Das Berner Inselspital soll noch mächtiger werden

Den Berner Regionalspitälern dürfte es an den Kragen gehen: Die Insel soll Aktien von ihnen kaufen und den ganzen Kanton beherrschen.

, 26. April 2023 um 12:22
image
Das Inselspital soll künftig über die Berner Regionalspitäler herrschen. | zvg
Alle Macht dem Berner Inselspital: So sehen die neusten Pläne für die Berner Spitallandschaft aus. Ein vertrauliches Papier, das Medinside vorliegt, zeigt, was in den nächsten Jahren passieren soll. Das neue Konzept in Auftrag gegeben haben die öffentlichen Spitäler des Kantons beim Beratungsunternehmen Pricewaterhousecoopers (PWC).

Das ist geplant

Das Berner Universitätsspital Insel soll noch stärker werden und als «Anker» für den ganzen Kanton dienen. Es soll nicht nur hochspezialisierte Medizin anbieten, sondern auch die Grundversorgung.
Die übrigen Spitäler werden zurückgestutzt: Die derzeit sechs Spitalregionen werden auf vier Regionen reduziert. Das heisst: Im Berner Oberland müssen das Spital Simmental-Thun-Saanenland (STS) und die Spitäler Frutigen Meiringen, Interlaken (FMI) fusionieren. Im Osten des Kantons sind es die Spitäler Langenthal im Oberaargau und die beiden Emmentaler Spitäler Burgdorf und Langnau.

Insel soll Aktien übernehmen

Damit das Inselspital mehr Einfluss auf die regionalen Zentren erhält, soll es Aktien dieser Spitäler kaufen.
Auch der Zusammenschluss der beiden psychiatrischen Kliniken ist geplant und ein Entscheid darüber bereits für Ende Jahr terminiert.

Die Vorteile

PWC verspricht sich von den Fusionen fünf Vorteile: Verbesserte Zusammenarbeit zwischen Akutspital, Psychiatrie und Reha, bessere Notfallversorgung, weniger finanzieller Aufwand, mehr Möglichkeiten, das Personal besser einzusetzen sowie bessere Behandlungsabläufe für die Patienten.

Die Nachteile

Doch die gut tönenden Ideen eines Beratungsunternehmens kommen bei den Betroffenen nicht gut an. So kritisiert der Anästhesist Stefan Graf, derzeit noch Leitender Arzt im Spital Münsingen, das Vorhaben. Ihn wundert nicht, dass das Inselspital die private Weiterführung des Spitals abgelehnt hat.
«Die Insel fürchtete die Konkurrenz», vermutet der Arzt. PWC stelle nun «für sehr viel Honorar eine neue Spitalpolitik für den Kanton Bern vor.» Diese sei aber gar nicht neu, sondern «wieder das alte System mit der Insel im Zentrum und regionalen Zentren als zunehmend reine Befehlsempfänger.»

Ohne Privatspitäler und Hausärzte zu fragen

Was den Arzt ebenfalls wundert: Es wird eine Grundversorgung geplant, ohne die Privatspitäler einzubeziehen – und vor allem auch, ohne die Hausärzte und -ärztinnen zu fragen.
Das Modell der abgestuften Versorgung sei mit der Schliessung der Spitäler Münsingen und Tiefenau «gerade krachend gescheitert», unter anderem deshalb, weil die Direktion und die Verwaltung der Insel mit peripheren Strukturen nichts anfangen könne. Sie habe zum Beispiel nicht geschafft, Belegärzte in den Spitalbetrieb zu integrieren. Sein Fazit: «Jetzt wird der gleiche Quatsch einfach wieder neu aufgekocht.»

Wie konkret sind die Pläne?

Wohl sehr konkret. Denn im Papier heisst es: Die Pläne sollen «möglichst rasch und mit so wenig Umsetzungsaufwand wie möglich» angegangen werden. Bereits in gut vier Jahren soll alles realisiert sein.
  • spital
  • insel gruppe
  • kanton bern
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Kantonsspital Baden: Petition für Teuerungsausgleich

Gute ein Drittel des Personals unterschrieb die Forderung nach Nachbesserungen in der Lohnrunde.

image

Insel Gruppe: Christian Leumann bleibt bis Ende 2025

Die Suche nach einem neuen CEO stockt. Interims-Direktor Leumann will dazu beitragen, dass kein Zeitdruck entsteht.

image

Nachhaltiger Neubau in Arlesheim: Fast alles aus Holz

Der Neubau der Klinik Arlesheim setzt auf nachhaltigen Holzbau. Mit modernster Architektur und ökologischen Materialien entsteht ein einzigartiges Gebäude, das Gesundheit und Umwelt vereint. Ein Projekt, das für die Zukunft der medizinischen Versorgung steht.

image

Spital Wallis: 30 zusätzliche Stellen für die Pflege

Der Kanton bewilligt 6,6 Millionen Franken, mit denen nächstes Jahr die Arbeitsbedingungen im Spital Wallis verbessert werden können.

image

Zürich: Kein Teuerungsausgleich in den kantonalen Spitälern

Seit 2023 wuchsen die Lohnsummen bei KSW, PUK, IPW und USZ deutlich schwächer als in der übrigen Kantonsverwaltung.

image

Hoch Health Ostschweiz: Die Geschäftsleitung steht

Neben Simon Wildermuth im Amt des CEO übernehmen weitere Geschäftsleitungsmitglieder Interims-Funktionen.

Vom gleichen Autor

image

«Hausarzt ist kein Beruf, den man subventionieren muss»

Ein Arzt macht vor, wie eine Berggemeinde zu medizinischer Versorgung kommt. Und er kritisiert Kollegen, die einfach ihre Praxis schliessen.

image

Pflegefachleute verschreiben so sachkundig wie Ärzte

Das dürfte das Pflegepersonal freuen: Es stellt laut einer US-Studie genauso kompetent Arzneimittel-Rezepte aus wie Ärzte.

image

Temporär-Arbeit in der Pflege: Ein Angebot mit Haken

Es gibt gute Gründe für Pflegefachleute, sich nur noch temporär anstellen zu lassen. Aber es gibt auch ein paar gute Argumente dagegen.