Im Januar war in den USA das Alzheimer-Medikament Leqembi mit dem Wirkstoff Lecanemab zugelassen worden, freilich erst mit einer beschleunigten Zulassung der Arzneimittelbehörde FDA. Die reguläre Zulassung ist bis zum 6. Juli zu erwarten. Auch in Europa befindet sich das Medikament in der behördlichen Prüfung.
Das Arzneimittel wurde vom US-Unternehmen Biogen zusammen mit dem japanischen Pharmaunternehmen Eisai entwickelt. Es wäre das erste krankheitsmodifizierende Alzheimer-Medikament, das die regulatorischen Hürden überschreitet. Im Umlauf befindliche Medikamente behandeln nur die Symptome, haben aber auf den Verlauf der Krankheit keinen Einfluss.
«Es lohnt sich nicht...»
Nicht zum ersten Mal wird nun wieder Kritik laut. Wie
cash.ch am Wochenende berichtet, zweifeln europäische Alzheimer-Experten am Nutzen dieses Produkts. Im italienischen Universitätskrankenhaus Santa Maria in Terni sollen sich verzweifelte Patienten bereits nach Lecanemab erkundigt haben. Carlo Colosimo ist Leiter der Neurologie-Abteilung. Er sagte laut Cash: «Wir müssen das Gesamtbild betrachten, und ich kann für die Mehrheit der Experten in meinem Land sagen, dass es sich nicht lohnt.»
Klinisch nicht aussagekräftig
Schon am 26. Februar war in der «NZZ am Sonntag» zu lesen, dass sich Millionen von Menschen falsche Hoffnungen machen könnten. Das Sonntagsblatt zitiert den französichen Virologen Nicolas Villain, der an einer Studie beteiligt war und im Interview erklärt, dass die Studienergebnisse zwar statistisch signifikant, aber klinisch nicht sehr aussagekräftig seien.
Der Wirkstoff soll die zugrundliegende Biologie der Alzheimer-Krankheit verändern. Dadurch soll das Fortschreiten einer Erkrankung in einem frühen Stadium verlangsamt werden. Eine Heilung der Alzheimer-Krankheit ist jedoch auch mit diesem Wirkstoff nicht möglich, wie Alzheimer Schweiz auf ihrer Website schreibt.
Obschon seit vielen Jahren weltweit an einem Wirkstoff zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit geforscht wird, kann die Erkrankung bis heute nicht geheilt oder aufgehalten werden. Zurzeit werden mehr als 100 verschiedene Wirkstoffe in klinischen Studien getestet.
Auch Eli Lilly hofft auf eine Marktzulassung
Dass das Finanzportal cash.ch darüber berichtet, ist kein Zufall. Pharmafirmen rund um den Globus liefern sich einen Wettstreit in der Entwicklung bahnbrechender Medikamente. Ob also Lecanemab einschlägt oder nicht, wird einen markanten Einfluss auf den Aktienkurs von Biogen haben.
Anfang Mai war zu lesen, dass der US-Hersteller Eli Lilly ein Medikament erforscht hat, welches das Fortschreiten der Krankheit in frühem Stadium verlangsamen soll. Dessen Wirkstoff heisst Donanemab. Auch mit diesem ist eine Heilung der Krankheit nicht zu erwarten, aber immerhin ein langsameres Fortschreiten der Krankheit im frühen Stadium. Aber auch hier ertönen Warnrufe vor erheblichen Nebenwirkungen.