Die Krebsliga findet geheime Preismodelle nicht sinnvoll. Doch der Bundesrat sieht sie als Mittel zum Kostensenken. Deshalb schliessen das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und die Arzneimittel-Hersteller schon seit geraumer Zeit immer wieder vertrauliche Verträge über Rabatte für teure Medikamente ab.
Verträge sind kontraproduktiv
Nun will der Bundesrat solche «geheime Preismodelle» sogar im zweiten Kostendämpfungspaket gesetzlich verankern. Aber die Krebsliga findet: «Diese vertraulichen Verträge verfehlen die gewünschte Wirkung.»
Tatsache ist, dass es bei vielen dieser Verträge um neue Krebsmedikamente geht. In der Krebsbehandlung sind die Arzneimittelpreise deutlich höher als in anderen Fachgebieten. Krebsmedikamente verursachen mit nur 0,7 Prozent Bezügen über eine MiIlliarde Franken, also 12,5 Prozent der Medikamentenkosten in der Grundversicherung.
Lobenswert, aber...
Die Absicht des Bundesrats ist es, diese Arzneimittel schneller und günstiger verfügbar machen. «Das ist zwar lobenswert, doch gibt es keine wissenschaftliche Evidenz, dass vertrauliche Rabatte zur Erreichung dieses Ziels beitragen», schreibt die Krebsliga in einer Mitteilung.
Die Preismodelle würden vielmehr verhindern, dass die wirkungsvollsten Substanzen zum besten Preis in die Spezialitätenliste aufgenommen werden. Warum die Krebsliga das befürchtet? Eine internationale Studie der Universität Zürich kommt zum Schluss, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem klinischen Nutzen und den Kosten eines Medikamentes gibt.
So kommen auch schlechte Mittel auf die Liste
«Die potentielle Wirksamkeit muss daher bei der Preisgestaltung besser berücksichtigt werden», verlangt die Krebsliga. Mit Preismodellen könnten jedoch die Pharma-Hersteller bei entsprechend hohem Rabatt auch Medikamente mit schlechter wissenschaftlicher Beweislage zur Aufnahme in die Spezialitätenliste beantragen. Die Krebsliga befürchtet: «Ist ein Wirkstoff erst einmal in die Spezialitätenliste aufgenommen, wird er in der Regel nicht mehr zurückgezogen.»
Statt geheimer Preismodellen braucht es laut der Krebsliga eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Staaten und mehr statt weniger Transparenz bei den Preisen. Im Sommer wird sich der Ständerat mit der Vorlage befassen.