Alain Berset öffnet dem Globalbudget Tür und Tor

Neuland für das Schweizer Gesundheitswesen: Der Bundesrat ebnet in einem Grundsatzentscheid den Weg für die Einführung eines Kostendeckels.

, 9. März 2019 um 05:00
image
  • gesundheitspolitik
  • globalbudget
  • spital
  • praxis
  • ärzte
Jetzt ist es offiziell: Der Bundesrat wagt sich nun doch an das heikle Thema der Kostenbremse im Gesundheitswesen. Die Regierung will die Einführung einer «Zielvorgabe» für die Kostenentwicklung in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) prüfen. Dies teilt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Freitagabend mit.
Mit der Einführung eines Globalbudgets soll die Transparenz erhöht und das Kostenwachstum gedämpft werden, heisst es. Die Regierung hatte vorerst auf die Plafonierungs-Idee im Rahmen der Kostendämpfungsvorschläge einer Expertengruppe verzichtet.

Bundesrat will Korrekturmassnahmen 

Der Bundesrat hat nun aber Gesundheitsminister Alain Berset beauftragt, bis Ende Jahr eine detaillierte Vorlage zu erarbeiten. Diese soll Teil des nächsten Pakets zur Drosselung der Gesundheitskosten sein, welches Ende 2019 in die Vernehmlassung geht.
Viele entscheidende Fragen sind aber noch offen: Etwa welche Instanz die Zielvorgaben an welchen Messwerten festlegt? Oder wie das Gesamtbudget auf die Leistungserbringer wie Spitäler oder Arztpraxen aufgeteilt wird? 
Unklar ist auch, welche Korrekturmassnahmen oder (finanzielle) Sanktionen konkret zum Einsatz kommen könnten, wenn die Zielvorgabe überschritten würde. Hier bleibt der Bundesrat noch vage, schreibt aber, dass der Zugang zu den Pflichtleistungen stets gewahrt bleibe. 

Anzahl der Befürworter steigt

Die starken Hauptakteure im Gesundheitswesen, Ärzteverbände wie die FMH, Spitäler (H+), Pharma, Apotheker, Patientenschutz und die meisten Krankenversicherer, lehnen das drohende Kostendach bislang einhellig ab. Die Branche warnt vor Rationierung, Wartezeiten und Zweiklassen-Medizin. Es scheint allerdings, dass die Idee mehr und mehr an Sympathie gewinnt. Die Spitze der beiden Krankenversicherungs-Verbände sprechen sich derweil nicht (mehr) explizit gegen den Vorschlag aus. Auch eine Volksinitiative der CVP fordert bekanntlich eine Kostenbremse im Gesundheitswesen. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Hoch Health Ostschweiz: Die Geschäftsleitung steht

Neben Simon Wildermuth im Amt des CEO übernehmen weitere Geschäftsleitungsmitglieder Interims-Funktionen.

image

So wird KI fit für die klinische Routine

Vivantes integriert mit clinalytix KI in die täglichen Behandlungsprozesse

image

GZO Spital Wetzikon: Definitive Nachlassstundung bewilligt

Damit wird dem Spital Wetzikon die benötigte Zeit eingeräumt, um das Sanierungskonzept anzugehen.

image

Das MediData-Netz: Damit alle profitieren

Die Digitalisierung im Gesundheitssystem ist dringend und bringt Vorteile für Health Professionals und Patient:innen. Die Standardisierung des Forums Datenaustauschs ermöglicht eine sichere Vernetzung und effiziente Prozesse. Das MediData-Netz ermöglicht die schnelle Implementierung neuer Lösungen.

image

Zukunftsvisionen für die Gesundheitsversorgung

Beim Roche Forum 2024 diskutierten Expertinnen und Experten zentrale Herausforderungen der Schweizer Gesundheitsversorgung und setzten wertvolle Impulse für die Zukunft.

image

Swiss Medical Network weiter auf Einkaufstour

Letzte Woche das Spital Zofingen, diese Woche drei neue Hausarztpraxen: Swiss Medical Network wächst weiter.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.