: Nun hat das Spital in Horgen mehr Patienten, macht aber doch ein Defizit.