«Assura gibt ihr Vorschuss-System auf»,
meldete Medinside letzte Woche. Die Krankenversicherung Assura bezahlt Arzt- und Apothekenrechnungen künftig direkt. Das hat einen Vorteil für die Versicherten: Sie müssen das Geld nicht mehr vorschiessen.
Doch ist das auch ein Vorteil für Ärzte und Ärztinnen? Nicht unbedingt, sagt die Ärztevereinigung FMH.
Wie die Assura wickeln immer mehr Krankenkassen Arzt- und Apothekenrechnungen automatisch mit dieser Methode ab, die «Tiers payant» heisst. Das bedeutet: Die Rechnungen gehen nicht mehr zuerst an die Patienten, sondern direkt an die Versicherung, welche dann mit den Patienten nur noch Franchise und Selbstbehalt abrechnet.
«Kassen machen Druck»
Bereits vor zehn Jahren stellte der mittlerweile verstorbene FMH-Vizepräsident Ernst Gähler fest: «In den letzten Jahren wird vonseiten einzelner Krankenversicherer zunehmend Druck betreffend das Abrechnungssystem ausgeübt.»
Schon damals wehrte sich die FMH gegen diese Entwicklung. Es sei besser, billiger und effizienter, wenn die Rechnungen für ambulante Behandlungen an die Patienten statt an die Kassen gehen. Deshalb sei die Abrechnungsmethode «Tiers garant» sei aus Sicht der Ärzteschaft zu bevorzugen.
FMH: «Tiers garant» klar vorzuziehen
Und dabei bleibt die FMH – auch zehn Jahre später. Urs Stoffel, Mitglied des FMH-Zentralvorstands erklärt gegenüber Medinside, dass es für die FMH zwar wichtig sei, dass im Gesetz beide Abrechnungsmethoden vorgesehen seien.
Doch sei die Abrechnung via Patienten «klar vorzuziehen und ist deshalb auch im Gesetz als primäre Abrechnungsart vorgesehen».
Dies aus folgenden Gründen:
- Die Patienten können selbst entscheiden, welche Rechnungen sie der Krankenkasse zur Vergütung einreichen und damit zur Kenntnis bringen. Geht die Rechnung direkt an die Krankenkasse, kennt diese jede Diagnose und Erkrankung.
- Da viele Patienten kleinere Rechnungen direkt und selbst bezahlen, trage das System zu Kosteneinsparungen bei.
- Ausserdem entfalle der leidige Streit zwischen Ärzten und Krankenkassen, wer nun der Patienten die gesetzlich geforderte Rechnungskopie zustellt, da der Patient sowieso immer die Rechnung erhält.
- Eine Auswertung der Ärztekasse vor zehn Jahren hat gezeigt, dass die Zahlungsmoral nicht besser ist, wenn die Krankenkassen die Rechnungen direkt begleichen. Damals war nach 30 Tagen der Anteil der bezahlten Rechnungen bei den Patienten sogar höher als bei den Krankenkassen.
- Auch das Risiko für Zahlungsverluste war geringer, weil die Zahl der Schuldner bei den Patienten grösser ist als bei den Kassen und der Betrag pro Schuldner kleiner.
So rechnen die Kassen ab
Immer mehr Krankenkassen zahlen Rechnungen direkt. Das zeigt eine Erhebung des Online-Vergleichsportals Moneyland vom letzten Jahr. Auch bei der Assura werden sich die Anteile ab diesem Jahr verschieben.