Es herrschen zwar immer noch sommerliche Temperaturen. Doch der Herbst ist da und mit ihm die Sorgen betreffend eine weitere Covid-Welle: Um die 5000 Neuinfektionen werden gemäss Zahlen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) täglich registriert (Stand 11. Otober).
Diese Zahlen bilden die Realität kaum ab: Laut
«SRF» ist die
Schweiz «testmüde» und die Dunkelziffer «sehr hoch». Wie Tanja Stadler, ETH-Expertin und ehemalige Covid-Taskforce-Chefin, im Bericht von Montag zitiert wird, ist die Herbstwelle aber auch ohne absolute Zahlen absehbar. Mit einer Zunahme des Infektionsgeschehens und mit ansteigenden Fallzahlen rechnet auch der
Bund.In den Spitälern ist die Lage hinsichtlich der Patienten mit einer Sars-CoV-2-Infektion trotz der befürchetetn hohen Dunkelziffer noch ruhig: Gemäss
BAG-Dashboard wurden in der Woche vom 4. bis zum11. Oktober schweizweit 396 Personen wegen Covid hospitalisiert; 46 davon wurden auf der
Intensivstation behandelt (siehe Grafik), 9 Personen starben.
Schwere Verläufe seltener
Ein Blick auf einige Kantone: In
Zürich sind die Hospitalisationen in den letzten zwei Wochen wieder etwas angestiegen. «Das spüren wir vor allem in der stationären Behandlung in den beiden Häusern Klinik Im Park und Klinik Hirslanden. Auf den Intensivstationen ist eine leichte Zunahme zu verzeichnen», erklärt die Hirslanden.
Ebenso in letzter Zeit leicht angestiegen sind die laborbestätigten Covid-Infektionen in den Kantonen
Bern und
Luzern. Grund zur Sorge gibt es noch nicht. Schwere Verläuf werden am Luzerner Kantonsspital (Luks) und am Berner Inselspital kaum noch verzeichnet.
«In den letzten Wochen waren maximal fünf Patienten intensivpflichtig», konkretisiert das Berner Insel Spital. Bei den schweren Verläufen handle es sich meist um Personen mit schwerer Immunsuppression oder um ungeimpfte Personen.
Weil grosse Teile der Bevölkerung geimpft seien und/oder eine Infektion durchgemacht haben, komme es immer seltener zu schweren Verläufen.
Dünne Personaldecke
Ist es die Ruhe vor dem Sturm? Die künftige Covid-Situation einzuschätzen, «ist aus unserer Sicht aktuell noch schwierig», so das Luks. Sorgen bereitet ein anderes Thema:
«Der anhaltende Pflegefachkräfte-Mangel stellt auch für uns nach wie vor eine grosse Herausforderung dar. In der Konsequenz ist die Belastung für die Mitarbeitenden unverändert hoch», antwortet die Hirslanden auf die Frage, wie die Stimmung im Hinblick auf eine allfällig Covid-Herbstwelle sei.
Dünn ist die Personaldecke in Berufsgruppen wie in der Pflege auch in den Häusern der Insel Gruppe. «Deshalb kann auch ein tiefer Anteil an schweren Verläufen zu einer Mehrbelastung der Spitäler führen», gibt die Insel zu bedenken.
Massnahmen gegen Personalausfälle
Die hohen Fallzahlen in der Bevölkerung haben die Berner Spitalgruppe dazu bewogen, wieder eine allgemeine Maskenpflicht* einzuführen – «mit dem Ziel, Personalerkrankungen tief zu halten und vulnerablen Patienten optimalen Schutz zu bieten.» Am Luzerner Kantonsspital und an den beiden Hirslanden-Standorten in Zürich gilt seit Mai keine Maskenpflicht mehr.
Zur Info: Heute wird sich der Vorstand der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) unter anderem mit der aktuellen epidemiologischen Lage befassen und sich je nach dem für oder gegen Massnahmen aussprechen.
Eine weitere Massnahme, um Personalausfällen entgegenzuwirken, ist laut BAG eine Auffrischimpfung gegen das Sars-Cov-2-Virus. Die entsprechenden
Impfempfehlungen traten am 10. Oktober in Kraft. Zu den Personengruppen, denen eine Auffrischimpfung empfohlen wird, zählt das Gesundheitspersonal.
Booster: Wie gross ist die Nachfrage?
Doch wie gross ist die Nachfrage beim Gesundheitspersonal für einen Booster überhaupt? Konkrete Daten dazu gibt es keine. Einzig das Luks schätzt:
«Die Nachfrage ist aktuell noch verhalten. Wir rechnen mit einem Anstieg, sobald der bivalente Pfizer-Impfstoff zur Verfügung steht.» Wie das Luzerner Spital weiter ausführt, haben sich rund 85 Prozent der Mitarbeitenden einmal boostern lassen.
Eine hohe Impfquote verzeichnen auch die Insel (87%) und die Hirslanden (85%). Die erhobenen Daten stammen allerdings noch aus dem Frühing. Die hohe Impfrate wollen alle Häuser aufrecht erhalten und überlassen deshalb nichts dem Zufall:
Während die Hirslanden mit einer internen Impfkampagne die Mitarbeitenden in allen 17 Häusern für einen Covid-Booster, aber auch für die jährliche Grippeimpfung, sensibilisieren will, hat die Insel bereits eine Empfehlung für die Auffrischimpfung «auf allen Kanälen» herausgegeben.
Beim Luks ist laut eigenen Angaben eine «niederschwellige Kampagne» im Gange. Sollte eine nächste Welle kommen, «werden wir unsere bisher gemachten Covid-Erfahrungen nutzen, um einen effizienten Pandemiebetrieb zu gewährleisten und genügend Ressourcen für den Non-Covid-Bereich bereitzustellen.»
*Die allgemeine Maskenpflicht wird von immer mehr Spitälern eingeführt. Darunter etwa das Universitätsspital Zürich, das Spital Lachen oder seit heute Donnerstag die Spitäler Schaffhausen.
Update: Die GDK hat sich heute gegen eine Empfehlung von Covidmassnahmen ausgesprochen. Medinside berichtete. Zahlen aus den Impfzentren
Luzerner Kantonsspital
Die Zahl der täglichen Impfungen am
Impfzentrum des Luzerner Kantonsspitals in Luzern schwankt zwischen
300 und 600. Angeboten werden die Impfstoffe von Pfizer, Moderna, Janssen und Novavax.
Hirslanden
2021 nahm die private Spitalgruppe in Zürich-Oerlikon eines der grössten Impfzentren der Schweiz in Betrieb. Heuer werden in einem kleineren
Booster-Impfzentrum täglich zwischen
1200 und 1800 Impfungen verabreicht. Geimpft wird in erster Linie mit dem angepassten Impfstoff von Moderna.
Der herkömmliche mRNA-Impfstoff findet noch für Grundimmunisierungen Verwendung.
Seit Dienstag geschlossen ist das Impfzentrum in Weinfelden. Dafür gibt es zusätzliche Zentren in Amriswil und Frauenfeld.
Insel Gruppe
Im Impfzentrum auf dem
Inselcampus am Inselspital in Bern werden derzeit zwischen
700 bis 800 Personen pro Tag geimpft. Bei den aktuell verfügbaren Impfstoffen handelt es sich um
- Moderna monovalent und bivalent (ursprünglicher / neu angepasster Impfstoff)
- Pfizer nur monovalent (ursprünglicher Impfstoff)
- Novavax nur zu bestimmten Stunden
- Johnson & Johnson nur an bestimmten Halbtagen